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Der Leer-Plan

Wer eine Ausbildung bei einem Gewerbeimmobilienverwalter macht, es an der Berufsschule aber viel öfter mit Wohn- als Gewerbethemen zu tun bekommt, droht einzuschlafen.

Wer eine Ausbildung bei einem Gewerbeimmobilienverwalter macht, es an der Berufsschule aber viel öfter mit Wohn- als Gewerbethemen zu tun bekommt, droht einzuschlafen.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: Ermolaev Alexandr

Karriere 15.03.2018
Immobilienkaufleute werden nicht auf die Verwaltung von Gewerbeimmobilien vorbereitet. Ihr Fachwissen ist zu gering, notwendige Soft Skills sind Fehlanzeige. Die Mängelliste, die ... 

Immobilienkaufleute werden nicht auf die Verwaltung von Gewerbeimmobilien vorbereitet. Ihr Fachwissen ist zu gering, notwendige Soft Skills sind Fehlanzeige. Die Mängelliste, die Property-Manager an die Berufsschulen schicken, ist lang. Der Konter ist jedoch genauso hart: Solange die Unternehmen selbst kaum ausbilden, ergebe eine stärkere Berücksichtigung von Gewerbeimmobilien keinen Sinn.

Die Leute sind häufig nicht gut ausgebildet." Diese harsche Kritik hört Thomas Wenzel regelmäßig von Property-Managern, die Gewerbeimmobilien verwalten, über die Abgänger von Berufsschulen. Viel zu stark sei die wohnwirtschaftliche Prägung. Etliche Themen würden gar nicht, andere nur oberflächlich gelehrt. Wenzel, der für das Beratungsunternehmen Bell Management Consultants arbeitet, befragt seit 2009 regelmäßig die Anbieter von Property-Management-Dienstleistungen. Und deren Mängelliste ist lang.

"Die Marktteilnehmer und Nutzungsarten im Gewerbeimmobilienbereich oder auch die umfangreichen Anforderungen der Eigentümervertreter bei der Implementierung eines neuen PM-Mandats in Bezug auf Prozesse, IT-Systeme und Reporting werden, wenn überhaupt, nur gestreift", konstatiert Ralf Lehmann, Geschäftsführer von Apleona Real Estate Management und verantwortlich für das Property-Management (PM). "Auch die heute unverzichtbare Fähigkeit, mit ERP-Systemen zu arbeiten, wird nicht praxisnah genug vermittelt."

Nicht in der nötigen Tiefe oder gar nicht behandelt, so die Kritik der Praktiker, würden auch juristische Themen wie z.B. Gewerbemietrecht und Mietvertragsformen (Staffel-, Index- oder Umsatzmieten etc.). Zudem fehlten Lerneinheiten rund um den technischen Gebäudebetrieb, Gewährleistungsmanagement, Haftungsfragen, Forderungsmanagement oder Wirtschaftlichkeitsberechnung.

Lehmann wünscht sich daneben mehr Raum für die Vermittlung von Soft Skills: "Wichtige Fähigkeiten, etwa wie man ein Projekt koordiniert und steuert, festgesetzte Termine auch gegen Widerstände einhält und Mieter und Auftraggeber adressiert, müssten durch die Vermittlung von Kommunikations-, Problemlösungs- und Konfliktmanagementkompetenzen gezielt trainiert werden."

Dem kann Ulrike Janssen, Head of Property Management von JLL in Deutschland, nur zustimmen. "Wir Property-Manager müssen auch mit hochspezialisierten Mietern auf Augenhöhe kommunizieren können." Etwa dann, wenn es um geplante Mieterhöhungen, Nebenkostenabrechnungen oder einen Wasserschaden geht.

Tatsächlich drehen sich aktuell nur 40 von 880 Unterrichtsstunden im Rahmenlehrplan für Immobilienkaufleute um die Bewirtschaftung gewerblicher Objekte. Der Vermietung und Verwaltung von Wohnräumen bzw. Wohnungseigentum sind dagegen 240 Stunden vorbehalten. Der Rahmenlehrplan wurde zuletzt vor zwölf Jahren aktualisiert - das Berufsbild des gewerblichen Property-Managers in seiner heutigen Ausprägung sei hierzulande jedoch jünger und finde kaum Berücksichtigung, monieren die Dienstleister. Die dreijährige Ausbildung zum Immobilienkaufmann bzw. zur -kauffrau, die ein Mitarbeiter im kaufmännischen PM typischerweise absolviert habe, sei in dieser Hinsicht veraltet.

Unternehmen wie Apleona oder auch Tattersall Lorenz aus Berlin suchen den Ausweg aus der Misere zunehmend an den Hochschulen. "Parallel zur Ausbildung bei uns im Haus intensivieren wir die Zusammenarbeit mit Hochschulen im Bereich dualer Studiengänge", berichtet Lehmann. Die dualen Hochschulen vermittelten sowohl theoretische Kenntnisse als auch Einblicke in den Unternehmensalltag - und bildeten daher näher an der Praxis und damit besser aus.

Tattersall Lorenz bietet zwei Plätze für ein duales Studium an: einen in einem kaufmännischen Studiengang mit Schwerpunkt auf Immobilienwirtschaft, den anderen in einer technisch geprägten Fachrichtung. Susanne Tattersall: "Wir haben viele studierte Köpfe im Unternehmen. Eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann allein reicht eben oft nicht, um alle Anforderungen, die gewerbliche Immobilien mit sich bringen, zu erfüllen."

Der Unterricht zu theoretisch? Große Mängel in Breite und Tiefe der Lehrinhalte? Bei öffentlichen und privaten Berufsschulen trifft diese Kritik auf Unverständnis. "In drei Jahren können wir nie und nimmer alles reinpacken, was sich die einzelnen Berufsstände wünschen. Berufliche Erstausbildung kann das nicht leisten. Das geht nur über Fort- und Weiterbildungen oder interne Schulungen", sagt Peter Schön, Schulleiter der Hans-Böckler-Schule in Frankfurt. Auch andere Teilbranchen, Makler etwa oder WEG-Verwalter, wünschten sich naturgemäß eine stärkere Berücksichtigung ihrer Belange, so der Schulleiter der Hans-Böckler-Schule in Frankfurt. "Wir müssen die Ausbildung aber breit anlegen, damit die jungen Leute später in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden können."

Immobilienkaufleute lernten zudem ja nicht nur in den ausdrücklich für Gewerbethemen vorgesehenen 40 Stunden Dinge, die für sie relevant sind, ergänzt Jürgen Morbe, der an der Friedrich-List-Schule in Wiesbaden u.a. für die Ausbildung von Immobilienkaufleuten zuständig ist. Christine Reinhold, Leiterin der privaten Berufsschule für Immobilienkaufleute an der BBA Akademie der Immobilienwirtschaft in Berlin, nennt das Beispiel Mietrecht: "Natürlich sieht ein Wohnraummietvertrag anders aus als der Mietvertrag mit einer Anwaltskanzlei für Büroflächen. Aber die Grundlagen des Mietrechts - Vertragsgestaltung, Vertragsstörungen, Kündigungen - behandeln wir hoch und runter. Und die unterscheiden sich im Prinzip nicht. Mehr könnten wir auch nicht abbilden."

Das eigentliche Problem liege ohnehin ganz woanders, nämlich in der äußerst geringen Ausbildungsbereitschaft der Kritiker. Solange nur "einer oder zwei von 20 Schülern von Unternehmen kommen, die in der Gewerberaumbewirtschaftung tätig sind", so Morbe, sei fraglich, wie viel Sinn es habe, Gewerbethemen in der Ausbildung stärker zu vermitteln.

Klaus Leuchtmann, Vorstandsvorsitzender des EBZ Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, richtet noch deutlichere Worte an die Adresse der Unternehmen: "Angesichts von geschätzt 200.000 bis 300.000 Menschen, die in Deutschland im gewerblichen Property-Management beschäftigt sind, sind die Unternehmen zu inaktiv in der Ausbildung. Deshalb orientieren sie sich in der Personalgewinnung häufig in Richtung Hochschulabsolventen - obwohl die Aufgaben auch ein Immobilienkaufmann leisten könnte."

Zur Untermauerung verweist Leuchtmann auf die Verteilung der Azubis, die am EBZ Berufskolleg lernen. Knapp zwei Drittel der angehenden Immobilienkaufleute am EBZ kommen aus der Wohnungswirtschaft bzw. von Wohnimmobilienverwaltern, weitere 10% aus Maklerhäusern. Gewerbeimmobilienverwalter machen nur rund 3% vom EBZ-Azubikuchen aus. Dass diese Verteilung eine gewisse Repräsentativität beanspruchen darf, leitet Leuchtmann daraus ab, dass von knapp 7.000 Immobilienkaufleuten, die sich hierzulande momentan in der Ausbildung befinden, rund 1.400 oder ca. 20% die private Berufsschule des EBZ besuchen.

Den Schuh, zu wenig auszubilden, wollen sich die PM-Anbieter, mit denen die Immobilien Zeitung gesprochen hat, so allerdings nicht anziehen. Apleona Real Estate Management etwa hat derzeit insgesamt 25 Azubis an Bord; in diesem Jahr haben acht Nachwuchskräfte ihre Ausbildung begonnen. Bei mehr als zwei neuen Azubis pro Standort bleibe nicht genug Zeit für die Betreuung des Einzelnen, erklärt Lehmann. Insgesamt beschäftigt Apleona aktuell rund 250 Mitarbeiter im PM, davon 140 im kaufmännischen Bereich.

JLL stellte in den letzten Jahren im Schnitt 18 Auszubildende jährlich ein. Diese werden vor allem in der Bürovermietung und im Property-Management eingesetzt. Der Dienstleister kommt alles in allem auf 180 Mitarbeiter im PM. Tattersall Lorenz hat aktuell vier Azubis an Bord. Insgesamt zählt das Unternehmen, das außer im PM u.a. auch im Asset-Management tätig ist, rund 90 Köpfe.

Darüber hinaus seien die gewerblichen Property-Manager auch an anderer Stelle aktiv wie z.B. in der YouPM-Initiative. Unter diesem Namen haben sich Apleona, JLL und Tattersall Lorenz sowie sieben weitere Unternehmen - namentlich Aurelis, DIC, Goldbeck Procenter, HIH Property Management, Omega Immobilien Gruppe, tectareal und Treureal - mit Bell Management Consultants zu einer Art Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Sie wollen die Trommel für das Berufsbild des Property-Managers Commercial rühren, damit mehr Schüler, Abiturienten und Absolventen sowie Berufseinsteiger und Quereinsteiger den Weg in die Gewerbeimmobilienverwaltung finden.

Damit Azubis, die die Unternehmen auch mithilfe einer angekündigten Imagekampagne an Land zu ziehen hoffen, in der Berufsschule genau das lernen, was sie später im Job brauchen, loten die YouPM-Mitstreiter zurzeit aus, wie die Ausbildung an den Berufsschulen bzw. der Rahmenlehrplan stärker auf ihre Belange zugeschnitten werden könnte. Dafür, dass dies notwendig ist, führen sie eine Befragung unter ihren eigenen operativ tätigen PM-Mitarbeitern ins Feld. 65% der 90 Befragungsteilnehmer bemängelten, dass die Fähigkeit zur Planung und Priorisierung von Aufgaben in der Ausbildung bzw. im Studium nicht ausreichend gefördert werden. Dabei ist gerade dies in ihren Augen die wichtigste fachliche Fähigkeit für einen Gewerbeimmobilienverwalter.

Leuchtmann vom EBZ signalisiert seine grundsätzliche Unterstützung für eine Änderung des Rahmenlehrplans: "Wenn die nächste Änderung des Berufsbilds ansteht, holen wir sie mit an den Tisch!" Dass dies schnell geschehen könnte, ist allerdings äußerst unwahrscheinlich. "Ein Branchenverband müsste den Impuls zur Aktualisierung geben - von der Wohnungswirtschaft als der Teilbranche, die am meisten ausbildet, wird so ein Impuls in den nächsten Jahren aber sicher nicht ausgehen", glaubt Leuchtmann.

Und auch die YouPM-Mitstreiter selbst mussten mittlerweile feststellen, dass die Überarbeitung eines Berufsbilds ein mühseliges und langwieriges Unterfangen ist - und ein hochpolitisches dazu: Der Bund ist für die Ausbildungsordnung zuständig, die Kultusministerkonferenz für den Rahmenlehrplan und die Länder für dessen Umsetzung in Lehrpläne für die Berufsschulen.

Immerhin besteht sowohl auf der Seite der Praxis als auch auf der der Ausbilder Gesprächsbereitschaft. Zusatzmodule seien durchaus jenseits des Lehrplans möglich, so Leuchtmann. Leuchtmann findet, dass die technische Gebäudeausrüstung nach heutigen Maßstäben in dem mittlerweile zwölf Jahre alten Rahmenlehrplan unterbewertet ist. Via E-Learning könnten solche Module auch für Schüler anderer Berufsschulen zugänglich gemacht werden.

Auch Reinhold von der Berliner Berufsschule für Immobilienkaufleute zeigt sich gesprächsbereit: "Die Ausbilder aus den Unternehmen sind herzlich eingeladen, unsere Sinne für die Bedürfnisse der Praxis zu schärfen. Ich organisiere gerne eine Runde für den Gedankenaustausch."

Harald Thomeczek

Zum König gewählt

Timo Tschammler - hier in einer Fotomontage - ist erst seit wenigen Monaten Deutschlandchef von JLL. Für ihn ist es also die erste Krönung zum Top-Arbeitgeber der Immobilienstudenten.

Timo Tschammler - hier in einer Fotomontage - ist erst seit wenigen Monaten Deutschlandchef von JLL. Für ihn ist es also die erste Krönung zum Top-Arbeitgeber der Immobilienstudenten.

Quelle: istockphoto.com, Urheber: nullplus/Montage: IZ

Karriere 06.07.2017
JLL zementiert seinen Status als Wunscharbeitgeber von Immobilienstudenten. Im IZ-Arbeitgeberranking 2017 hat es JLL zum sechsten Mal in Folge auf den Königsthron geschafft. Corpus Sireo ... 

JLL zementiert seinen Status als Wunscharbeitgeber von Immobilienstudenten. Im IZ-Arbeitgeberranking 2017 hat es JLL zum sechsten Mal in Folge auf den Königsthron geschafft. Corpus Sireo hat seinen Rang als zweitbegehrtester Brötchengeber des Branchennachwuchses knapp verteidigt. Der Vorjahresvierte CBRE überholt Drees & Sommer und rückt mit großen Schritten auf Platz drei vor.

Rund 220 Unternehmen haben die Teilnehmer der diesjährigen Studentenumfrage von Immobilien Zeitung und Immo Media Consult, die Immobilienwirtschaft, Baumanagement, Facility-Management oder ein verwandtes Fach studieren, auf die - offene - Frage nach ihren Wunscharbeitgebern genannt. Seriensieger JLL vereinte alleine über 12% der gewichteten Stimmen auf sich. Vizemeister Corpus Sireo und CBRE auf Rang drei erhielten 7% bzw. 6,8% aller zugeteilten Zähler. Schon ab Platz vier mit Drees & Sommer (3,4%) wird es recht kleinteilig. 200 Arbeitgeber erhielten weniger als 1% der gewichteten Stimmen. Die zehn Bestplatzierten vereinen zusammen 45,4% aller vergebenen Punkte auf sich.

Gewichtet deshalb, weil die Studenten jeweils bis zu drei von ihnen präferierte Arbeitgeber aufführen konnten und ihre Nennungen priorisieren mussten. Jede Nennung als Wunscharbeitgeber Nummer eins war drei Punkte wert, für einen zweiten Platz gab es zwei Zähler und für einen dritten Platz immerhin noch einen Punkt. Insgesamt verrieten 320 von 548 Umfrageteilnehmer, also rund 58%, uns ihre Favoriten. 264 davon nannten auch noch das Unternehmen, bei dem sie am zweitliebsten arbeiten würden, und 194 vergaben auch noch eine Bronzemedaille. Immerhin rund 42% der Studierenden, die sich durch die 56 Fragen starke Online-Befragung klickten und die erforderliche Studienbescheinigung vorlegten, gaben an, keinen Wunscharbeitgeber zu haben.

Neueinsteiger finden sich in den diesjährigen Top Ten nicht (siehe Tabelle auf dieser Seite). Doch die Karten wurden teilweise neu gemischt: Von der Aufholjagd von CBRE abgesehen, haben sich auch BNP Paribas Real Estate und Union Investment verbessert: Sie klettern von Rang sieben bzw. neun auf Platz sechs respektive sieben. ECE findet sich dafür auf Rang neun wieder. Patrizia Immobilien verteidigt Rang fünf, ebenso wie Beos den zehnten Platz. Apleona, ehemals Bilfinger Real Estate, festigt Rang neun. Der Verkauf an einen Finanzinvestor und die Umfirmierung haben dem Bekanntheitsgrad bzw. der Reputation unter Studierenden offenbar nicht geschadet.

PwC und Ernst & Young verfehlen die Top Ten knapp und teilen sich Platz elf. Mit Cushman & Wakefield (13.) hat es noch ein viertes - vereinfacht gesprochen - Maklerhaus unter die Top 15 geschafft. Auf den weiteren Plätzen folgen die Deka (14.), Art-Invest (15.) und Strabag (16.) - wobei die Strabag wohl eher ob ihrer Projektentwicklungssparte gefragt sein dürfte als ob ihrer Aktivitäten am Bau.

Der Abstieg von Hochtief, dem dreimaligen IZ-Top-Arbeitgeber der Jahre 2009 bis 2011 (also der ersten drei IZ-Arbeitgeberrankings), setzt sich fort: Zwar beschäftigt Hochtief auch heute noch mehr als 80 Mitarbeiter im Bereich der Projektentwicklung, doch der Glanz früherer Tage ist - zumindest im Spiegel des IZ-Arbeitgeberrankings - verflogen, seit der spanische Mehrheitseigentümer die Projektentwicklung nicht mehr zum Kerngeschäft zählt und Hochtief zum reinen Baukonzern umbaut. Mehr als Platz 17 ist für die Essener nicht drin. Auf den weiteren Plätzen folgen die Allianz (18.), Tishman Speyer (19.) und die Deutsche Bank bzw. deren Vermögensverwalter Deutsche Asset Management.

Wohnungsunternehmen sind wie eh und je nur unter ferner liefen im Ranking vertreten, allen voran Dax-Konzern Vonovia auf Position 52. Die Nachfolger der IVG, Triuva und OfficeFirst, verfehlen die Top 20 - selbst wenn man ihre Punktzahlen addiert. Corporates wie die Deutsche Bahn auf Platz 30 oder Bayer und Daimler, beide punktgleich auf Position 36, schneiden besser ab als z.B. Colliers, die Helaba, Credit Suisse und UBS oder DIC.

Beim Blick auf die Wahlmotive fällt auf: Klar kennen Studierende die Unternehmen, für die sie votieren, mitunter auch von innen, weil sie dort z.B. ein Praktikum machen bzw. gemacht haben oder als Werkstudent tätig sind oder waren.

Meist fällen die Studenten ihr Urteil aber aus der Außenperspektive: Von den zwölf in der Umfrage vorgegebenen Aspekten, die die genannten Wunscharbeitgeber für den einzelnen Studenten so begehrt machen, gehörte das Kriterium, bereits persönlich Bekanntschaft mit einem Unternehmen geschlossen zu haben, zu den weniger wichtigen. Nur in 18% der Fälle begründeten die Studenten ihre Wahl damit.

Mit weitem Abstand am wichtigsten ist den Studierenden, dass sie bei dem von ihnen präferierten (künftigen) Arbeitgeber in dem Bereich arbeiten können, für den sie im Studium oder während eines Praktikums Feuer gefangen haben, also z.B. in der Projektentwicklung, im Asset-Management oder im Investment- bzw. Fondsgeschäft. In mehr als jedem zweiten Fall wurde die Wahl eines Top-Arbeitgebers mit der Übereinstimmung des Tätigkeitsfeldes mit den eigenen Wünschen begründet (55%).

Besonders wichtig sind dem Nachwuchs zudem die Karriereperspektiven (38%), das positive Image des Unternehmens bzw. der Marke im Allgemeinen (36%), die internationale Präsenz eines Unternehmens (31%) und dass ihr (künftiger) Arbeitgeber dort sitzt, wo die Studenten auch leben bzw. leben wollen (30%). Die Größe eines Unternehmens (22%), finanzielle Aspekte (19%) oder das positive Image eines Unternehmens speziell als Arbeitgeber (15,5%) oder Zusatzangebote für Mitarbeiter wie Familien-, Gesundheits- oder Programme für eine gute Balance zwischen Arbeiten und Leben (7%) werden dagegen seltener genannt.

Die Fans von JLL zieht vor allem das positive Image, das das Unternehmen bzw. die Marke - nicht zu verwechseln mit dem Image als Arbeitgeber - ausstrahlt, an. Fast jeder Zweite (49%), der JLL zu seinen drei Wunscharbeitgebern zählt, begründet seine Wahl mit diesem Argument. Das ist deshalb interessant, weil JLL damit eines der ganz wenigen Unternehmen ist, bei denen das gute Image schwerer wiegt als die Übereinstimmung des Tätigkeitsfelds mit den persönlichen Präferenzen einer Nachwuchskraft. Der letztgenannte Aspekt ist natürlich auch für viele JLL-Anhänger nicht unwichtig, ebenso wie die Internationalität und die Karriereperspektiven (je 45%).

Izabela Danner hüpft fast aus dem Hörer, als ihr der Autor dieser Zeilen per Fernsprecher die frohe Botschaft von der Titelverteidigung überbringt. Für die Personalchefin von JLL, die auch dem deutschen Management Board angehört, ist dieser Erfolg keine Selbstverständlichkeit: "Wir haben ein bisschen gezittert", verrät sie. Mit dem abermaligen Titelgewinn sieht Danner, die seit Anfang 2013 Head of Human Resources von JLL ist, all die "harte Arbeit" belohnt, die sie und ihr 19-köpfiges Team im Personalmarketing leisten.

So hat JLL in diesem Jahr bereits u.a. auf sechs Hochschulmessen, etwa auf der Jobbörse IZ-Karriereforum, Präsenz gezeigt. Mindestens drei weitere sollen bis Jahresende folgen. Die Social-Media-Kanäle von JLL Germany bespielen die Personaler gemeinsam mit den Kollegen aus der Marketingabteilung. So wird z.B. für das hauseigene Trainee-Programm auf diesem Wege die Trommel gerührt. Und auf den Karriereportalen Xing und LinkedIn werden nicht nur Stellenanzeigen an die virtuelle Jobwall genagelt, sondern auch Kandidaten angesprochen.

In der realen Welt lässt der Seriensieger ebenfalls kaum etwas unversucht, den Nachwuchs für sich einzunehmen, noch bevor er auf den Arbeitsmarkt kommt. Studenten werden eingeladen, sich in JLL-Niederlassungen an Case-Studies zu versuchen, und lernen so by the way mitunter auch höherrangige Mitarbeiter kennen. So haben sich z.B. Marcel Abel, geschäftsführender Direktor und Niederlassungsleiter in Düsseldorf, und vier Teamleiter Anfang Juni Zeit für eine studentische Reisegruppe der HfWU Nürtingen-Geislingen genommen.

Zudem halten Mitarbeiter an ihren ehemaligen Hochschulen Vorlesungen oder stellen JLL als Dienstleister und Arbeitgeber vor. "Unsere wichtigsten Testimonials sind aber unsere Studenten im Haus", ist Danner überzeugt. Und davon gibt es einige: Rund 150 Praktikanten und studentische Aushilfen sind 2017 bereits eingestellt worden. Insgesamt beschäftigt JLL rund 1.300 Mitarbeiter hierzulande.

Beim Zweitplatzierten fällt beim Blick auf die Aspekte der Arbeitgeberwahl zweierlei auf. Zum einen führt jeder Dritte (34%) Corpus-Sireo-Wähler das positive Image als Arbeitgeber ins Feld. Das ist ein vergleichsweise hoher Anteil: Bei JLL und dem Dritten, CBRE, war der gute Ruf als Arbeitgeber jeweils nur für jeden sechsten bis siebten Wähler (17% bzw. 15%) ausschlaggebend. Zum anderen fällt auf, dass vergleichsweise viele Studierende mit Corpus Sireo schon persönlich Bekanntschaft geschlossen haben, nämlich ebenfalls 34%. Bei den JLL- und CBRE-Wählern kennt nur ungefähr jeder vierte bzw. siebte Wähler die Unternehmen schon persönlich (24% bzw. 15%).

"Die Ergebnisse zeigen, dass die ganzen kleinen Bausteine, die wir in den letzten Jahren aufeinandergeschichtet haben, wirken", freut sich Iris Schönbeck, Leiterin Human Resources Management bei Corpus Sireo. "Wir tun schließlich alles dafür, dass man uns kennt; seit einigen Jahren sind wir extrem im Hochschulmarketing unterwegs." An 18 Hochschulen machen Mitarbeiter Studierenden das Unternehmen und den Arbeitgeber Corpus Sireo schmackhaft, sei es direkt auf Karriereabenden oder an Campustagen oder indirekt durch Gastvorträge und Case-Studies.

Zudem werden "studentische Botschafter", sprich: duale Studenten, Praktikanten oder studentische Aushilfen, gezielt dafür eingesetzt, das Unternehmen an den Hochschulen ins rechte Licht zu rücken. Sogar eigene Visitenkarten haben die "Botschafter" designed bekommen. Sich abheben, um aufzufallen: Nach diesem Motto lässt Corpus Sireo jedes Jahr auch eine immer neue Kollektion an Polo-Shirts, Armbändern und Ansteckern entwerfen. Dieses ungewöhnliche Outfit - besonders in einer relativ konservativen Branche wie der Immobilienwirtschaft - soll nicht zuletzt auf Hochschulmessen für Aufmerksamkeit sorgen.

Zudem lädt das Unternehmen kleine Gruppen Studierender regelmäßig in die verschiedenen Niederlassungen ein. "Besonders bei diesen speziellen Veranstaltungen im kleinen Rahmen haben wir immer mehrere Studenten rekrutiert, z.B. als duale Studenten oder Trainees. Veranstaltungen dieser Art mit einer qualitativ hochwertigen Studentengruppe schaffen eine persönlichere Atmosphäre und eine äußerst hohe Recruiting-Effektivität", sagt Schönbeck.

CBRE hat rund 50% mehr Punkte eingefahren als im Vorjahr und den Vorjahresdritten locker überholt - und das bei einer leicht gesunkenen Zahl der Befragten. Fast hätte man sogar die Vizemeisterschaft geholt. Mark Spangenberg, COO von CBRE Germany, und seine Personalchefin Jacobé Gölz sind happy: "Studenten sind ein wichtiger Indikator, darum diskutieren wir das Arbeitgeberranking natürlich intern. Schließlich ist es nicht einfach, gute Leute zu bekommen, ob erfahrene oder Nachwuchsleute", sagt Spangenberg.

CBRE punktet - anders als JLL - vor allem mit seinem internationalen Flair. Fast zwei von drei CBRE-Wählern (63%) führen diesen Aspekt an. Die Übereinstimmung der eigenen Neigungen mit den tatsächlichen Tätigkeitsfeldern wird von 46% als Kriterium genannt - nur noch, muss man sagen, denn vor zwei Jahren waren es noch 68%. Auf Platz drei folgen die Karriereperspektiven (44%).

Mögliche Gründe für die deutliche Verbesserung fallen Gölz viele ein. "Der Besuch von Hochschulmessen ist mittlerweile ein fester Bestandteil in unserem Recruiting", beginnt die Personalerin aufzuzählen. "Angefangen haben wir mal mit nur dem IZ-Karriereforum. In diesem Jahr besuchen wir schon sieben Hochschulmessen." Und am Start bzw. Stand seien dort immer auch Kollegen aus den Fachabteilungen.

Damit sich Studenten und CBRE näherkommen können, lädt man drei, vier Mal im Jahr 20 bis 30 Studenten zu sich nach Frankfurt ein. Das Motto: Open House Day. "Es kommt aber nicht jeder rein, sondern nur Studierende, die uns mit ihrem Motivationsschreiben überzeugt haben", betont Gölz. Schließlich sollen ja Praktikanten und Werkstudenten angeworben werden - aus denen später, wenn es gut läuft, Trainees oder Direkteinsteiger werden. Deutschlandchef Alexander von Erdély macht dem Nachwuchs bei dieser Gelegenheit persönlich seine Aufwartung. Im Anschluss erzählen Kollegen aus den Fachabteilungen von ihrer täglichen Arbeit - ehe sich die Studenten an einem Beispiel aus der Praxis beweisen können. Der heimliche Höhepunkt ist das abschließende Get-together, bei dem die ersten Kontakte geknüpft werden.

Solche Events hinterlassen einen bleibenden Eindruck: "Es kommen immer mehr Firmen auf uns zu und laden uns zu sich ein. Wir Studenten müssen kaum noch selbst aktiv werden. Dadurch wird uns vermittelt, dass um uns gekämpft wird", sagt ein Student, der bei so einem Tag der offenen Tür dabei war.

Harald Thomeczek