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Swiss Life macht JLL den Titel streitig

JLL lässt sich den Titel Top-Arbeitgeber nicht nehmen. Doch die Swiss-Life-Familie - in Gestalt von Corpus Sireo und Beos - ist eine harte Konkurrenz.

JLL lässt sich den Titel Top-Arbeitgeber nicht nehmen. Doch die Swiss-Life-Familie - in Gestalt von Corpus Sireo und Beos - ist eine harte Konkurrenz.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: Roman Stetsyk

Karriere 23.08.2018
JLL bleibt der Traumarbeitgeber von Immobilienstudenten. Der Seriensieger im IZ-Ranking schafft es 2018 zum siebten Mal in Folge auf den ersten Platz. Corpus Sireo verteidigt Rang zwei. ... 

JLL bleibt der Traumarbeitgeber von Immobilienstudenten. Der Seriensieger im IZ-Ranking schafft es 2018 zum siebten Mal in Folge auf den ersten Platz. Corpus Sireo verteidigt Rang zwei. Langeweile kommt trotzdem nicht auf: Dritter ist überraschend eine andere (künftige) Swiss-Life-Tochter: Beos. Zusammen holen die beiden Einheiten des Schweizer Asset-Managers mehr Stimmen als JLL.

Seit 2009 fragt die Immobilien Zeitung Studenten aus immobilienwirtschaftlichen und verwandten Studiengängen im Rahmen einer Arbeitsmarktbefragung, für wen sie nach ihrem Studium am liebsten arbeiten wollen. Dieses Jahr haben sich 221 Studenten an der Abstimmung über die Top-Arbeitgeber beteiligt. Im letzten Jahr verrieten uns 303 Teilnehmer ihren Wunscharbeitgeber - wohl ein Grund, weshalb die meisten der aktuellen Top Ten weniger Punkte verbuchten als im IZ-Arbeitgeberranking 2017. So hat JLL dieses Jahr 141 Zähler eingesammelt. Vergangenes Jahr waren es noch 203.

Bis auf die ersten beiden Ränge blieb in den Top Ten kein Stein auf dem anderen (siehe die Tabelle "Die 10 Wunscharbeitgeber der Studenten"). Beos hat insgesamt sieben Unternehmen überholt. Der diesjährige Siebte, Art-Invest, hat gleich acht Plätze gutgemacht. Der Projektentwickler, Asset- und Fondsmanager - und mit ihm die Zech-Gruppe - ist 2018 erstmals in den Top Ten vertreten. Beos und Art-Invest sind die einzigen Unternehmen aus den Top Ten, die trotz gesunkener Teilnehmerzahlen mehr Punkte einheimsten. Zu den Aufsteigern im Ranking gehört auch ECE. Der Vorjahresdritte CBRE muss sich dafür diesmal mit Rang vier begnügen. Auch für Drees & Sommer, Patrizia Immobilien, Union Investment und BNP Paribas Real Estate ging es abwärts.

Insgesamt sind den Studenten 154 verschiedene Namen eingefallen. Doch nur für 23 Unternehmen hat es zu einer nennenswerten - zweistelligen - Punktzahl gereicht. Dazu gehören neben den bereits genannten Firmen: Colliers, Deka Immobilien, Tishman Speyer, Cushman & Wakefield, PwC, Becken Development, Savills, Ernst & Young, Hochtief, Vonovia, Blackrock, Daimler Real Estate und Strabag.

Hochtief, der Gewinner der ersten drei IZ-Arbeitgeberrankings der Jahre 2009 bis 2011, hat zuletzt Federn gelassen - was nach dem Verkauf der Wohnentwicklungssparte, dem Wandel zum Service-Developer und dem erwarteten perspektivischen Ausstieg aus der Projektentwicklung keine Überraschung ist. Schon eher überraschend ist der Abstieg von Apleona: Die ehemalige Real-Estate-Sparte von Bilfinger war seit 2010 ein Dauergast in den Top Ten und belegte selbst letztes Jahr, als der Verkauf an den Finanzinvestor EQT und die Umfirmierung in Apleona schon über die Bühne gegangen waren, noch Platz acht. Dieses Jahr wurde der Immobilienmanager auf Rang 32 durchgereicht.

Die Punkte für die Wunscharbeitgeber wurden gewichtet nach Nennung vergeben. Jeder Student konnte bis zu drei Unternehmen in einer priorisierten Reihenfolge angeben. Hinter den 141 Punkten von JLL z.B. verbergen sich 58 Studenten, die ihre Sympathie zu dem Immobilienmakler und -dienstleister bekundeten. Addiert man in einem Gedankenspiel die Stimmen, die Corpus Sireo (32) und Beos (27) erhielten, kommen 59 Nennungen zusammen. Die Swiss-Life-Familie hätte JLL so gesehen den ersten Rang abgetrotzt. Doch noch ist die Übernahme von Beos durch Swiss Life Asset Managers nicht abgeschlossen. Außerdem sollen beide Firmen separate Einheiten bleiben und nicht etwa zusammengeführt werden. Und drittens nannten vier Studenten Corpus Sireo und Beos. Diese hätten Swiss Life gar zwei Stimmen gegeben.

Die Gefühle von Izabela Danner, im deutschen Management Board von JLL für das Personal zuständig, dürfte dieses Zahlenspiel kaum trüben: "Wir sind stolz auf die Auszeichnung." Der Titel des Top-Arbeitgebers werde "auch von JLL-Kollegen in anderen Ländern wahrgenommen". Das unterstreiche seine Bedeutung. "Für Studenten ist das gute Abschneiden in den vergangenen Jahren sicherlich ein zusätzlicher Grund, sich bei JLL zu bewerben", glaubt Danner.

Etwas nüchterner sieht das Claudia Theisel, Director Human Resources der ECE: "Die Präsenz im Arbeitgeberranking der IZ trägt sicher dazu bei, unser Image und unsere Bekanntheit als Arbeitgeber zu steigern, und ist damit auch eine öffentlichkeitswirksame Unterstützung bei der Anwerbung von neuen Mitarbeitern." Klar sei aber auch, dass dies "nur ein Aspekt unter vielen ist und wahrscheinlich kein Mitarbeiter allein aufgrund der Positionierung im Ranking zu uns gestoßen ist".

Kai Johnson, Leiter Personal Hamburg bei Union Investment, hängt die Bedeutung des Arbeitgeberrankings höher: "Wir gehen davon aus, dass sich in den Top Ten tatsächlich die besten Arbeitgeber befinden. Dass nur die Hälfte der Teilnehmer einen Wunscharbeitgeber angegeben haben, lässt erwarten, dass diese sich sehr dezidiert mit den Unternehmen beschäftigt haben." Tatsächlich nahmen insgesamt 418 Studenten an der Arbeitsmarktumfrage teil, doch nur gut jeder Zweite gab einen Wunscharbeitgeber an.

Besonders viel Beachtung schenkt offenbar Beos dem Arbeitgeberranking. Gleich mehrere Studenten gaben bei der Frage, weshalb sie an der Befragung teilnahmen, an, von dem Berliner Projektentwickler und Investmentmanager darauf aufmerksam gemacht worden zu sein. Die meisten Studenten, die dem Aufruf von Beos folgten, schenkten dem Unternehmen ihre Stimme. Dies fällt deshalb auf, weil die anderen Top-Arbeitgeber hier gar nicht oder nur sehr vereinzelt genannt werden. Beos‘ Hinweis hat sich offenbar ausgezahlt. Er hat neben dem ganzjährigen Engagement um den Nachwuchs dazu beigetragen, dass die Berliner von Platz 10 im Vorjahr jetzt auf den Bronzerang vorpreschen konnten. Eine beachtliche Entwicklung.

Die Vermutung, Beos könnte bei seinem Sprung aufs Treppchen nachgeholfen haben, weist Beos-Personalchef Holger Matheis zurück: "Die Befragung Studierender durch die Immobilien Zeitung trägt zur Transparenz der gesamten Immobilienbranche bei. Von diesem Mehrwert profitieren Arbeitgeber und Berufseinsteiger gleichermaßen. Uns ist es ein besonderes Anliegen, die Bedürfnisse potenzieller Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu kennen, um die Unternehmensentwicklung entsprechend voranzutreiben. In diesem Sinne haben wir in unserem Netzwerk auf die Befragung aufmerksam gemacht und zu einer generellen Teilnahme angeregt."

Studenten, die von Beos zu einer Teilnahme ermuntert wurden und für die Firma gestimmt haben, bestätigen Matheis' Darstellung: Carolin Fischer (24) etwa, die gerade ihr Bachelor-Studium in Internationalem Immobilienmanagement an der Hochschule Aschaffenburg abgeschlossen hat, versichert: Nach einem sechsmonatigen Praktikum bei Beos in Hamburg "habe ich von der Beos eine Art Follow-up-Mail erhalten, die sehr freundlich auf das Ranking hingewiesen hat. Die Mail beinhaltete jedoch keinerlei Druckmittel, sich für Beos zu entscheiden. Es hieß lediglich, dass Umfragen dieser Art auch für Beos wichtig sind, um die Ergebnisse umzusetzen und ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen."

Andere ehemalige Praktikanten und Werkstudenten von Beos äußern sich ähnlich. Ebenso Studierende, die das Unternehmen nur von außen kennen. Viele kommen mit der Firma über Gastvorlesungen und Unternehmenspräsentationen an Hochschulen, Karrieremessen und Jobbörsen, über eine Exkursion in eine Beos-Niederlassung oder ein Karrieredinner in Kontakt. Wie die Aussagen der Studenten, mit denen die IZ stichprobenhaft gesprochen hat, zeigen, versteht sich Beos offenbar darauf, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen - der sich dann häufig im Praktikum oder im Werkstudentenjob bestätigt.

Die anderen Top-Arbeitgeber unternehmen natürlich auch so einiges, um den akademischen Nachwuchs für sich einzunehmen. Frei nach dem Motto: "Wer gesehen werden will, muss sich zeigen!", wie es Iris Schönbeck, Head of HR Operations von Corpus Sireo Real Estate, formuliert. Schönbeck versteht den zweiten Platz als "Gesamt-Feedback zu all unseren gezielten Aktivitäten im Hochschulmarketing in den vergangenen Jahren". Sie ist sich sicher: "Die Studierenden kennen Corpus Sireo und verknüpfen diese Marke mit positiven Qualitäten." Bei CBRE sehen sie das ähnlich: "Die Präsenz eines Unternehmens an Hochschulen, auf Messen, durch Sponsoring und andere Events ist sicherlich bei der Wahl der Immostudenten nicht zu unterschätzen."

Sie könnten gar nicht präsent genug an den Hochschulen sein, findet auch Sinan Eliguel, Head of Group HR von Drees & Sommer: "In Sachen Campus Relation machen wir vergleichsweise eher noch viel zu wenig und wollen das ausbauen. Wir haben uns daher für die kommende Zeit noch sehr viel vorgenommen, um nächstes Jahr noch besser zu werden." Denn von nichts kommt nichts: "Wer als Arbeitgeber von den Studierenden wahrgenommen werden will, muss sich schon die Mühe machen, auf sie zuzugehen, um in ihr Blickfeld zu geraten. Das ist natürlich eine Investition, aber diese wird durch mehr und bessere Bewerber belohnt", sagt Rüdiger Freiherr von Stengel, geschäftsführender Gesellschafter von Art-Invest.

Der Aufstieg von Art-Invest verdankt sich ebenfalls einer stärkeren Präsenz auf der Studentenbühne. Das Unternehmen ist seit seiner Gründung vor acht Jahren von vier auf 180 Mitarbeiter gewachsen, fast drei Viertel der Leute haben über persönliche Empfehlungen zu Art-Invest gefunden. "In vielen Bereichen reicht dies nicht mehr aus", weiß von Stengel. Deshalb hat er letztes Jahr beschlossen, "auf ausgewählte Hochschulen zuzugehen, um auf uns aufmerksam zu machen".

Art-Invest nimmt darum jetzt an Karrieremessen teil und "trägt in Seminaren zum Thema Projektentwicklung mit hauseigenen Fallbeispielen bei". Und die Firma bietet in diesem Jahr zum ersten Mal ein Traineeprogramm an. Praktika und Werkstudentenjobs, duale Studiengänge, Traineeplätze und Direkteinstieg: Das Angebot an Schnupper- und Einstiegsmöglichkeiten für Studenten und Absolventen ist groß - und wächst. Welche Sprungbretter die Top-Arbeitgeber dem Nachwuchs bieten, lesen Sie auf Seite 15 ("Die beliebtesten Wunscharbeitgeber im Porträt").

Allerdings: Entdecken immer mehr Unternehmen das Hochschulmarketing für sich und bieten Jobs für Studenten und Einsteiger an, wird es immer schwerer, sich vom Wettbewerb abzuheben. Philipp Benseler, Head of Human Resources von BNP Paribas Real Estate (BNPPRE), nimmt dies für sich und sein Haus in Anspruch: "Wir sind eins der sehr wenigen Unternehmen in der Branche, das spezielle Recruiting-Events veranstaltet. Für ein erstes Kennenlernen gehen wir beispielsweise gemeinsam mit Absolventen und Studierenden im Hochseilgarten klettern oder kochen."

Die Gründe, weshalb Studenten gern für ein Unternehmen arbeiten würden, sind recht unterschiedlich. Eine große Rolle spielt bei fast allen Adressen die Erwartung, dass sich die eigenen Interessen mit den Tätigkeiten decken, die sie bei dieser oder jener Firma ausüben können. Oft versprechen sich die Studenten auch gute Karriereperspektiven von einem Engagement. Bei Drees & Sommer und Beos fällt auf, dass vergleichsweise viele Studenten, die die Unternehmen gewählt haben, schon persönlich Bekanntschaft mit ihnen geschlossen haben.

Seriensieger JLL punktet dagegen vor allem mit internationalem Charme. Passenderweise "führen wir in diesem Jahr ein globales Karrieremodell ein, in dem alle Jobs bei JLL weltweit abgebildet werden", erzählt Personalchefin Danner. Auch bei CBRE und BNPPRE fällt die Internationalität ins Gewicht. Bei Silbermedaillengewinner Corpus Sireo sticht ein besonders positives Image hervor. (Was die Studenten im Detail an den Top-Arbeitgebern schätzen - und auch was ihnen nicht gefällt -, erfahren Sie im Artikel "Daumen hoch, Daumen runter".)

Dass die Studenten eine sehr differenzierte, zum Teil sehr kritische Sicht auf die Unternehmen haben, zeigen die Antworten auf eine Frage, die zum ersten Mal Bestandteil der Umfrage war: Für welches Unternehmen willst du auf keinen Fall arbeiten? Auch hier macht überraschend JLL mit 20 Nennungen mit weitem Abstand das Rennen. Mit Blick darauf, dass JLL mit 58 positiven Studentenvoten den ersten Platz im Beliebtheits-Ranking verteidigt, sind 20 Antipathiebekundungen nicht wenig. Vergleichsweise viele Gegenstimmen bekamen auch Engel & Völkers (16) und Vonovia (13).

Harald Thomeczek

Zwischen Quotenfrau und Superwoman

Frauen, die in der Immobilienbranche reüssieren wollen, müssen schon - so will es manchmal scheinen - über Superkräfte verfügen.

Frauen, die in der Immobilienbranche reüssieren wollen, müssen schon - so will es manchmal scheinen - über Superkräfte verfügen.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: lassedesignen

Karriere 19.10.2017
Ohne Mithilfe der Arbeitgeber wird flächendeckende Chancengleichheit für Frauen in der männlich geprägten Immobilienbranche eine schöne Idee bleiben. Dass Frauen, die Karriere machen, ... 

Ohne Mithilfe der Arbeitgeber wird flächendeckende Chancengleichheit für Frauen in der männlich geprägten Immobilienbranche eine schöne Idee bleiben. Dass Frauen, die Karriere machen, mitunter als Quotenfrauen verschrien sind, gehört zu den unvermeidlichen Kollateralschäden des Wandels. Unternehmen, die diesen aktiv gestalten, tun sich selbst einen Gefallen.

Pinkelpause bei einem global operierenden Immobilien-Investment-Manager. Die Herren, die der Natur gemeinsam freien Lauf lassen, sind in schlechter Stimmung: Wieso denn die Wahl nicht auf einen von ihnen, sondern ausgerechnet auf Frau x gefallen sei? Kann ja wohl nur daran liegen, dass hier - ganz dem Zeitgeist entsprechend - jetzt auch mal eine Frau an der Spitze stehen soll. Der neuen Chefin haftete nun das Stigma an, dass sie den Posten nur bekommen hat, weil sie eine Frau ist.

Das Unternehmen, um das es in obiger Anekdote, die der IZ aus zuverlässiger Quelle zugetragen wurde, gibt Frauen zunehmend Zugang zu Entwicklungsprogrammen und damit auch zu Talent-Pools für eine langfristige Nachfolgeplanung. So gesehen ist Frauenförderung ein zweischneidiges Schwert: Frauen in Spitzenpositionen gelten schnell als Quotenfrau - und meinen womöglich, Superwoman sein zu müssen, um jeden Zweifel über die Berechtigung ihrer Berufung zu ersticken.

"Solange das Frausein ein Thema ist, so lange werden Frauen denken, dass sie eine Extrameile gehen müssen. Und es reicht ja schon, dass sie das denken", sagt Tobias Just, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der Irebs-Akademie, der von Berufs wegen viel mit karrierebewussten Frauen zu tun hat. Doch so zu tun, als würde sich das mit der Gleichstellung von alleine regeln, weil Unternehmen es sich angesichts von demografischem Wandel und - von vielen Arbeitgebern beklagtem - Fachkräftemangel heute eh nicht mehr leisten könnten, sich Potenzialträger gleich welchen Geschlechts entgehen zu lassen, geht an der Realität vorbei. "Wir sind mit Sicherheit noch nicht da, wo wir sein sollten: dass diskriminierungsfrei allein auf Erfolgsbeiträge, Qualifikation und Kompetenz geachtet wird", ist sich Just sicher.

Vor allem Führungsposten werden oft auf informellem Wege vergeben. Da sei im Vorteil, "wer Zugang zu den Old Boys' Networks hat. Deshalb bekommen Sie von mir ein klares Ja für die Frauenquote. Erst dann wird sich was in den Vorstandsetagen ändern", sagt Jovita Galster-Döring, Vorstandsmitglied des Vereins Frauen in der Immobilienwirtschaft.

Erika Werres, Leiterin Planen und Entwicklung bei der WvM Immobilien und Projektentwicklung in Köln, hält nichts von einer Frauenquote. Sie sieht den Knackpunkt woanders: "Das ist in meinen Augen nicht der richtige Ansatz. Viel wichtiger ist, dass die Bezahlung in gleichen Positionen angeglichen wird." Nur so würden, sobald die Familienplanung ansteht, nicht mehr wie bisher oft automatisch die Frauen zuhause bleiben, "sondern sicher auch ein paar mehr Männer die Erzieherrolle übernehmen bzw. in Teilzeit arbeiten".

22% - so viel verdienen Frauen laut dem "Women in Work Index" von PwC weniger als Männer. Geht es mit der bisherigen Geschwindigkeit weiter, dauert es bis zum Jahr 2297, bis sich die Lohnlücke schließt. In Zahlen wie diesen kommt auch zum Ausdruck, dass sich Frauen tendenziell für schlechter bezahlte Branchen bzw. Berufe entscheiden, länger in Elternzeiten gehen und seltener in Führungspositionen anzutreffen sind etc. Bereinigt liegt die sogenannte Gender Pay Gap in Deutschland zwischen ca. 2% und 7%, je nachdem, wer es berechnet und wie er das macht.

Headhunter, die Positionen in der Immobilienbranche besetzen und mit denen die IZ gesprochen hat, bejahen, dass es natürlich auch in der Immobilienwirtschaft eine Gender Pay Gap gibt. Sie beziffern das Delta auf durchschnittlich 5% bis 15%. Wohlgemerkt: auf vergleichbaren Positionen. "Das Gehalt für eine vakante Position ist ja nicht von Anfang an in Stein gemeißelt. Es gibt eine Bandbreite, innerhalb der sich der Arbeitgeber und die Kandidaten bewegen", sagt Kathrin von Hardenberg, Gründerin und Geschäftsführerin von Indigo Headhunters aus Frankfurt. Und diesen Spielraum nutzen männliche Bewerber eben entschlossener aus als weibliche.

"Kein Kunde von uns stellt sich hin und sagt, wir zahlen der Frau maximal nur das und das, einem Mann würden wir aber grundsätzlich mehr zahlen", ergänzt Richard-Emanuel Goldhahn, Deutschland-Geschäftsführer von Cobalt Recruitment. Dass Frauen weniger verdienen, führt auch Goldhahn darauf zurück, dass "sie meist auch weniger fordern, schon beim Berufseinstieg". Und dieser Rückstand potenziere sich natürlich mit der Zeit.

Ein weiteres, zugegeben ziemlich vages, Indiz dafür, dass die Chancengleichheit der Geschlechter trotzdem auch und insbesondere in der Immobilienwirtschaft noch nicht flächendeckend Realität ist, ist die ungleiche Gewichtung der Frauen- und Männeranteile auf einschlägigen Branchenveranstaltungen. Auf dem IZ-Karriereforum, einer Jobbörse vor allem für Nachwuchskräfte, sieht man nicht weniger junge Damen als Herren. Doch auf der großen Expo Real und noch mehr auf der Mipim in Cannes, wohin vor allem Führungskräfte reisen dürfen, ist das männliche Übergewicht schier erdrückend.

Selbst in Unternehmen, die ein mehr oder weniger ausgeglichenes Geschlechterverhältnis in der Gesamtbelegschaft haben, neigt sich die Waage immer mehr Richtung Mann, je höher hinauf es geht. Warum ist das so? Und wann wird es sich ändern? "Das wird sich erst dann ändern, wenn wirklich alle Unternehmen aktiv Frauenförderprogramme anbieten", sagt Galster-Döring. Denn Frauen seien in ihrer Karriere "strukturell benachteiligt, häufig unbeabsichtigt und unbewusst". Sie würden bei gleicher Leistung schlechter beurteilt und seltener für Führungspositionen vorgeschlagen. Ihnen werde, auch aufgrund mangelnder Vorbilder, weniger zugetraut - ein Teufelskreis.

Ein Vergleich der Frauenanteile der Weiterbildungsstudiengänge an Justs IrebsAkademie einerseits und im universitären Erststudium andererseits legt den Verdacht nahe, dass Frauen tatsächlich nicht ähnlich stetig unterstützt werden wie Männer. So liegt z.B. der Frauenanteil im Kontaktstudium Immobilienökonomie im Schnitt der letzten Jahre bei nicht einmal einem Drittel, während der entsprechende Wert im Studiengang Master of Real Estate am Irebs Institut für Immobilienwirtschaft an der Uni Regensburg im Mittel der letzten Jahre rund 50% beträgt.

Strategien zur Karriereentwicklung von Frauen haben bislang nur verschwindend wenige Arbeitgeber ausgearbeitet, wie unlängst eine Umfrage von Kenneweg Property Personalberatung bestätigte. "Ich kann nicht erkennen, dass es einer besonderen Frauenförderung bedarf", sagt Anita Bellmann, Leiterin Konzernpersonalabteilung der Immobiliengruppe Rhein-Neckar mit ca. 1.000 Mitarbeitern, zu der auch der Mannheimer Property- und Facility-Manager Treureal gehört. "Und Frauen machen bei uns auch genauso Karriere wie Männer. Wer die entsprechenden Kompetenzen mitbringt, bekommt auch seine Chance", versichert Bellmann. Für einen wichtigen Aspekt der Mitarbeiterbindung hält Bellmann Vertrauensarbeitszeit: die Freiheit, sich seine Zeit selbst einzuteilen. Dies umfasse auch die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten - ohne dadurch Nachteile zu erleiden.

Geschlechterspezifischen Programme, die auf eine Führungslaufbahn vorbereiten, sucht man auch beim Facility-Manager Piepenbrock vergebens. Und "dafür sehen wir auch in der Zukunft keinen Bedarf", sagt Claudia Schopf, Leiterin Personalentwicklung und Recruiting. Dafür bietet der Osnabrücker Gebäudedienstleister angehenden Führungskräften aller Art Seminare mit Modulen zu Selbstführung, Mitarbeiterkommunikation oder zur Weiterentwicklung vom Kollegen zum Vorgesetzten an.

Auch Deutschlands größter Immobilienentwickler, die Zech-Gruppe, hat kein Programm zur Frauenförderung aufgelegt. Allerdings besteht das Immobilienimperium von Zech aus vielen unternehmerisch selbstständigen Einheiten, die zwar kapitalseitig mit der Management-Holding verbandelt sind, aber sonst weitgehend ihr eigenes Ding machen. Der Projektentwickler und Asset-Manager Art-Invest Real Estate Management ist mit aktuell 136 Mitarbeitern schon eines der großen Häuser unter dem Zech-Dach. Für ein regelrechtes Frauenförderprogramm ist Art-Invest aber offenbar immer noch zu klein. Rüdiger von Stengel, einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter, hält dergleichen jedenfalls für entbehrlich, weil "wir sowieso nur auf die Leistung gucken".

Dass Frauen es in einer technik- und baulastigen sowie angeblich netzwerkbedürftigen Profession wie der Projektentwicklung schwerer haben könnten als Männer, mag der Art-Invest-Chef nicht recht glauben: "Wir haben bislang nur gute Erfahrungen mit Frauen gemacht, auch in der Projektleitung!" Und die Sache mit der Vereinbarkeit? "Die technische Leiterin arbeitet auf Vier-Tage-Basis." Termine könne man planen - zumal, wenn man wie Art-Invest als Bauherr am längeren Hebel sitze. "Ist doch alles machbar. Niemand muss Meetings nach 17 Uhr abhalten. Und mit der ganzen Elektronik kann man auch mal abends seine Mails abarbeiten." Die mangelnde Präsenz von Frauen insbesondere auf höheren Etagen führt von Stengel nicht zuletzt darauf zurück, dass "Frauen oft der entscheidende Wille zum Führen fehlt".

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ein männlicher Wettbewerber in der Regel keine Angst vor einer Doppelbelastung haben muss, weil er - wenn er denn Kinder hat - diese in aller Regel an seine Frau delegiert. "Wir stellen fest, dass die Väter in der Regel zwei Monate Elternzeit nehmen und der Löwenanteil immer noch von Frauen getragen wird. Zusätzlich sind es in den allermeisten Fällen die Frauen, die in Teilzeit zurückkehren", sagt Sandra Scholz, Vorstandsmitglied der Commerz Real.

Der Fondsmanager fördert Betriebskitas und vermittelt Betreuungsplätze, und auch in Notfällen springe man den Eltern bei. "Wir kommen unseren Mitarbeitern auch bei der Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Arbeitsort entgegen. Mit den neuen Medien ist das heute sehr viel einfacher." Bestimmte Tage für Home-office zu reservieren, erlaube eine Vielzahl der Tätigkeiten: "Für Kundentermine und Meetings müssen feste Tage im Büro definiert werden", so Scholz.

Katrin Eming schafft es offenbar ganz gut, in der Immobilienwirtschaft auch mit Kind Karriere zu machen. Eming ist SeniorProjektentwicklerin und Geschäftsführerin einer Projektgesellschaft der Wohnkompanie NRW, die auch zur Zech-Gruppe gehört. Die 38-Jährige hat einen 36-Stunden-Vertrag - und einen "durchgeplanten Tagesablauf". Dass es mit Kind und Karriere klappt, liegt nicht zuletzt daran, "dass ich in der Funktion als Geschäftsführerin und Bauherrin einen größeren Spielraum habe, dass ein funktionierendes Team hinter mir steht und mein Job nicht nur vom Schreibtisch aus erledigt werden kann."

Nicht jede Immobilienfrau, die Kinder bekommt, bleibt in der Branche treu. So entpuppt sich die 35-jährige Personalberaterin Dorothee de la Camp im Gespräch selbst als studierte Immobilienspezialistin. Ihre alte Tätigkeit im Asset-Management konnte die zweifache Mutter nur schwer in Teilzeit fortführen. Sie wandte sich daher an die Personalberatung Kollmannsperger Executive Search, die sie schon in der Vergangenheit besetzt hatte. Managing Partner Jutta Heusel fand zwar keine passende (Teilzeit-!) Stelle in der Immobilienbranche für de la Camp, stellte die ihr bereits gut bekannte Kandidatin dafür aber selbst ein.

Iris Dilger hat keine Kinder: "Ich hatte immer die Möglichkeit, mich voll auf den Job zu konzentrieren. Dies war sicherlich auch ein Grund, warum ich es zu meiner Position bringen konnte." Dilger gründete mit der Zech-Gruppe die Wohnkompanie Rhein-Main. Vorher baute sie beim ehemaligen Hochtief-Wohnentwickler formart die Frankfurter Niederlassung auf. Sie fühle sich manchmal schon als Quotenfrau, bekennt sie scherzhaft.

Sie kenne viele Frauen, so Dilger, die Karriere machen wollten, aber scheiterten: "Erfolgreiche Frauen mit Kindern - ob in der Immobilien- oder einer anderen Branche - zerreißen sich! Und haben am Ende doch nur das Gefühl, dass sie beiden Aufgaben nicht gerecht werden ..." Über sich selbst sagt Dilger ehrlich: "Ich hätte nicht mit Kindern meine Karriere machen können oder auch wollen." Ein(e) Projektentwickler(in) lebe vom Netzwerk: "Als Projektentwicklerin muss man Grundstücke finden. Der Makler muss als erstes an mich denken - und damit er das tut, muss ich bekannt sein." Ein-, zweimal die Woche abends auf Networking-Veranstaltungen zu gehen, helfe.

"Das Thema Vereinbarkeit stellt sich für viele Frauen gar nicht, weil sie keine Kinder haben", stellt Heusel, die vor allem erfahrene Spezialisten und Führungsfiguren zu ihren Mandaten lotst, fest. Denn nur ca. jede fünfte Frau, die sie vermittelt, hat Kinder. "In der Immobilienwirtschaft geht es um viel Geld, da sind lange Arbeitszeiten eine Selbstverständlichkeit." Wer Nine to Five arbeiten will bzw. muss und keine (oder nicht allzu viele) Überstunden schieben will bzw. kann, wird nicht bedacht, wenn höhere Weihen verliehen werden. Die Männer, die die Branche dominieren, sind lange Arbeitszeiten gewohnt, und erwarten das auch von anderen.

"Die Bereitschaft, Teilzeitstellen zu schaffen, ist in der Branche insgesamt immer noch relativ schwach ausgeprägt und sehr ungleich verteilt", konstatiert Thomas Beyerle, Group Head of Research von Catella, der 2012 die erste Studie zu Frauen in der deutschen Immobilienbranche vorlegte. Immobilienfrauen mit Kindern wechseln deshalb gerne in den öffentlichen Dienst. Bedarf hat etwa der Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen (BLB NRW), der dem Landesgleichstellungsgesetz verpflichtet ist. Es kommt nicht von ungefähr, dass sich der Anteil weiblicher Beschäftigter auf allen Ebenen mit strammen Schritten der 50%-Marke nähert.

Die Frauenförderpläne des Landesunternehmens sehen u.a. vor, dass Laptops für Heimarbeit bereitgestellt, "höherwertige Tätigkeiten" gezielt auch an teilzeitbeschäftigte Mitarbeiterinnen übertragen oder mindestens 50% Frauen zu "Potenzialanalyseverfahren" zugelassen werden. "Bei weiblichen Potenzialträgerinnen machen wir aber nix anderes als bei den männlichen auch", versichert Geschäftsführerin Gabriele Willems. "Wir achten nur darauf, dass es pari pari ist. Denn von selbst bewerben sich viel zu wenige Frauen aus den eigenen Reihen auf Führungspositionen."

Natürlich sind längst auch in privaten Unternehmen jede Menge Frauen zu finden: Von Stengels Art-Invest weist einen Frauenanteil von 45% auf, und bei der börsennotierten CA Immo mit 370 Mitarbeitern arbeiten mehr Frauen als Männer. Doch unter den Führungskräften ist bei Art-Invest nur noch jeder vierte Kopf ein weiblicher, und auch bei der CA Immo lag der entsprechende Wert Ende 2016 auch nicht viel höher (30%).

Dabei gibt sich der Gewerbeimmobilienentwickler laut Personalchefin Katharina Wild-Pelikan Mühe, Menschen mit Kindern über flexible Arbeitszeiten, Home-office oder Teilzeitbeschäftigung auch in leitenden Positionen entgegenzukommen. Bei der Nachbesetzung von Führungspositionen werden Mitarbeiterinnen aus den eigenen Reihen aktiv angesprochen, denn "Frauen tendieren dazu, etwas zurückhaltender zu sein, gerade wenn Nachwuchs da ist", so Wild-Pelikan. Im Recruiting-Prozess suche man ebenfalls gezielt nach Frauen: "Männer sind oft besser vernetzt." Und werden Kandidaten als gleich gut bewertet, wird bewusst weiblichen Bewerbern der Vorzug gegeben.

Headhunterin von Hardenberg kann bestätigen, dass manche Kunden sich für bestimmte Positionen mittlerweile explizit Frauen wünschen. Dennoch kommt auch sie um die Feststellung nicht herum: "Natürlich gehen viele Frauen auf der Karriereleiter verloren." Ein Grund für den Schwund: "Der nächste Karriereschritt ist in Teilzeit oft nicht machbar." Damit das nicht so bleibt, müsse sich in den Köpfen der Führungskräfte etwas ändern.

"Große Fortschritte hat es seit meinen eigenen Mutterschaftsurlauben vor über 30 Jahren nicht gegeben: Längere Auszeiten nehmen immer noch die Mütter. Und diese sind es auch, die oft in der Teilzeitfalle landen", sagt Bärbel Schomberg, die einzige Frau im achtköpfigen Vorstand des Verbands Zentraler Immobilien Ausschuss (ZIA). Viele Unternehmen nähmen sich zwar vor, mehr Führungspositionen mit Frauen zu besetzen - "aber die wachsen ja nicht auf den Bäumen". Der ZIA plant daher, seinen Mitgliedern einen Werkzeugkasten fürs Diversity Management zusammenzustellen. Um zunächst eine fundierte Datengrundlage zu schaffen, hat er sich Unterstützung beim Fraunhofer-Institut geholt.

Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil der Führungsebene wirtschaften profitabler, besagen Studien. "Wenn wir von dieser Prämisse ausgehen, dann ist das gezielte Recruiting von Frauen die logische Konsequenz", sagt Sabine Wieduwilt, Partnerin bei der Kanzlei Dentons in Frankfurt. Aber stimmt die Prämisse überhaupt? Liesa Schrand ist dieser Frage in ihrer Doktorarbeit am Irebs Institut für Immobilienwirtschaft der Universität Regensburg nachgegangen. Ja, Frauen in Spitzenpositionen von börsennotierten Immobiliengesellschaften haben einen positiven Einfluss - aber nicht etwa, wie die einschlägigen Studien besagen, auf bilanzielle Kennzahlen wie das operative Ergebnis. Doch an marktbasierten Kennzahlen sei dies sehr wohl abzulesen: "Investoren unterstellen, dass Frauen gut für die Corporate Governance sind - und honorieren einen erhöhten Frauenanteil darum mit einer höheren Bewertung der Aktie."

Harald Thomeczek

Zum König gewählt

Timo Tschammler - hier in einer Fotomontage - ist erst seit wenigen Monaten Deutschlandchef von JLL. Für ihn ist es also die erste Krönung zum Top-Arbeitgeber der Immobilienstudenten.

Timo Tschammler - hier in einer Fotomontage - ist erst seit wenigen Monaten Deutschlandchef von JLL. Für ihn ist es also die erste Krönung zum Top-Arbeitgeber der Immobilienstudenten.

Quelle: istockphoto.com, Urheber: nullplus/Montage: IZ

Karriere 06.07.2017
JLL zementiert seinen Status als Wunscharbeitgeber von Immobilienstudenten. Im IZ-Arbeitgeberranking 2017 hat es JLL zum sechsten Mal in Folge auf den Königsthron geschafft. Corpus Sireo ... 

JLL zementiert seinen Status als Wunscharbeitgeber von Immobilienstudenten. Im IZ-Arbeitgeberranking 2017 hat es JLL zum sechsten Mal in Folge auf den Königsthron geschafft. Corpus Sireo hat seinen Rang als zweitbegehrtester Brötchengeber des Branchennachwuchses knapp verteidigt. Der Vorjahresvierte CBRE überholt Drees & Sommer und rückt mit großen Schritten auf Platz drei vor.

Rund 220 Unternehmen haben die Teilnehmer der diesjährigen Studentenumfrage von Immobilien Zeitung und Immo Media Consult, die Immobilienwirtschaft, Baumanagement, Facility-Management oder ein verwandtes Fach studieren, auf die - offene - Frage nach ihren Wunscharbeitgebern genannt. Seriensieger JLL vereinte alleine über 12% der gewichteten Stimmen auf sich. Vizemeister Corpus Sireo und CBRE auf Rang drei erhielten 7% bzw. 6,8% aller zugeteilten Zähler. Schon ab Platz vier mit Drees & Sommer (3,4%) wird es recht kleinteilig. 200 Arbeitgeber erhielten weniger als 1% der gewichteten Stimmen. Die zehn Bestplatzierten vereinen zusammen 45,4% aller vergebenen Punkte auf sich.

Gewichtet deshalb, weil die Studenten jeweils bis zu drei von ihnen präferierte Arbeitgeber aufführen konnten und ihre Nennungen priorisieren mussten. Jede Nennung als Wunscharbeitgeber Nummer eins war drei Punkte wert, für einen zweiten Platz gab es zwei Zähler und für einen dritten Platz immerhin noch einen Punkt. Insgesamt verrieten 320 von 548 Umfrageteilnehmer, also rund 58%, uns ihre Favoriten. 264 davon nannten auch noch das Unternehmen, bei dem sie am zweitliebsten arbeiten würden, und 194 vergaben auch noch eine Bronzemedaille. Immerhin rund 42% der Studierenden, die sich durch die 56 Fragen starke Online-Befragung klickten und die erforderliche Studienbescheinigung vorlegten, gaben an, keinen Wunscharbeitgeber zu haben.

Neueinsteiger finden sich in den diesjährigen Top Ten nicht (siehe Tabelle auf dieser Seite). Doch die Karten wurden teilweise neu gemischt: Von der Aufholjagd von CBRE abgesehen, haben sich auch BNP Paribas Real Estate und Union Investment verbessert: Sie klettern von Rang sieben bzw. neun auf Platz sechs respektive sieben. ECE findet sich dafür auf Rang neun wieder. Patrizia Immobilien verteidigt Rang fünf, ebenso wie Beos den zehnten Platz. Apleona, ehemals Bilfinger Real Estate, festigt Rang neun. Der Verkauf an einen Finanzinvestor und die Umfirmierung haben dem Bekanntheitsgrad bzw. der Reputation unter Studierenden offenbar nicht geschadet.

PwC und Ernst & Young verfehlen die Top Ten knapp und teilen sich Platz elf. Mit Cushman & Wakefield (13.) hat es noch ein viertes - vereinfacht gesprochen - Maklerhaus unter die Top 15 geschafft. Auf den weiteren Plätzen folgen die Deka (14.), Art-Invest (15.) und Strabag (16.) - wobei die Strabag wohl eher ob ihrer Projektentwicklungssparte gefragt sein dürfte als ob ihrer Aktivitäten am Bau.

Der Abstieg von Hochtief, dem dreimaligen IZ-Top-Arbeitgeber der Jahre 2009 bis 2011 (also der ersten drei IZ-Arbeitgeberrankings), setzt sich fort: Zwar beschäftigt Hochtief auch heute noch mehr als 80 Mitarbeiter im Bereich der Projektentwicklung, doch der Glanz früherer Tage ist - zumindest im Spiegel des IZ-Arbeitgeberrankings - verflogen, seit der spanische Mehrheitseigentümer die Projektentwicklung nicht mehr zum Kerngeschäft zählt und Hochtief zum reinen Baukonzern umbaut. Mehr als Platz 17 ist für die Essener nicht drin. Auf den weiteren Plätzen folgen die Allianz (18.), Tishman Speyer (19.) und die Deutsche Bank bzw. deren Vermögensverwalter Deutsche Asset Management.

Wohnungsunternehmen sind wie eh und je nur unter ferner liefen im Ranking vertreten, allen voran Dax-Konzern Vonovia auf Position 52. Die Nachfolger der IVG, Triuva und OfficeFirst, verfehlen die Top 20 - selbst wenn man ihre Punktzahlen addiert. Corporates wie die Deutsche Bahn auf Platz 30 oder Bayer und Daimler, beide punktgleich auf Position 36, schneiden besser ab als z.B. Colliers, die Helaba, Credit Suisse und UBS oder DIC.

Beim Blick auf die Wahlmotive fällt auf: Klar kennen Studierende die Unternehmen, für die sie votieren, mitunter auch von innen, weil sie dort z.B. ein Praktikum machen bzw. gemacht haben oder als Werkstudent tätig sind oder waren.

Meist fällen die Studenten ihr Urteil aber aus der Außenperspektive: Von den zwölf in der Umfrage vorgegebenen Aspekten, die die genannten Wunscharbeitgeber für den einzelnen Studenten so begehrt machen, gehörte das Kriterium, bereits persönlich Bekanntschaft mit einem Unternehmen geschlossen zu haben, zu den weniger wichtigen. Nur in 18% der Fälle begründeten die Studenten ihre Wahl damit.

Mit weitem Abstand am wichtigsten ist den Studierenden, dass sie bei dem von ihnen präferierten (künftigen) Arbeitgeber in dem Bereich arbeiten können, für den sie im Studium oder während eines Praktikums Feuer gefangen haben, also z.B. in der Projektentwicklung, im Asset-Management oder im Investment- bzw. Fondsgeschäft. In mehr als jedem zweiten Fall wurde die Wahl eines Top-Arbeitgebers mit der Übereinstimmung des Tätigkeitsfeldes mit den eigenen Wünschen begründet (55%).

Besonders wichtig sind dem Nachwuchs zudem die Karriereperspektiven (38%), das positive Image des Unternehmens bzw. der Marke im Allgemeinen (36%), die internationale Präsenz eines Unternehmens (31%) und dass ihr (künftiger) Arbeitgeber dort sitzt, wo die Studenten auch leben bzw. leben wollen (30%). Die Größe eines Unternehmens (22%), finanzielle Aspekte (19%) oder das positive Image eines Unternehmens speziell als Arbeitgeber (15,5%) oder Zusatzangebote für Mitarbeiter wie Familien-, Gesundheits- oder Programme für eine gute Balance zwischen Arbeiten und Leben (7%) werden dagegen seltener genannt.

Die Fans von JLL zieht vor allem das positive Image, das das Unternehmen bzw. die Marke - nicht zu verwechseln mit dem Image als Arbeitgeber - ausstrahlt, an. Fast jeder Zweite (49%), der JLL zu seinen drei Wunscharbeitgebern zählt, begründet seine Wahl mit diesem Argument. Das ist deshalb interessant, weil JLL damit eines der ganz wenigen Unternehmen ist, bei denen das gute Image schwerer wiegt als die Übereinstimmung des Tätigkeitsfelds mit den persönlichen Präferenzen einer Nachwuchskraft. Der letztgenannte Aspekt ist natürlich auch für viele JLL-Anhänger nicht unwichtig, ebenso wie die Internationalität und die Karriereperspektiven (je 45%).

Izabela Danner hüpft fast aus dem Hörer, als ihr der Autor dieser Zeilen per Fernsprecher die frohe Botschaft von der Titelverteidigung überbringt. Für die Personalchefin von JLL, die auch dem deutschen Management Board angehört, ist dieser Erfolg keine Selbstverständlichkeit: "Wir haben ein bisschen gezittert", verrät sie. Mit dem abermaligen Titelgewinn sieht Danner, die seit Anfang 2013 Head of Human Resources von JLL ist, all die "harte Arbeit" belohnt, die sie und ihr 19-köpfiges Team im Personalmarketing leisten.

So hat JLL in diesem Jahr bereits u.a. auf sechs Hochschulmessen, etwa auf der Jobbörse IZ-Karriereforum, Präsenz gezeigt. Mindestens drei weitere sollen bis Jahresende folgen. Die Social-Media-Kanäle von JLL Germany bespielen die Personaler gemeinsam mit den Kollegen aus der Marketingabteilung. So wird z.B. für das hauseigene Trainee-Programm auf diesem Wege die Trommel gerührt. Und auf den Karriereportalen Xing und LinkedIn werden nicht nur Stellenanzeigen an die virtuelle Jobwall genagelt, sondern auch Kandidaten angesprochen.

In der realen Welt lässt der Seriensieger ebenfalls kaum etwas unversucht, den Nachwuchs für sich einzunehmen, noch bevor er auf den Arbeitsmarkt kommt. Studenten werden eingeladen, sich in JLL-Niederlassungen an Case-Studies zu versuchen, und lernen so by the way mitunter auch höherrangige Mitarbeiter kennen. So haben sich z.B. Marcel Abel, geschäftsführender Direktor und Niederlassungsleiter in Düsseldorf, und vier Teamleiter Anfang Juni Zeit für eine studentische Reisegruppe der HfWU Nürtingen-Geislingen genommen.

Zudem halten Mitarbeiter an ihren ehemaligen Hochschulen Vorlesungen oder stellen JLL als Dienstleister und Arbeitgeber vor. "Unsere wichtigsten Testimonials sind aber unsere Studenten im Haus", ist Danner überzeugt. Und davon gibt es einige: Rund 150 Praktikanten und studentische Aushilfen sind 2017 bereits eingestellt worden. Insgesamt beschäftigt JLL rund 1.300 Mitarbeiter hierzulande.

Beim Zweitplatzierten fällt beim Blick auf die Aspekte der Arbeitgeberwahl zweierlei auf. Zum einen führt jeder Dritte (34%) Corpus-Sireo-Wähler das positive Image als Arbeitgeber ins Feld. Das ist ein vergleichsweise hoher Anteil: Bei JLL und dem Dritten, CBRE, war der gute Ruf als Arbeitgeber jeweils nur für jeden sechsten bis siebten Wähler (17% bzw. 15%) ausschlaggebend. Zum anderen fällt auf, dass vergleichsweise viele Studierende mit Corpus Sireo schon persönlich Bekanntschaft geschlossen haben, nämlich ebenfalls 34%. Bei den JLL- und CBRE-Wählern kennt nur ungefähr jeder vierte bzw. siebte Wähler die Unternehmen schon persönlich (24% bzw. 15%).

"Die Ergebnisse zeigen, dass die ganzen kleinen Bausteine, die wir in den letzten Jahren aufeinandergeschichtet haben, wirken", freut sich Iris Schönbeck, Leiterin Human Resources Management bei Corpus Sireo. "Wir tun schließlich alles dafür, dass man uns kennt; seit einigen Jahren sind wir extrem im Hochschulmarketing unterwegs." An 18 Hochschulen machen Mitarbeiter Studierenden das Unternehmen und den Arbeitgeber Corpus Sireo schmackhaft, sei es direkt auf Karriereabenden oder an Campustagen oder indirekt durch Gastvorträge und Case-Studies.

Zudem werden "studentische Botschafter", sprich: duale Studenten, Praktikanten oder studentische Aushilfen, gezielt dafür eingesetzt, das Unternehmen an den Hochschulen ins rechte Licht zu rücken. Sogar eigene Visitenkarten haben die "Botschafter" designed bekommen. Sich abheben, um aufzufallen: Nach diesem Motto lässt Corpus Sireo jedes Jahr auch eine immer neue Kollektion an Polo-Shirts, Armbändern und Ansteckern entwerfen. Dieses ungewöhnliche Outfit - besonders in einer relativ konservativen Branche wie der Immobilienwirtschaft - soll nicht zuletzt auf Hochschulmessen für Aufmerksamkeit sorgen.

Zudem lädt das Unternehmen kleine Gruppen Studierender regelmäßig in die verschiedenen Niederlassungen ein. "Besonders bei diesen speziellen Veranstaltungen im kleinen Rahmen haben wir immer mehrere Studenten rekrutiert, z.B. als duale Studenten oder Trainees. Veranstaltungen dieser Art mit einer qualitativ hochwertigen Studentengruppe schaffen eine persönlichere Atmosphäre und eine äußerst hohe Recruiting-Effektivität", sagt Schönbeck.

CBRE hat rund 50% mehr Punkte eingefahren als im Vorjahr und den Vorjahresdritten locker überholt - und das bei einer leicht gesunkenen Zahl der Befragten. Fast hätte man sogar die Vizemeisterschaft geholt. Mark Spangenberg, COO von CBRE Germany, und seine Personalchefin Jacobé Gölz sind happy: "Studenten sind ein wichtiger Indikator, darum diskutieren wir das Arbeitgeberranking natürlich intern. Schließlich ist es nicht einfach, gute Leute zu bekommen, ob erfahrene oder Nachwuchsleute", sagt Spangenberg.

CBRE punktet - anders als JLL - vor allem mit seinem internationalen Flair. Fast zwei von drei CBRE-Wählern (63%) führen diesen Aspekt an. Die Übereinstimmung der eigenen Neigungen mit den tatsächlichen Tätigkeitsfeldern wird von 46% als Kriterium genannt - nur noch, muss man sagen, denn vor zwei Jahren waren es noch 68%. Auf Platz drei folgen die Karriereperspektiven (44%).

Mögliche Gründe für die deutliche Verbesserung fallen Gölz viele ein. "Der Besuch von Hochschulmessen ist mittlerweile ein fester Bestandteil in unserem Recruiting", beginnt die Personalerin aufzuzählen. "Angefangen haben wir mal mit nur dem IZ-Karriereforum. In diesem Jahr besuchen wir schon sieben Hochschulmessen." Und am Start bzw. Stand seien dort immer auch Kollegen aus den Fachabteilungen.

Damit sich Studenten und CBRE näherkommen können, lädt man drei, vier Mal im Jahr 20 bis 30 Studenten zu sich nach Frankfurt ein. Das Motto: Open House Day. "Es kommt aber nicht jeder rein, sondern nur Studierende, die uns mit ihrem Motivationsschreiben überzeugt haben", betont Gölz. Schließlich sollen ja Praktikanten und Werkstudenten angeworben werden - aus denen später, wenn es gut läuft, Trainees oder Direkteinsteiger werden. Deutschlandchef Alexander von Erdély macht dem Nachwuchs bei dieser Gelegenheit persönlich seine Aufwartung. Im Anschluss erzählen Kollegen aus den Fachabteilungen von ihrer täglichen Arbeit - ehe sich die Studenten an einem Beispiel aus der Praxis beweisen können. Der heimliche Höhepunkt ist das abschließende Get-together, bei dem die ersten Kontakte geknüpft werden.

Solche Events hinterlassen einen bleibenden Eindruck: "Es kommen immer mehr Firmen auf uns zu und laden uns zu sich ein. Wir Studenten müssen kaum noch selbst aktiv werden. Dadurch wird uns vermittelt, dass um uns gekämpft wird", sagt ein Student, der bei so einem Tag der offenen Tür dabei war.

Harald Thomeczek