Karriere-News

Studijobs sind Mangelware bei Vonovia

Besucher des IZ-Karriereforums studieren Stellenannoncen.

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Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Melanie Bauer

Karriere 11.04.2019
Mit ca. 400.000 Wohnungen und rund 10.000 Mitarbeitern ist Vonovia Deutschlands größter Wohnungsvermieter. Aktuell finden sich aber nur um die 20 Jobangebote für Studenten auf dem ... 

Mit ca. 400.000 Wohnungen und rund 10.000 Mitarbeitern ist Vonovia Deutschlands größter Wohnungsvermieter. Aktuell finden sich aber nur um die 20 Jobangebote für Studenten auf dem Karriereportal des DAX-Konzerns - bei insgesamt weit über 500 offenen Stellenangeboten. Kein Wunder, dass die meisten Studenten die im DAX notierte Wohn-AG nicht als Wunscharbeitgeber auf dem Zettel haben.

Als die Jobsuchmaschine Adzuna im Rahmen einer minutiösen Analyse am 20. März 2019 alle Stellenausschreibungen auf den Webseiten der 30 DAX-Unternehmen unter die Lupe nahm, richteten sich bei Vonovia sogar nur neun von 534 Offerten an Studenten. Gemeint sind Praktika, Werkstudententätigkeiten, Jobs für studentische Aushilfen und Plätze für Abschlussarbeiten, nicht aber Einstiegsmöglichkeiten für Absolventen.

Diese geringe Trefferquote von 2% brachte Vonovia im Studentenjob-Ranking von Adzuna einen der letzten Plätze ein. Zum Vergleich: Bei Spitzenreiter BMW richteten sich 84% von 1.113 Stellenausschreibungen an studierende Köpfe. Den zweithöchsten Anteil an Studentenjobs weist ein weiterer Autobauer auf: Volkswagen (68%). Noch weniger Studentenjobs als Vonovia hatte zum fraglichen Zeitpunkt nur Adidas parat, nämlich keinen einzigen. Insgesamt entfielen von 15.935 Stellen, die die 30 DAX-Unternehmen zu diesem Zeitpunkt ausgeschrieben hatten, exakt 4.912 Jobs - oder 31% - auf Studentenpraktika, Werkstudentenjobs und andere studentische Tätigkeiten.

Absolut die meisten Jobs für angehende Akademiker hat Daimler im Angebot: genau 1.021, was der dritthöchsten Quote von 58% entspricht. Daimler Real Estate, der interne Immobiliendienstleister des Automobilkonzerns, stellt auch gern Praktikanten oder Werkstudenten mit Immobilienbezug ein und betreut Bachelor- sowie Master-arbeiten (siehe den Artikel "Who the f... is Daimler Real Estate?", IZ 40/2018). Um seinen Bekanntheitsgrad unter immobilienaffinen Studenten zu erhöhen, besuchte Daimler Real Estate im vergangenen Jahr zum zweiten Mal das von der Immobilien Zeitung (IZ) veranstaltete Karriereforum in Frankfurt, eine Jobmesse für die Immobilienwirtschaft. Dieses Jahr steigt das IZ-Karriereforum am Samstag, den 25. Mai.

Dass Vonovia kaum Jobs für Studenten ausschreibt, könnte eine Rolle beim traditionell schlechten Abschneiden des Wohnungskonzerns im Wunscharbeitgeber-Ranking der Immobilien Zeitung (IZ) spielen. Denn Praktika & Co. sind eine gute - und kostengünstige - Möglichkeit, bei den künftigen Nachwuchskräften von den Hochschulen einen positiven und bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Bei der jüngsten Studentenbefragung im Frühjahr 2018 nannten nur fünf von 418 Teilnehmern Vonovia als einen ihrer Arbeitgeberfavoriten. Zum Vergleich: Vorjahressieger JLL bekam 58 Stimmen.

Den Eindruck, Vonovia habe keinen ausgeprägten Bedarf an Akademikern, weist Pressesprecher Max Niklas Gille zurück: "Natürlich sind auch BWLer, Architekten und alle möglichen sonstigen Studentenberufe für uns spannend." Die niedrige Quote an ausgeschriebenen Studentenjobs von 2% komme vor allem dadurch zustande, "dass wir personell sehr stark wachsen und vor allem im Handwerk neue Mitarbeiter suchen". Beim jüngsten Azubistart im August bzw. September 2018 begrüßte der Wohnungskonzern rund 110 gewerbliche Auszubildende. Zusätzlich gingen ca. 50 kaufmännische Azubis an den Start.

Außerdem, so Gille weiter, kommen bei Studenten "viele Jobs auch initiativ zustande oder z.B. durch Pflichtpraktika". Die wenigen ausgeschriebenen Stellen seien also nicht die einzigen für Studenten. Zum 31. März waren dem Sprecher zufolge rund 140 studentische Aushilfen bei Vonovia beschäftigt. Zudem biete Vonovia Azubis die Möglichkeit, dual zu studieren oder im Anschluss an die Ausbildung ein Studium zu beginnen.

Verrate uns deinen Toparbeitgeber

Die IZ-Arbeitsmarktumfrage 2019 läuft gerade. Wer seiner Meinung u.a. zum Thema Wunscharbeitgeber noch Gehör verschaffen will, sollte bis zum 14. April 2019 diesem Link folgen.Teilnehmern winken viele Preise. Das IZ-Karriereforum 2019 findet am Samstag, den 25. Mai, in Frankfurt statt. Letztes Jahr waren 58 Aussteller und 650 Teilnehmer mit von der Partie. hat

Harald Thomeczek

Vonovia-Chef verdient 117-mal so viel wie seine Untergebenen

Karriere 23.07.2018
Rolf Buch, der Vorstandsvorsitzende von Vonovia, hat im Jahr 2017 117-mal so viel verdient wie ein durchschnittlicher Beschäftigter des Wohnungskonzerns. Im DAX-30-Vergleich steht der ... 

Rolf Buch, der Vorstandsvorsitzende von Vonovia, hat im Jahr 2017 117-mal so viel verdient wie ein durchschnittlicher Beschäftigter des Wohnungskonzerns. Im DAX-30-Vergleich steht der Vonovia-Boss damit recht gut da: Der Median der CEO-to-Worker-Pay-Ratio liegt beim 85fachen. Die Hälfte der Chefs der DAX-30-Unternehmen liegt also darüber, die andere darunter. Die Spanne ist sehr breit und liegt zwischen Faktor 232 (Deutsche Post) und Faktor 25 (Commerzbank). Das alles steht in einem Report des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung der Hans-Böckler-Stiftung.

Die Schere zwischen der Managervergütung und der Entlohnung gemeiner Mitarbeiter geht laut der Untersuchung immer weiter auseinander. Wirft man Vorstandsvorsitzende und Vorstandsmitglieder der 30 DAX-Konzerne in einen Topf, berechnet das durchschnittliche Vorstandsgehalt und setzt es ins Verhältnis zum bereinigten Konzernpersonalaufwand pro Mitarbeiter, ergibt sich eine Manager-to-Worker-Pay-Ratio von 71. Das ist neuer Rekord: Als die Hans-Böckler-Stiftung sich 2005 zum ersten Mal dem Verhältnis von Vorstands- und Mitarbeitervergütung widmete, notierte die Pay-Ratio in der damaligen Zusammensetzung des Aktienindex gerade mal beim 42fachen. Anno 2014 lag der entsprechende Wert beim 57fachen. Die Studie wurde bis dato alle drei Jahre erstellt. Der Vonovia-Vorstand im Ganzen schneidet - ebenso wie CEO Buch in der Einzelwertung - mit einem Wert von 88 aktuell klar überdurchschnittlich ab.

Harald Thomeczek

Isaria Wohnbau: Lone Star inthronisiert neuen CEO

Jan Düdden.

Jan Düdden.

Quelle: Isaria Wohnbau AG

Köpfe 08.06.2018
Der Münchner Wohnprojektentwickler Isaria Wohnbau hat einen neuen Chef. Seit dem 21. Mai 2018 firmiert Jan Düdden als Vorstandsvorsitzender bzw. CEO der Aktiengesellschaft. Düdden war vorher ... 

Der Münchner Wohnprojektentwickler Isaria Wohnbau hat einen neuen Chef. Seit dem 21. Mai 2018 firmiert Jan Düdden als Vorstandsvorsitzender bzw. CEO der Aktiengesellschaft. Düdden war vorher für das Asset-Management-Treiben von Hudson Advisors Germany zuständig. Hudson Advisors ist der Asset-Manager für die Fonds von Lone Star in Deutschland. Das US-amerikanische Private-Equity-Unternehmen hat sich vor gut anderthalb Jahren die Mehrheit an dem Bauträger gesichert.

Düdden ist quasi der Nachfolger von Michael Haupt, der nach der jüngsten Hauptversammlung Ende April 2018 vom Vorstand in den Aufsichtsrat gewechselt ist. Haupt agierte seinerzeit allerdings als Alleinvorstand. Seinen Wechsel auf die Aufseherseite hatte Isaria bereits Ende 2017 vermeldet - nicht vermeldet hatte das Unternehmen damals, dass es einen direkten Nachfolger für Haupt geben würde. Im Dezember 2017 war nur die Rede davon gewesen, dass zum 1. Januar 2018 Henrik Stratz (48) und Gerhard Wirth (48) in den Vorstand berufen würden (was dann auch geschah). Stratz ist bereits seit 2008 im Unternehmen, Wirth war vorher Geschäftsführer bei CBRE Preuss Valteq. Beide Herren sollen nach Angaben von Isaria im Vorstand bleiben und sich weiterhin um das operative Geschäft kümmern. Auf Düdden warten andere Aufgaben, heißt es.

Harald Thomeczek

Wie viel verdient ein Mitarbeiter im Kundenservice?

Vor einem Jahr wurde die Deutsche Annington in Vonovia umgeflaggt. Vor dem Duisburger Kundencenter von Vonovia zeigte nun die Gewerkschaft ver.di Flagge.

Vor einem Jahr wurde die Deutsche Annington in Vonovia umgeflaggt. Vor dem Duisburger Kundencenter von Vonovia zeigte nun die Gewerkschaft ver.di Flagge.

Bild: Vonovia

Karriere 01.12.2016
ver.di fordert den Wohnungsvermieter Vonovia zum Abschluss eines Tarifvertrags auf. Die Gewerkschaft verleiht ihrer Forderung mit Warnstreiks Nachdruck. Ihre Sorge gilt jedoch nicht nur ... 

ver.di fordert den Wohnungsvermieter Vonovia zum Abschluss eines Tarifvertrags auf. Die Gewerkschaft verleiht ihrer Forderung mit Warnstreiks Nachdruck. Ihre Sorge gilt jedoch nicht nur Beschäftigten von Vonovia. Die im Dax notierte Wohnungs-AG lehnt Gespräche mit ver.di ab.

Derzeit werden laut ver.di rund 20% aller Vonovia-Mitarbeiter im gesamten Konzern nach dem Tarifvertrag der Wohnungswirtschaft bezahlt - weil sie schon so lange bei Vonovia sind und ihre Arbeitsverträge aus der Zeit vor dem von ver.di gegeißelten schleichenden Ausstieg aus der Tarifbindung datieren. Auch die rund 630 Köpfe große Belegschaft des bestreikten Duisburger Kundenservice-Center von Vonovia Property Management ist in diesem Punkt zweigeteilt.

In puncto Gehalt bedeutet das für die Beschäftigen im Kundenservice ein "Delta von bis zu 500 Euro", so Andrea Becker, die zuständige Fachbereichsleiterin von ver.di. Während die nach Tarif bezahlten Kollegen demnach 2.500 Euro brutto bekommen, erhielten diejenigen ohne Tarifvertrag "um die 2.000 Euro - für die gleiche Tätigkeit!" Außerdem moniert Becker u.a., dass die tariflos im Kundenservice von Vonovia Beschäftigten weder Urlaubs- noch Weihnachtsgeld erhalten und 40 statt 37 Stunden in der Woche arbeiten müssen.

Ver.di will zunächst für Vonovia Property Management einen Tarifvertrag aushandeln. "Das mittel- bis langfristige Ziel ist es, die Tarifbindung im Konzern und in allen Betrieben der Wohnungswirtschaft wieder zu erhöhen", sagt Becker.

"Wir zahlen doch gute Gehälter", erwidert Vonovia-Sprecherin Nina Henckel. Damit hat sie jedoch nicht den Flächentarifvertrag für die Wohnungswirtschaft oder die Haustarifverträge einzelner Wohnungsgesellschaften im Auge, sondern das, was üblicherweise in Callcentern gezahlt wird: "Unsere Einstiegsgehälter liegen zwischen 2.000 Euro und 2.400 Euro" - "externe Dienstleister" dagegen zahlten "teilweise nur den Mindestlohn von rund 1.600 Euro". Soll wohl heißen: Vonovia könnte sich die gleiche Dienstleistung auch deutlich billiger einkaufen.

Das hat die Bochumer Wohnungsgesellschaft bereits - notgedrungen - getan: Die Arbeitsniederlegung von 70 Beschäftigten in Duisburg "haben wir durch unseren Kundenservice in Dresden und den Einsatz eines externen Dienstleisters abgefedert", so die Vonovia-Sprecherin. Sie versichert: "Wir konnten alle Kundenanliegen wie gewohnt bearbeiten." In Dresden arbeiten rund 300 Leute im Kundenservice. Insgesamt kümmern sich bei Vonovia also gut 900 Leute um die Belange von Mietern und Mietinteressenten der 340.000 über ganz Deutschland verstreuten Wohnungen.

Warum der Tarifvertrag für die Wohnungswirtschaft auf die Tätigkeiten im Kundenservice von Vonovia nicht passen soll, erklärt Sprecherin Henckel mit dem gewachsenen Grad der Arbeitsteilung: Die Mitarbeiter im Kundenservice erfüllten zwar viele Aufgaben, für die es immobilienwirtschaftliches Know-how brauche. Durch die Standardisierung von Arbeitsprozessen, die man bereits seit mehr als fünf Jahren umsetze, "ändern sich Servicelevel und Qualität jedoch nicht, wenn wir auch Mitarbeiter ohne reinen immobilienwirtschaftlichen Hintergrund einstellen".

Beim Aufbau des internen Kundenservices habe Vonovia neue Mitarbeiter eingestellt, so die Sprecherin. Zudem seien Mitarbeiter, die zuvor in wohnungswirtschaftlichen Kernbereichen gearbeitet hätten, ohne Vertragsänderung in diesen Bereich gewechselt. "Aber wir müssen wettbewerbsfähig bleiben und die Leistungen zu Kosten und Qualität erbringen, die mit denen eines externen Dienstleisters vergleichbar sind."

Stichwort Arbeitsteilung: Auf der Arbeitgeber-Bewertungsplattforum Kununu, auf der Vonovia bei 83 Bewertungen im Durchschnitt 2,9 von möglichen fünf Sternen erhält, finden sich neben allerlei anderem auch Klagen bestehender und ehemaliger Mitarbeiter über eine zunehmende Standardisierung und Ausdifferenzierung der Tätigkeiten. Etwa diese: "Frei nach Henry Ford: Jeder Mitarbeiter nur ein Handgriff und fast keine Verantwortung mehr."

ver.di sorgt sich indes nicht nur um die unter Tarif bezahlten Vonovia-Mitarbeiter in Duisburg: "Wenn wir zulassen, dass sich Deutschlands größter Wohnungskonzern zur tariffreien Zone erklärt, ist das die Einladung an alle Wettbewerber, das nachzuahmen", unkt Fachbereichsleiterin Becker.

Zu den Wohnungsvermietern, die eine solche Einladung möglichst nicht erhalten sollen, zählt die Düsseldorfer LEG Immobilien mit rund 130.000 Einheiten in Nordrhein-Westfalen.Die LEG ist zwar auch nicht an den Flächentarifvertrag der Wohnungswirtschaft angeschlossen, hat aber eigene Tarifwerke mit der Gewerkschaft ver.di verhandelt und als Haustarifverträge abgeschlossen. Diese umfassen u.a. auch einen Vergütungstarifvertrag, nach dem alle im operativen Geschäft tätigen Mitarbeiter bezahlt werden. Dieser gilt auch für die 65 Mitarbeiter im neuen zentralen Kundenservice der LEG, den diese im Oktober 2016 an den Start geschickt hat. Diese Mitarbeiter waren vor der Neuorganisation z.B. als Kundenbetreuer oder Vermieter in den früheren Kundencentern tätig.

Die LEG-Mitarbeiter stünden mit dem hauseigenen Tarifvertrag besser da als Mitarbeiter anderer Wohnungsunternehmen, die nach dem Vergütungstarifvertrag der Wohnungswirtschaft entlohnt würden, betont Britta Maria Schell, Bereichsleiterin Unternehmenskommunikation der LEG. Bei Neueinstellungen ohne Berufserfahrung werden LEG-Mitarbeiter im Kundenservice "in Vergütungsgruppe 3 unseres Vergütungstarifvertrags eingestellt", so Schell. Das Gehalt liege bei 2.755 Euro monatlich bzw. 39.730 Euro jährlich, was 14 Monatsgehältern plus variabler Vergütung entspricht. Bei Mitarbeitern mit Berufserfahrung werde "eine Eingruppierung mindestens in Gruppe 3a vorgenommen": 2.900 Euro im Monat, 41.820 Euro im Jahr (also ebenfalls 14 Monatsgehälter plus variable Vergütung).

Der Mantel- und der Vergütungstarifvertrag der LEG unterliegen der Sozialcharta, die 2008 beim Verkauf der LEG durch das Land NRW an Finanzinvestoren vereinbart wurde. Die Sozialcharta gilt allerdings nur bis August 2018. Daher rührt die Sorge der Gewerkschafter, die LEG könne sich perspektivisch aus den hauseigenen Tarifwerken verabschieden, womöglich angestachelt von Branchenführer Vonovia. LEG-Sprecherin Schell versichert, dass "es derzeit keine Überlegungen bei der LEG gibt, aus den hauseigenen Tarifverträgen auszusteigen".

Die LEG schließt schon seit Jahrzehnten eigene Tarifverträge ab. Auch die Vorgängerin der Vonovia, die Deutsche Annington Immobilien (DAIG), war zu Beginn der 1990er Jahre noch fast zu 100% in der Tarifbindung. "Dann gab es viele Umstrukturierungen in der Form, dass nicht zufällig, sondern ganz bewusst neue Gesellschaften gegründet wurden", erinnert sich Gewerkschafterin Becker.

"Diese Gesellschaften", so Becker weiter, "wurden nicht Mitglied im Arbeitgeberverband. Dadurch wurden Beschäftigte zu niedrigen Löhnen eingestellt. In den letzten 26 Jahren hat genau diese Vorgehensweise sowohl bei der Gagfah (die von der Vonovia 2015 übernommen wurde; Anm. d. Red.) als auch bei der DAIG dazu geführt, dass nur noch 20% unter den Tarif fallen."

Wie viel Mitarbeiter im Kundenservice der Deutsche Wohnen, des zweitgrößten deutschen Wohnungsvermieters, verdienen, ist nicht zu ermitteln. Klar ist: Die Mitarbeiter werden weder an den Flächentarifvertrag für die Wohnungswirtschaft angelehnt bezahlt noch gibt es einen hauseigenen Tarifvertrag. Aber: "Anfang 2015 wurde ein für alle einsehbares internes Vergütungssystem eingeführt", so Marko Rosteck aus der Unternehmenskommunikation. Dafür habe die Personalberatung Kienbaum im Abgleich mit Wettbewerbern und unter Berücksichtigung von Tarifverträgen Gehaltsspannen für verschiedene Tätigkeitsbereiche ermittelt. So solle eine "marktgerechte" und gleichzeitig an der Leistung orientierte Vergütung sichergestellt werden.

ver.di will bei Vonovia nicht locker lassen, bis Vonovia ihre Weigerung, sich mit der Gewerkschaft an einen Tisch zu setzen, aufgibt. Danach sieht es derzeit jedoch nicht aus: In Fragen der Lohn- und Arbeitsplatzgestaltung bleibe der Betriebsrat für Vonovia der erste Ansprechpartner, lässt man wissen.

Harald Thomeczek

Dem Teamgeist auf die Sprünge helfen

Die Deutsche Reihenhaus reiste u.a. schon nach Madeira. So gemütlich wie hier ging es dabei nicht immer zu.

Die Deutsche Reihenhaus reiste u.a. schon nach Madeira. So gemütlich wie hier ging es dabei nicht immer zu.

Bild: Deutsche Reihenhaus

Karriere 06.05.2016
Gemeinsame Aktivitäten außerhalb des betrieblichen Alltags können den Zusammenhalt von Mitarbeitern stärken und das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen fördern. Ein Allheilmittel ... 

Gemeinsame Aktivitäten außerhalb des betrieblichen Alltags können den Zusammenhalt von Mitarbeitern stärken und das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen fördern. Ein Allheilmittel sind sie jedoch nicht.

Bei Strabag PFS hat ein firmeninternes Fußballturnier Tradition, das noch zu DeTe-Immobilien-Zeiten seinen Ursprung hat. Damals, so erzählt man sich, kam in der Belegschaft die Idee auf, eine Region gegen eine andere antreten zu lassen. "Wenn ihr das selbst organisiert kriegt, dann macht das mal", soll es von oben geheißen haben. Und die Mitarbeiter machten mal.

Die Belegschaft organisiert das Turnier seit Anbeginn komplett selbst, doch ohne Unterstützung der Konzernleitung wäre das Strabag-Fußballturnier wohl nicht der Event mit 500 oder mehr aktiven Teilnehmern und Zuschauern, der er heute ist. Die Kosten für Übernachtung, Platzmiete und die Party nach der Show trägt das Unternehmen. Zusätzlich schenkt es den Teilnehmern einen Arbeitstag zur Anreise. Die Teams strömen aus vielen deutschen und der einen oder anderen internationalen Niederlassung des Immobiliendienstleisters zum Firmenkick: Gesichtet wurden schon Mannschaften aus Ungarn oder der Slowakei. "Das ist gut angelegtes Geld", ist sich Kommunikationschef Oliver Stumm sicher.

Neuerdings sind auch die Kollegen des von Strabag PFS 2014 übernommenen Industriedienstleisters DIW dabei: Ein ranghoher Manager, so berichtet der Kommunikationsleiter, erkundigte sich, als er von dem Teamevent erfuhr, ob auch eine Truppe aus seinem Hause beim Strabag-Cup mittun dürfe. Die Antwort: Da müssen Sie schon die Mitarbeiter fragen, die sich um die Organisation kümmern, denn das Unternehmen hält sich in organisatorischen Fragen raus. "Allein die Vorbereitung ist schon eine Teambuilding-Maßnahme", sagt Stephen Esken, Keeper und Kapitän des Teams Real REM. Schließlich wollen Teams gebildet, ein Austragungsort und eine Location für die Aftershow gefunden und Zimmer für alle Anreisenden gebucht werden etc. Eskens Team setzt sich - ganz bewusst - aus bundesweit verstreuten Mitarbeitern zusammen. Esken kickte anno 2007 erstmals mit, damals noch als Azubi. Er spielte u.a. mit seinem damaligen Teamleiter und heutigen Head of Facility Services Germany, Thorsten May, in einer Mannschaft. "Außerhalb des Protokolls lernt man Kollegen und Vorgesetzte ganz anders kennen", sagt Esken. "Es ist gut, auch in Hamburg oder München oder in ganz anderen Sparten Gesichter zu kennen und zu wissen, wen man anrufen kann, wenn mal was ist", sagt der Leiter An- und Vermietung West und Frankfurt. Die nächste Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, hat Esken im September im Erfurt, wo das Turnier dieses Jahr stattfindet. Im vergangenen Jahr waren 15 Mannschaften, darunter zwei vom Kunden Deutsche Telekom, dabei. Kicker und Zuschauer zusammengenommen summierte sich die Zahl der Teilnehmer auf rund 600.

Die Deutsche Reihenhaus ist mit rund 150 Mitarbeitern an fünf deutschen Standorten um ein Vielfaches kleiner als Strabag PFS mit über 14.500 Köpfen an 250 deutschen Standorten und Niederlassungen in elf weiteren Ländern. Der Bauträger setzt zur Förderung des Zusammenhalts zum einen auf Tagesausflüge, auf denen einzelne Abteilungen auf Kosten der Firma etwas unternehmen, sei es Quadfahren, Bowlen oder eine Führung über die Dächer des Kölner Doms.

Alle zwei Jahre, immer Ende Mai, bietet das Unternehmen allen Mitarbeitern zudem die Teilnahme an einer Auslandsreise an. Dieses Jahr geht es mit rund 90 Mitarbeitern für fünf Tage nach Malta, davor war man u.a. auf Madeira. Gut 2.000 Euro pro Reiseteilnehmer für Flug, Hotel, Guides usw. plus anderthalb Tage zusätzlichen Urlaub lässt sich die Deutsche Reihenhaus das kosten. Die Organisation der Reisen sowie die Auswahl der Herausforderungen, die auf die Reisenden warten, übernimmt traditionell, seit der ersten Reise 2002, der Vorstand.

Catherine Boisserée, Leiterin Personal der Deutschen Reihenhaus, erinnert sich noch gut an eine Mountainbike- Tour in Montenegro: "Die einen schoben die anderen praktisch den Berg hoch. Man muss auf unseren Reisen manchmal über Grenzen gehen. Aber das Schöne war, dass Rad-Cracks und weniger Ambitionierte zusammen unterwegs waren, weil die Teams sich zufällig bilden."

"Ein Erholungsurlaub soll das ja auch ausdrücklich nicht sein. Allen ist klar, dass es darum geht, gemeinsam aktiv zu sein", ergänzt Kollegin Franziska Bertelsmeier, die als Juristin für das Unternehmen tätig ist. "Man hat nicht mit jeder Abteilung Berührungspunkte. Durch die Reisen lernt man die Gesichter zu den Namen kennen", sagt sie. Damit das tatsächlich klappt, ist der Tagesablauf klar strukturiert. Ist der Abmarsch für morgens um sieben vorgesehen, kommt nicht ein Kollege zu spät, versichern Boisserée und Bertelsmeier.

"Thrill öffnet die Menschen", sagt Christoph Martin, Geschäftsführer der Yezzt-Gruppe, die Offroad-Trainings mit Geländewagen, Kanu-, Rafting- oder Canyoning-Touren als Teamevents u.a. für Firmen anbietet. "Kommen Endorphine ins Spiel, wird der Umgang mit dem Mitmenschen plötzlich ein ganz anderer", so Martin. Selbst Alphamännchen, die im Büro oder auf der Baustelle schnell aneinandergeraten, lernen sich in freier Wildbahn schätzen, wenn es z.B. gilt, ohne Guide (aber unter Aufsicht) eine Wildwasserpassage zu meistern.

Die Teilnehmer der Yezzt-Events haben ihre entscheidenden Aha-Erlebnisse oft in den stillen Momenten, wenn der Guide ein Spiel in die Tour einstreut. Sollen sie z.B. eine knapp vier Quadratmeter große Plane komplett von oben nach unten umdrehen, während sie die ganze Zeit über auf derselben stehen, wiederholt sich fast mit der Regelmäßigkeit eines Naturgesetzes ein ganz bestimmtes Muster. Häufig reißt ein Alphatier die Situation an sich, hat sofort eine Lösung parat und weiß diese auch mit Verve durchzusetzen. Doch mit ebenso schöner Regelmäßigkeit sind die erstbesten Ideen der Leitbullen zum Scheitern verdammt. Was folgt, sind betretenes Schweigen und verschämte Blicke - und die Gruppe beginnt, gemeinsam an einer Lösung zu tüfteln. Man tauscht sich aus und stimmt sich ab, ein jeder wird gehört.

"Situationen aus dem betrieblichen Alltag treten klarer hervor", sagt Martin. Die Prozesse, die sich in Team-Spielen und auf Kletter- oder Bike-Touren abspielen, seien "kleine Parabeln auf die Realität". Wer es vergessen oder verdrängt hat, dem fällt hier wieder auf und ein, dass er auf die anderen angewiesen ist und sie auf ihn. Nur dass es hier wie unter einem Brennglas deutlicher hervortritt. Firmen buchen Events bei Yezzt oft, weil es in der Kommunikation knirscht oder am gegenseitigen Grundvertrauen fehlt. Mehr als Denkprozesse anzustoßen, könne ein Event, das einige Stunden dauert, nicht, dämpft Martin übertriebene Erwartungen. Und "wenn zwei Abteilungen ernsthaft im Clinch liegen, sind eintägige Veranstaltungen kein Allheilmittel, sondern könnten die Situation noch verschärfen". In solchen Fällen empfiehlt er langfristig angelegte, z.B. von Psychologen moderierte Teamentwicklungsmaßnahmen.

Harald Thomeczek