Karriere-News

Den Nachwuchs in die Pflicht nehmen

Zwischen dem guten und dem schlechten Unternehmer liegt oft nur wenig.

Zwischen dem guten und dem schlechten Unternehmer liegt oft nur wenig.

Urheber: Prof. Dr. Winfried Schwatlo

Karriere 08.10.2020
Nachwuchskräfte der Immobilienbranche sollten schon im Studium lernen, Werte nicht nur für ihr Unternehmen, sondern für die Gesellschaft als Ganzes zu generieren. ... 

Nachwuchskräfte der Immobilienbranche sollten schon im Studium lernen, Werte nicht nur für ihr Unternehmen, sondern für die Gesellschaft als Ganzes zu generieren.

Davon ist zumindest das Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) überzeugt. Das ICG bietet Hochschulen mit immobilienwirtschaftlichen Studiengängen deshalb Gastvorlesungen und Unterrichtsmaterial an und unterstützt Studierende bei Abschlussarbeiten. Wertemanagement sollte nicht erst in den Unternehmen erlernt und gelebt werden, sondern bereits in den Curricula und akademischen Aktivitäten fest verankert sein. Die öffentliche Wahrnehmung dieses Themenfelds hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.

Compliance, Corporate Governance, Corporate Social Responsibility, nachhaltige Unternehmensführung - wer eine mit vielen abstrakten Begriffen und Anglizismen angereicherte Vortragsvorlage überfliegt, die das ICG erstellt hat, könnte den Eindruck gewinnen: Wertemanagement gehört deshalb an die Hochschulen, weil es staubtrocken und weit weg vom richtigen Leben ist.

Der Bewerter und die Erwartungen des Kunden

Doch weit gefehlt: "Das sind keine Sandkastenspiele ethischer Philosophie", sagt Winfried Schwatlo, Professor für Immobilienwirtschaft mit Wirtschaftsethik und Konfliktmanagement an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Im Kern geht es um Verantwortung - und die hat viele Gesichter. "Wer möchte denn mal später als Bewerter arbeiten?", fragte Schwatlo die Studierenden schon vor Corona in seinen Workshops. "Stellen Sie sich vor, Sie haben einen tollen Auftraggeber. Dann kommt eine Krise - und Ihr Auftraggeber hat bestimmte Erwartungen. Da ist der Bewerter ganz schnell in dem Konflikt drin: Wie bewerte ich jetzt?"

Die Konflikte liegen gleichsam auf der Straße. Man muss sie nur aufheben wollen. Schwatlo erzählt von sehr gut besuchten Filmabenden, die z.B. den Titel "Wutsache Miete" tragen oder von Baudramen an der spanischen Küste erzählen. Diskussion garantiert.

Die Übernahme von Verantwortung hat etwas Sinnstiftendes. "Ein großer Teil der jungen Menschen ist auf der Suche nach Purpose", sagt Sven Bienert, der das Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft am Institut für Immobilienwirtschaft (Irebs) an der Universität Regensburg leitet.

Im Spannungsfeld von Gewinn und Moral

Investoren sind zunächst und zumeist auf der Suche nach Rendite. Nicht immer verträgt sich dieses Ziel beispielsweise mit dem Klimaschutz (vergleiche "Keinen Cent fürs Klima"). "Das Kapital gehört letztendlich jemandem, der auch uneingeschränkt darüber entscheiden kann, worin es investiert wird. So wie jeder für sich selbst entscheidet, welches Auto mit welcher Antriebstechnik er kauft", sagt Susanne Eickermann-Riepe, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des ICG. "Es wird auch künftig nicht-nachhaltige Finanzprodukte oder börsennotierte Gesellschaften geben", weiß Eickermann-Riepe. "Diese werden aber zu erkennen sein, da die Transparenz bei der Deklarierung voranschreitet. Wer sich bewusst dafür entscheidet, wird auch die (Neben-)Wirkungen akzeptieren müssen, die dann auf dem Tisch liegen. Wer aber nachhaltige Produkte sucht, der wird sie finden. Produkte mit dezidierter ESG-Strategie, die Mindestausschlüsse formulieren."

ESG ist die Abkürzung für Environmental (CO2-Bilanz etc.) Social (Gesellschaft/Mitarbeiter) Governance (z.B. Steuerungs- und Kontrollprozesse im Unternehmen). Das Themenfeld gewinnt, bilanziert das ICG, kontinuierlich an Bedeutung - nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung, sondern ebenso an den Hochschulen. Der Umsetzungsstand sei jedoch heterogen. Er reiche von einzelnen Gastvorträgen bis hin zu ganzen Vorlesungsreihen, die sich ausschließlich Aspekten nachhaltiger Unternehmensführung widmen. Teils ist der Besuch für die Studierenden Pflicht, teils beruht er auf Freiwilligkeit.

Die Mühen des ICG tragen offenbar Früchte. Schwatlo hat festgestellt, dass sich Studierende heute mehr als früher wirklich für diese Themen interessieren - und dass das 2002 gegründete ICG keine Unbekannte ist, wenn es etwa in Gestalt von Geschäftsführerin Karin Barthelmes-Wehr zu Vortrag und Diskussion vorbeischaut. "Vor sechs, sieben Jahren war das noch anders, da konnten die meisten Studieren den Begriff Compliance nicht definieren." Mit dem altehrwürdigen Verband RICS könne das ICG inzwischen mithalten, meint Schwatlo.

Bienert meint zudem eine wachsende Sensibilität unter den Nachwuchskräften wahrzunehmen: "Wenn die Führung eines Unternehmens vorbestraft ist, schauen die jungen Leute heute genauer hin. Sie wollen mit solchen Sachen nicht in Verbindung gebracht werden."

Harald Thomeczek

"Überlegen Sie sich gut, wo Sie sich bewerben"

Nur wer sich zeigt, kann gesehen werden: 38 Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft, der Industrie und dem Einzelhandel wollten auf dem IZ-Karriereforum 2016 Nachwuchskräfte auf sich aufmerksam machen.

Nur wer sich zeigt, kann gesehen werden: 38 Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft, der Industrie und dem Einzelhandel wollten auf dem IZ-Karriereforum 2016 Nachwuchskräfte auf sich aufmerksam machen.

Bild: Melanie Bauer

Karriere 23.06.2016
Ob man dem richtigen Unternehmen seine Arbeitskraft geliehen hat oder dem falschen, merkt man immer erst hinterher. Wohl dem, der schon, bevor es wirklich ernst wird, auf Tuchfühlung mit vielen ... 

Ob man dem richtigen Unternehmen seine Arbeitskraft geliehen hat oder dem falschen, merkt man immer erst hinterher. Wohl dem, der schon, bevor es wirklich ernst wird, auf Tuchfühlung mit vielen möglichen künftigen Arbeitgebern gegangen ist. Zum Beispiel auf dem IZ-Karriereforum 2016.

Auf einen Schlag hatten Studierende und Absolventen, aber auch bereits Berufstätige am 11. Juni wieder eine Vielzahl potenzieller Arbeitgeber vor der Flinte. Auch solche, die mancher bzw. manche Studierende immobilienwirtschaftlicher Studiengänge vielleicht nicht unbedingt auf dem Schirm hat.

Kaufland zum Beispiel. Die Warenhauskette, wie Lidl Teil der Schwarz-Gruppe, war 2016 zum vierten Mal auf der Jobmesse für die Immobilienwirtschaft dabei und brachte diesmal nicht weniger als 26 Stellenangebote und ein großes Team für den Messestand und Speed-Datings mit Kandidaten mit. Christopher Gut, bei Kaufland im Bereich Immobilien u.a. für die Nachwuchsakquise zuständig: "Wir sind dieses Jahr mit 13 Leuten hier, neun für Gespräche und vier für den Stand. Das hat sich durch die hohe Zahl von mehr als 50 Gesprächsanfragen, die wir im Vorfeld hatten, so ergeben."

Unter den mitgebrachten Stellenangeboten waren neun Traineeplätze. Neben dem 15-monatigen Traineeprogramm, das mit einem Bruttojahresgehalt von 43.000 Euro vergütet wird, ist bei Kaufland auch der Einstieg über ein duales Studium an der DHBW in Stuttgart (BWL-Immobilienwirtschaft) sowie ein Direkteinstieg für Berufseinsteiger möglich.

Wer in der Immobilienabteilung von Kaufland anfangen will, kann das übrigens gut mit einem Bachelor-Abschluss tun. Ein Master ist dafür nicht zwingend erforderlich: "Alle haben die gleichen Chancen", versichert Gut. Die Chance, ihn und die Immobilienabteilung von Kaufland kennenzulernen, werden auch die Besucher des IZ-Karriereforums am 20. Mai 2017 haben: "Tolle Veranstaltung, tolle Bewerber. Nächstes Jahr sind wir wieder dabei."

Die Kaufland-Schwester Lidl präsentierte sich 2016 erstmals auf dem IZ-Karriereforum dem Immobiliennachwuchs. "Wir haben den letzten freien Stand ergattert", berichtete André Rojer, Bereichsleiter Immobilien bei Lidl. Rojer und zwei Kollegen hatten 13 Stellenangebote im Gepäck. Für die rund 3.200 Filialen in Deutschland, die 39 Logistikzentren und Verwaltungsstandorte sucht der Lebensmitteldiscounter vor allem Portfoliomanager, Projektleiter Bau und Facility-Manager. Wie bei Kaufland genügt ein Bachelor-Abschluss, um bei Lidl zu starten: "Den Master brauchen wir bei uns nicht zwingend", erklärt Rojer.

Mit der Messebilanz zeigt sich Rojer in einer Nachlese zufrieden: "Das war genau unsere Zielgruppe. Schön, dass hier viele Studenten immobilienwirtschaftlicher Studiengänge geballt waren. Nächstes Jahr sind wir auf jeden Fall früher dran." Die Messe selbst dient vor allem der Kontaktaufnahme und dem gegenseitigen Kennenlernen, aber dabei soll es natürlich nicht bleiben: "Ich warte täglich auf Bewerbungen", sagt Rojer.

Apropos Bewerbungen: Personalberater nahmen sich wieder den ganzen Tag Zeit, Bewerbungsmappen zu checken. Olaf Kenneweg, Inhaber von Kenneweg Property Personalberatung, macht diesen Job schon seit dem ersten Karriereforum 2010 und ist "wie meine Kollegen auch erstaunt, dass bei vielen Studierenden immer noch die gleichen Fehler in den Bewerbungsunterlagen auftreten: z.B. Anschreiben zu sehr Standard und viel zu wenig auf das Unternehmen und die Position abgestimmt; Lebenslauf zu knapp und ohne Themen- und Aufgabenbeschreibungen mit mehreren Spiegelstrichen beim Studium, den einzelnen Praktika und den beruflichen (Neben-)Tätigkeiten."

Kennewegs Lösungsansatz: "Seitens der Hochschulen sollten hier verstärkt Bewerbungstrainings angeboten und die hohe Bedeutung einer guten Bewerbung vermittelt werden. Hier herrscht bei der einen oder anderen Fakultät eindeutig Nachholbedarf." Eine große Universität habe ihm jedoch auf seinen Vorschlag hin mitgeteilt, dass die meisten ihrer Studierenden aufgrund ihrer Qualifizierung schon im Studium von einschlägigen Unternehmen übernommen würden, insbesondere in der Projektentwicklung.

Kenneweg will nicht bestreiten, dass die Berufschancen für junge Einsteiger "momentan sehr gut" sind. Aber: "Den Studierenden sollte seitens der Hochschulen vermittelt werden, dass die Jobfindung mit diesem oder jenem Studium bzw. entsprechender Weiterbildung kein Selbstläufer ist. Die individuellen Stärken müssen im Lebenslauf und im Anschreiben gezielt auf die zu besetzende Position und den Wunscharbeitgeber herausgearbeitet werden."

Zu 38 Arbeitgebern konnten die rund 530 Bewerber auf dem IZ-Karriereforum 2016 Kontakt aufnehmen. Als Einheit wahrgenommen werden wollten die fünf Aussteller aus dem Corporate Real Estate Management (CREM): die Immobilienabteilungen von BASF, Bayer, Siemens, ThyssenKrupp und Daimler. Was sich nicht nur an der räumlichen Anballung dieser fünf Arbeitgeber ablesen ließ, sondern auch daran, dass man sich die Bewerber nicht gegenseitig neidet: "Von fünf Bewerbern, mit denen ich gesprochen habe, kommen für uns drei infrage. Einer war eher uninteressant, und der Fünfte wäre besser bei einem anderen CREM-Unternehmen aufgehoben - dort habe ich ihn dann auch nach unserem Gespräch hingeschickt", erzählte Thomas Glatte, Leiter Group Real Estate & Facility Management bei BASF.

ThyssenKrupp Business Services, eine ThyssenKrupp-Tochter, die verschiedene Dienstleistungen für den Mutterkonzern erbringt, feierte 2016 ihre Ausstellerpremiere. Ansgar Tonhäuser, Head of Facility Management von ThyssenKrupp Business Services sagte: "Ich habe mit Studenten gerechnet, die am Anfang ihres Studiums sind oder mittendrin stecken, nicht mit Studenten kurz vor Studienende oder Absolventen. Und diese Erwartung hat sich auch erfüllt."

Die meisten Anfragen an das dreiköpfige ThyssenKrupp-Messeteam drehten sich um Praktika und die Möglichkeit, in der Immobilienabteilung von ThyssenKrupp Business Services Abschlussarbeiten zu schreiben. "Wir werden die Kontakte jetzt auswerten und schauen, was davon nachhaltig ist", so Tonhäuser. Wichtig sei ihm insbesondere, dass ThyssenKrupp gemeinsam mit den vier anderen Vertretern aus dem CREM-Lager eine "Phalanx der Corporates" gebildet und "die wichtige Rolle, die die Corporates als Arbeitgeber im Immobilienbereich spielen, deutlich gemacht" habe.

Wie groß die Resonanz auf die Präsenz der Corporate-Phalanx war, zeigt auch folgende Zahl: Der Autobauer Daimler hatte im Vorfeld der Messe 112 Gesprächsanfragen von Bewerbern erhalten. Zum Vergleich: Das eine oder andere namhafte Immobilienunternehmen, das im IZ-Arbeitgeberranking, für das alljährlich Studierende immobilienwirtschaftlicher und verwandter Studiengänge befragt werden, traditionell weit vorne liegt, bekam deutlich weniger Anfragen.

Die vier Vertreter von Daimler Real Estate auf der Messe hatten gut zu tun - waren darüber aber auch nicht unfroh: "Wir expandieren stark, weil alle Automobilthemen ein Dach über dem Kopf brauchen", sagte Xiaopu Liu von Daimler Real Estate.

Die meisten Bewerber auf dem Karriereforum 2016 waren wie in den Vorjahren Studenten und Absolventen. Aber auch ein paar Auszubildende und Schüler sowie rund 60 Berufstätige waren dem Ruf zur Jobmesse gefolgt. U.a. eine junge Frau, die dem Reporter zwar Rede und Antwort stehen, aber aus nachvollziehbaren Gründen nicht ihren Namen nennen mochte: Sie suche einen neuen Job, auf dem sie mehr Verantwortung übernehmen und eigenständiger agieren könne.

Absolviert hat die Namenlose den Master-Studiengang "Management (Bau Immobilien Infrastruktur)" an der Bauhaus-Universität Weimar, tätig ist sie aktuell im Bereich Projektmanagement/-steuerung. Auch für die Projektentwicklung kann sie sich erwärmen, nachdem sie auf dem Karriereforum einen Vortrag von zwei Young Professionals gehört hat (siehe "Projektentwicklung ist kein Nine-to-Five-Job"): "Die Junior-Projektentwickler haben ihren Arbeitsalltag gut dargestellt. Und dass sie in ihrem Unternehmen gleich ins kalte Wasser geworfen wurden, fand ich beeindruckend."

Nichts zu verheimlichen hatten Marcel Kopp, Fabian Windel und Claudius Blix, die im dritten bzw. ersten Semester Immobilienwirtschaft an der HfWU in Geislingen an der Steige studieren. Die beiden Erstsemester wollten mal schauen, "was es so für Unternehmen in der Immobilienwirtschaft gibt". Der Drittsemester, der sich demnächst nach einem Platz für das Praxissemester umschauen muss, wollte herausfinden, welche Unternehmen Praktika anbieten. Besonders positiv angetan war Kopp, der ins Asset-Management strebt, von einem Austausch mit DIC-Vertretern, weil ihn dort sowohl ein Personaler als auch jemand aus dem operativen Geschäft zum Gespräch empfingen.

Der Austausch der Studierenden mit Personalern oder Fach- und Führungskräften auf dem Karriereforum ist unverbindlich. Richtig ernst wird es, wenn es ans Bewerben geht. Dabei sollten Berufseinsteiger im Besonderen und Kandidaten im Allgemeinen, die sich fragen, ob sie sich bei einem gut geführten Unternehmen, das auf Dauer Bestand hat, bewerben, vor allem eines: "Hören Sie auf Ihr Gefühl", riet Andreas Epple, Geschäftsführer des Heidelberger Wohnimmobilienentwicklers Epple Holding. "Irgendwann ist die Party vorbei, wenn die Zinsen wieder steigen. Der Nullzins ist ja nicht der Normalzustand."

"Sie sollten sich gut überlegen, wo sie sich bewerben", empfahl Epple seinen Zuhörern. "Steht ein Unternehmen wirklich hinter dem, was es sagt? Was tut es für seine Kunden und Mitarbeiter?" Seine Warnung: "Je später die Zinsen steigen, desto mehr Unternehmen werden Probleme bekommen. Und die schlechteren werden zuerst verschwinden."

IZ-Karriereforum

Rund 530 Bewerber kamen zur siebten Auflage des IZ-Karriereforums in die Goethe-Universität Frankfurt. Das waren ungefähr so viele wie in den beiden Vorjahren (2014/2015: jeweils rund 550). Die meisten Besucher waren 2016 wie gewohnt Studenten und Absolventen, aber auch rund 60 Berufstätige sowie einige Azubis und Schüler wurden gesichtet. Auch die gesamte Teilnehmerzahl war in diesem Jahr mit rund 780 konstant (2014/2015: je rund 800). Veranstaltet wurde die Jobmesse für die Immobilienwirtschaft von der Immobilien Zeitung und Heuer Dialog, Schirmherr war der Zentrale Immobilien Ausschuss. Im Rahmen des Karriereforums fand der 7. RICS-Hochschultag mit der ADI Akademie der Immobilienwirtschaft als Hochschulpartner statt.

47 Aussteller - ein neuer Rekord - präsentierten sich diesmal dem Branchennachwuchs, darunter 38 Arbeitgeber sowie acht Aus- und Weiterbildungseinrichtungen: Acrest, Aengevelt, ADI, Akademie der Hochschule Biberach, Apcoa Parking, Arcadis, BASF, Bayer, Beos, Bergische Universität Wuppertal, Bilfinger Real Estate, BNP Paribas Real Estate, Capera Immobilien Service, CBRE, CEV Handelsimmobilien, Commerz Real, Corestate, Corpus Sireo, Cushman & Wakefield, Daimler, Deka, DIC, Drees & Sommer, EBS Remi, ECE, Engel & Völkers Commercial, Eipos, gif, GRR, Hansteen, Hochschule Aschaffenburg, Hochschule Biberach, Immobilien Service Deutschland, IC Immobilien, IVG, JLL, Kaufland, KPMG, Lidl, Patrizia, Reag, Savills, Siemens, ThyssenKrupp, TU Berlin, Unibail-Rodamco und Union Investment. hat

Sehen Sie dazu auch die Bilderstrecke "Impressionen vom IZ-Karriereforum 2016".

Harald Thomeczek

Über 400 Jobs bei 34 Ausstellern

Im Ausstellersaal wurden viele längere Gespräche an den Tischreihen geführt. Wer gerade keine Termine hatte, konnte sich Unternehmensvorstellungen oder Vorträge anhören sowie die eigenen Bewerbungsunterlagen von einem Profi prüfen lassen.

Im Ausstellersaal wurden viele längere Gespräche an den Tischreihen geführt. Wer gerade keine Termine hatte, konnte sich Unternehmensvorstellungen oder Vorträge anhören sowie die eigenen Bewerbungsunterlagen von einem Profi prüfen lassen.

Bild: Alexander Sell

Karriere 27.06.2013
Wer sucht Berufseinsteiger und für welche Tätigkeiten? Wer bietet Traineeprogramme und wo gibt es Praktika? Sieben Stunden nahmen sich die Personalverantwortlichen auf dem IZ-Karriereforum Zeit, ... 

Wer sucht Berufseinsteiger und für welche Tätigkeiten? Wer bietet Traineeprogramme und wo gibt es Praktika? Sieben Stunden nahmen sich die Personalverantwortlichen auf dem IZ-Karriereforum Zeit, um die Fragen der Studenten zu ihren Unternehmen zu beantworten und erste Bewerbungsgespräche zu führen. Denn die 34 Aussteller waren nicht mit leeren Händen gekommen, sondern hatten 449 Stellenangebote mitgebracht.

Wer sucht wen auf dem Arbeitsmarkt, wohin entwickelt sich die Branche und welche Qualifikationen braucht es künftig? Diese Fragen tauchten in den verschiedenen Gesprächen und Präsentationen immer wieder auf: "Wir müssen die technischen Berufsgruppen sehr ernst nehmen", sagte Prof. Dr. Winfried Schwatlo, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Royal Institution of Chartered Surveyors in Deutschland. Derzeit seien Wirtschafts- und Bauingenieure besonders gefragt. "Wir bauen Hightech-Produkte", sagt Dr. Manfred Helmus, Professor an der Bergischen Universität Wuppertal. Immer wichtiger werde es deshalb, Immobilien in ihrem ganzen Lebenszyklus zu betrachten. Damit dies über lange Laufzeiten gelingt, forscht er nach Möglichkeiten, den Verlust von Gebäudeinformationen zu verhindern, u.a. mittels der Funktechnik RFID.

Hoher Personalbedarf bei Maklern

Egal ob technische oder kaufmännische Berufe - für beides ist laut Thomas Flohr, Geschäftsführer der Personalberatung Bernd Heuer & Partner die Nachfrage gerade in der Wohnungswirtschaft groß. Gesucht würden u.a. Analysten, Portfoliomanager und Asset-Manager. Weiter nennt Flohr Gebäudeausrüster, die derzeit ihren hohen Personalbedarf gar nicht decken könnten. Ähnlich bei den Maklern: "Es gab selten eine so große Nachfrage der Makler nach jungen Mitarbeitern wie heute", sagt Flohr.

Eines der vertretenen Maklerunternehmen war Savills. Marcus Mornhart, Head of Office Agency Savills Deutschland, suchte dort u.a. Mitarbeiter für Einzelhandelsvermietung und Research. Ihnen wird ein Direkteinstieg geboten. Die meisten Bewerber waren laut Mornhart gut vorbereitet und zeigten Interesse an ihren Karrierechancen: "Jede zweite Frage betrifft die Weiterbildungsmöglichkeiten", sagt Mornhart. Kein Wunder, sind doch Weiterbildungsangebote das zweitwichtigste Kriterium bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber, wie die Umfrage zur IZ-Joboffensive 2013 zeigt, an der sich 622 Studenten beteiligt hatten.

Vielfalt bei angebotenen Stellen

Auf die Studenten und Young Professionals wartete eine große Auswahl an Jobangeboten auf der Messe. 449 offene Stellen hatten die Aussteller mitgebracht, darunter 55 Traineeships, 61 Positionen für Berufseinsteiger sowie 199 Stellen für Young Professionals und 134 Praktikantenstellen. Die Aussteller repräsentierten wieder eine Vielzahl an unterschiedlichen Segmenten der Immobilienwirtschaft. Erstmals mit dabei war die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft btu aus Oberursel. Sie hatte Jobangebote für Steuerberater, Accountants und Buchhalter im Gepäck. Besonders punkten konnte bei Geschäftsführer Benedikt Schilp ein Bewerber aus Israel, der im Vergleich mit den deutschen Studenten kommunikativer auftrat.

Juniormitarbeiter und Praktikanten standen auf dem Wunschzettel von Hendrik Staiger, Leiter Akquisition beim Projektentwickler und Immobilienmanager Beos. Einsteiger werden zunächst in der Projektakquise eingesetzt, um das Geschäftsmodell kennenzulernen. Dann übernehmen sie die Verantwortung für ein Projekt und werden dabei gecoacht. "Sie arbeiten wie Kleinunternehmer."

Traineeships waren bei vielen Ausstellern und Besuchern ein großes Thema. So unterschiedlich die Unternehmen, so verschieden waren auch die Angebote. Während bei Commerz Real die Trainees alle Abteilungen durchlaufen, wird bei der Supermarktkette Kaufland vor dem Start des 15-monatigen Programms bestimmt, zu welchem Geschäftsbereich der Einsteiger passen könnte.

Auch mfi hat sein Traineeprogramm vorgestellt, das zusammen mit Minderheitsgesellschafter Unibail-Rodamco durchgeführt wird. Bruno Bittis, mfi-Personalleiter, will in Deutschland zehn Kandidaten dafür rekrutieren. Verlangt werden hohe analytische Fähigkeiten, Fremdsprachenkenntnisse sowie internationale Erfahrung. Innerhalb eines Jahres lernen die Teilnehmer alle Kernfunktionen des Konzerns kennen und absolvieren mindestens eine Auslandsstation.

Zu Traineeprogrammen informierte sich auch Anne-Katrin Trelenberg, Studentin der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, auf der Messe. Sie nutzte die Zeit zudem zum Netzwerken und schaute bei den Unternehmen vorbei, bei denen sie schon Praktika bzw. ihre Ausbildung absolviert hatte. Am Abend fuhr sie mit einem Termin für ein Bewerbungsgespräch nach Hause.

Jobangebote bei international aufgestellten Unternehmen hatten den 22 Jahre alten Michael Oberholz nach Frankfurt gelockt. Er steht kurz vor dem Abschluss zum Immobilienfachwirt beim Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft und ist als Makler selbstständig. Auf die Messe hatte er sich gut vorbereitet und für die IZ sogar eine Vorschlag für einen Gastbeitrag in der Tasche.

Sonja Smalian,Lars Wiederhold

Netzwerkchance auch für Professoren

Das waren die Teilnehmer der diesjährigen International Real Estate Challenge: Während die Studententeams ihre Aufgaben bearbeiteten, schmiedeten die Hochschullehrer bereits Kooperationspläne für die Zeit nach dem Wettbewerb.

Das waren die Teilnehmer der diesjährigen International Real Estate Challenge: Während die Studententeams ihre Aufgaben bearbeiteten, schmiedeten die Hochschullehrer bereits Kooperationspläne für die Zeit nach dem Wettbewerb.

Bild: Hochschule21

Karriere 31.01.2013
Rund 60 Studenten immobilienwirtschaftlicher Fächer haben im Januar dieses Jahres an dem Wettbewerb International Real Estate Challenge (IREC) teilgenommen. In internationalen Teams mussten die ... 

Rund 60 Studenten immobilienwirtschaftlicher Fächer haben im Januar dieses Jahres an dem Wettbewerb International Real Estate Challenge (IREC) teilgenommen. In internationalen Teams mussten die Teilnehmer aus ganz Europa gemeinsam ein Projekt bearbeiten und einer Jury vorstellen. Der Praxistest bot nicht nur den Studenten die Möglichkeit, ihr Netzwerk zu erweitern. Die betreuenden Hochschulprofessoren planen, die Zusammenarbeit nach dem Wettbewerb fortzusetzen.

Wettbewerbe geben Studenten die Chance, ihre Kenntnisse an einem echten Projekt unter Zeitdruck anzuwenden. Gemeinsam mit zunächst fremden Teamkollegen müssen sie eine Aufgabe bearbeiten. Das erfordert viele Diskussionen und Abstimmungen, bis gemeinsam das Ziel erreicht werden kann. Doch neben den reinen Lerneffekten bieten Wettbewerbe auch eine gute Möglichkeit, um sich zu vernetzen. Dadurch können die Begegnungen auch über das Ereignis hinauswirken.

"Der Wettbewerb war ein unglaublicher Schritt in der Internationalisierung", sagt Sabine Zippel, Professorin für Baumanagement und Projektentwicklung an der Hochschule21 (HS21) in Buxtehude. Sie hat mit drei Studenten an dem IREC-Wettbewerb teilgenommen und war an der Organisation der Veranstaltung, die überwiegend in Hamburg stattfand, beteiligt. Während die internationalen Studententeams um den Sieg kämpften und dabei von Professoren betreut wurden, nutzten diese die Zeit ebenfalls zum Netzwerken. Im Fall der HS21 wurden dabei mehrere "bilateral aggreements" geschlossen, u.a. mit den Hochschulen Politecnico di Milano und der Kingston University in London. Weitere sind in Vorbereitung. Durch bilaterale Übereinkünfte sei eine Teilnahme am Erasmus-Programm viel einfacher möglich und Kurse von Partnerhochschulen könnten anerkannt werden, so Zippel. Das hilft, die Mobilität der Lehrenden und der Studenten zu erhöhen.

Bei dem IREC-Wettbewerb hatten rund 60 Studenten in acht internationalen Teams zwei Wochen lang um den Sieg gekämpft. Für die Hamburger Theater- und Künstler-Genossenschaft Die Wiese sollte ein geeigneter Standort innerhalb von Europa gefunden werden. Dafür wurden die Studenten, die u.a. von Hochschulen aus London, Mailand, Groningen, Dublin und Warschau nach Hamburg angereist waren, in Teams aufgeteilt. Die einzigen drei deutschen Teilnehmer kamen von der HS21. Die Teams flogen dann in acht verschiedene europäische Städte - Amsterdam, Bratislava, Göteborg, Mailand, Manchester, Stockholm, Wien und Warschau. Vor Ort recherchierten sie nach geeigneten Standorten und bereiteten eine Präsentation auf Englisch vor. Zurück in Hamburg mussten sie ihre Ergebnisse vor einer Jury, bestehend aus Vertretern der Bauherren, der Nutzer und der Kulturbehörde, präsentieren. Zum Gewinnerteam gehörte auch ein deutscher Teilnehmer.

Netzwerke gründen

"Das A & O ist, dass man sich bei dem Wettbewerb mit anderen internationalen Studenten vergleichen kann", sagt Nicolas Herrmann, Absolvent der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Er hatte zusammen mit zwei Kommilitonen 2010 an dem Wettbewerb teilgenommen und war 2011 selbst Jury-Mitglied gewesen. Der Wettbewerb zeigte ihm, dass er sich in punkto Ausbildung, Vortragsqualität und sozialer Kompetenz "überhaupt nicht verstecken" müsse, so sein Fazit. Doch neben dem Praxistest war für Herrmann der Netzwerkgedanken wichtig. Nach Abschluss des Wettbewerbs gründete er deshalb gemeinsam mit Studenten aus Sheffield, London und Groningen das European Real Estate University Network (Ereu), um den Kontakt weiter auszubauen. Noch im selben Jahr organisierte das Netzwerk eine Exkursion nach Frankfurt am Main mit Unterstützung der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) und des HfWU-Freundeskreises. Die Studenten hörten Fachvorträge und besuchten das Shoppingcenter MyZeil und den Frankfurter Opernturm. Zudem präsentierten sie ihre Hochschulen auf dem RICS-Hochschultag, der in die Jobmesse IZ-Karriereforum integriert war. "Wir stehen alle noch im Kontakt", sagt Herrmann. Doch eine Fortsetzung der Exkursion ist bislang nicht gelungen, denn inzwischen sind die Ereu-Mitglieder berufstätig.

Ergebnisse weitertragen

Zippel will sich dafür einsetzen, dass der Wettbewerb über die zwei Wochen hinaus wirkt. Die Ergebnisse sollen nicht in der Schublade verschwinden, sondern die Hochschullehrer möchten darauf aufbauend eine Vortragsreihe konzipieren. Auch eine Publikation kann sich Zippel vorstellen.

Sie erhofft sich aus den neuen Kontakten zudem eine Weiterentwicklung von Lehre und Forschung: Themen könnten im Netzwerk international vergleichend behandelt werden und Bachelor- und Masterarbeiten länderübergreifend betreut werden.

Sonja Smalian