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Olivier Elamine

Köpfe 09.03.2023
CEO Alstria Office ... 

CEO Alstria Office

"Wir haben uns schon vor ein paar Jahren dafür entschieden, nicht mehr an der Mipim teilzunehmen. Diese Entscheidung steht immer noch. Wir hatten irgendwann festgestellt, dass die Hälfte unserer Belegschaft nach Cannes geflogen ist, nur um sich dort mit Leuten zu treffen, die zuhause in Deutschland in den Büros auf der anderen Straßenseite arbeiten. Das hat unsere Firma substanzielle Summen gekostet und dabei wenig bis gar keinen Nutzen gebracht. Ich hatte heimlich gehofft, dass sich während der Covid-Pause die Erkenntnis breitmacht, dass wir alle sehr gut ohne die Mipim leben können. Leider lag ich hier falsch. Ich bekomme weiterhin viele Gesprächsangebote für die Mipim, die ich dann auf einen anderen Zeitpunkt innerhalb Deutschlands verlege. Und es kommen viele Einladungen für Partys, Dinners und Cocktails. Die werde ich vermissen, aber ich gebe meinen Platz gerne an jemand anderen ab.

Lassen Sie mich abschließend noch ein Wort zum Thema CO2-Effekt der Mipim sagen. Wir fliegen die Immobilienbranche um die halbe Welt, damit dann Deutsche andere Deutsche treffen können, Briten sich mit Briten unterhalten und Italiener mit Italienern … und ganz sicher auch, um ausführlich darüber zu diskutieren, wie der CO2-Fußabdruck der Branche vermindert werden kann. Ein guter erster Schritt in diese Richtung – und ein einfacher und billiger dazu – wäre es meiner Meinung nach, die Mipim komplett zu streichen. Damit könnte die Branche beweisen, dass sie mehr für das Thema Klimaschutz tut, als nur darüber zu reden.

Als ich meine Laufbahn in der Immobilienbranche begann, sagte man mir: Wer zur Mipim fährt, der weiß, dass er es geschafft hat. Ich denke, mittlerweile fahren viele Leute nur aus reiner Gewohnheit hin. Keinem meiner letzten Gesprächspartner scheint der Event viel Vergnügen zu bereiten. Doch viele glauben, wer nicht auf die Mipim fährt, ist entweder gestorben oder zumindest arbeitslos geworden. Der Trip nach Cannes sei daher ein notwendiges Übel, heißt es. Ich kann bezeugen: Man kann den Event auslassen und trotzdem im Geschäft bleiben. Die Mipim täuscht uns sehr erfolgreich vor, die Immobilienbranche würde sie brauchen. Nein, wir brauchen sie nicht."

Monika Leykam

ESG-Kriterien halten Einzug in die Vergütung

ESG fällt bei der Bezahlung von Führungskräften ins Gewicht.

ESG fällt bei der Bezahlung von Führungskräften ins Gewicht.

Quelle: Imago, Urheber: Panthermedia

Karriere 07.10.2021
ESG ist in aller Munde. Kaum ein Unternehmen kann sich dem Ruf nach mehr sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit noch entziehen. Damit es nicht bei Lippenbekenntnissen ... 

ESG ist in aller Munde. Kaum ein Unternehmen kann sich dem Ruf nach mehr sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit noch entziehen. Damit es nicht bei Lippenbekenntnissen bleibt, setzen auch Immobilienfirmen immer häufiger über ihre Vergütungssysteme für leitende Mitarbeiter Anreize zum nachhaltigen Handeln. Stellschraube für derlei extrinsische Motivation ist der Bonus.

Alstria und Hamborner haben es schon getan, LEG auch und Schwergewicht Vonovia sowieso: Diese Immobilien-AGs und viele mehr haben ESG-Kriterien Einzug halten lassen in die Vergütungsmodelle von Vorständen und Führungsebenen darunter. "Die Vergütung ist ein maßgeblicher Hebel zur Beeinflussung, wie Mitarbeiter agieren. Bei der Festvergütung bin ich immer gebunden – egal, wie die Leistung ausfällt. Das eigentlich interessante Steuerungsinstrument ist deshalb die variable Vergütung: Mit Incentives können Arbeitgeber zielgerichteter und flexibel steuern, was sie honorieren möchten", erklärte Björn Christ, Vergütungsexperte der Wirtschaftskanzlei GSK Stockmann, in einem Webinar der ZIA Akademie zu regulatorischen Anforderungen an Boni, Prämien & Co.

Und honorieren wollen und sollen die börsennotierten Arbeitgeber heute nicht nur das Erreichen finanzieller Ziele (Aktienkurs, bereinigter Gewinn etc.), sondern auch nicht-finanzielle Ziele, die nicht weniger wichtig für nachhaltigen Erfolg sind. Und dazu zählen ESG-Motive: Investments in nachhaltige Gebäude und Klimaschutz im Bestand (CO2-Reduktion, schonender Ressourcenverbrauch etc.), Übernahme sozialer Verantwortung (z.B. durch den Bau von Sozial- oder geförderten Wohnungen), gutes Führungsverhalten, gleiche Vergütung für gleichwertige Arbeit, Diversität auf Führungsebenen, Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit und die Wahrung der Menschenrechte in der Baustoff-Lieferkette ... Der ESG-Kriterien sind viele denkbar. Denn einen einheitlichen Rahmen geben weder der europäische noch der deutsche Gesetzgeber vor.

Komplett freiwillig haben die AGs allerdings nicht gehandelt: Das Gesetz zur Umsetzung der zweiten Aktionärsrechterichtlinie der EU, kurz ARUG II, hat mit sanftem Druck nachgeholfen. Und so finden sich in den Geschäftsberichten auch vieler deutscher Wohn- und Gewerbeimmobilien-AGs, teils minutiös aufgedröselt, ESG-Aspekte in den Modellen der Vorstandsvergütung.

Bei Hamborner Reit z.B. schaut der Aufsichtsrat zunächst, inwieweit der FFO je Aktie und die Vermietungsquote die gesteckten Erwartungen erreicht haben. Je nach Zielerreichungsgrad, der zwischen 0% und 150% liegen kann, fließen beide Aspekte zu 60% bzw. 40% gewichtet in die kurzfristige variable Vergütung ein. Abschließend wird der Betrag mit einem Faktor zwischen 0,8 und 1,2 multipliziert; je nachdem, wie die beiden amtierenden Vorstände Niclas Karoff (Vorsitzender) und Hans Richard Schmitz die ESG-Ziele sowie individuelle und gemeinsame Ziele – Portfoliostrategie, Asset-Management, Investor Relations etc. – erreicht haben.

Die weit gefächerten ESG-Vorhaben umfassen bei Hamborner die Flexibilisierung der Arbeitsmodelle, Abschlüsse grüner Mietverträge oder eben die Ökobilanz des Portfolios und die Verringerung der CO2-Emissionen im selbigen. Wie hoch der Anteil der ESG-Ziele am Multiplikator genau ausfällt, kann Christoph Heitmann, Head of Investor & Public Relations beim Duisburger Reit, nicht sagen. "Aber seien Sie sicher, dass die ESG-Ziele dabei in der Regel einen ebenso hohen Anteil haben wie die übrigen Ziele."

"Der ESG-Anteil darf kein Feigenblatt sein"

Eine Untergrenze für die Gewichtung von ESG-Zielen sieht die Regulatorik nicht vor. Anwalt Christ stellt aber klar: "Das muss angemessen sein. Wenn Nachhaltigkeitsziele z.B. nur 0,5% ausmachen, wäre das ganz sicher nicht mehr angemessen. Vergütung ist vielleicht nur einer von vielen Punkten, wie ESG in einem Unternehmen implementiert wird, aber eben ein ganz zentraler Hebel. Das darf kein Feigeblatt sein."

Zurück zum Beispiel Hamborner: Summa summarum hat Karoff für 2020 das Optimum rausgeholt: Seinen Modifier sah der Aufsichtsrat an der Obergrenze von 1,2. Schmitz landete mit 1,15 knapp darunter. Auf der zweiten Führungsebene werden – je nachdem, welche Themen aus dem umfangreichen ESG-Programm gerade anstehen, ebenfalls "individuelle Ziele für einzelne involvierte Abteilungsleiter formuliert", erklärt Heitmann.

Was im Einzelnen unter dem Begriff ESG subsumiert werden kann und was nicht – dazu gehen die Meinungen mitunter auseinander. Einheitliche Vorgaben gibt es nämlich nicht, weder für die Assetklasse Immobilien noch für Immobilienunternehmen als solche. Das Fehlen von Standards ist jedoch nicht mit Beliebigkeit gleichzusetzen. "Die Bafin ist sensibilisiert für Greenwashing", sagt Christs GSK-Kollegin Lisa Watermann. Der Stempel altersgerecht beispielsweise allein reiche nicht, um ein Wohnungsprodukt als ESG-konform zu deklarieren.

Es sei aber nicht so, betont Watermann, dass Unternehmen versuchen würden, sich billig einen grünen Anstrich zu verleihen. Vielmehr befinde sich die Finanzindustrie in einem waschechten Transformationsprozess: "Besonders diejenigen Kapitalverwaltungsgesellschaften, die erst anfangen, sich mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, müssen Lernschleifen drehen. Das ist eine der Riesenherausforderungen für unsere Mandanten, dass es hier keine einheitlichen und insofern verbindlichen Standards gibt."

Nachhaltigkeitsaspekte spielen aber nicht nur in den Zielvereinbarungen von Führungskräften börsennotierter Konzerne oder regulierter Finanzdienstleister eine immer größere Rolle. Auch jenseits von immer strengeren gesetzlichen Vorgaben wächst das Bewusstsein dafür, dass ESG-Ziele in den Vergütungssystemen verankert werden müssen, um den Erwartungen von Kunden und der Öffentlichkeit gerecht zu werden. Und während "altersgerechte" Wohnungen – ohne weitergehende Konkretisierungen – vor den strengen Augen der Bafin eher nicht bestehen, sähe es mit Sozialwohnungen wahrscheinlich anders aus. Die Schaffung sozialen Wohnraums hätten sich, weiß Watermann, bisher jedoch vor allem solche Wohnungsbauunternehmen auf die Fahnen geschrieben, hinter denen Investorengruppen stehen, die das Gemeinwohl besonders im Blick haben.

Belohnung auch unter der Vorstandsebene

Wer den großen Wurf scheut, kann sich dem Thema in kleinen Schritten nähern und seiner Belegschaft niederschwellige Angebote machen: "Um das Bewusstsein für die Bedeutung von nachhaltigem Handeln zu vergrößern, kann auch die Durchführung bzw. Teilnahme an Schulungen zum Thema ESG als vergütungsrelevantes Ziel vereinbart werden", schlägt Christ vor. Dabei sollten Führungskräfte dafür belohnt werden, dass sie entsprechende Konzepte erarbeiten und umsetzen, und die übrigen Mitarbeiter dafür, dass sie an solchen Workshops teilnehmen.

Denn eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: "Vor dem Druck der Investoren gibt es kein Entkommen", mahnt Watermann. Heute ist es vielleicht noch dem Zufall überlassen, ob sich bei einem mittelständischen Projektentwickler jemand zum ESG-Beauftragten erklärt. Doch langfristig dürfen Entwickler "keine Steine verbauen, die durch Kinderarbeit in Indien entstanden sind. Am Ende soll die Gebäude ja ein Investor kaufen wollen", spitzt es die Finanzmarktexpertin zu. Eine Motivationsspritze in Gestalt eines ESG-Bonus für den Geschäftsführer – oder, wenn nötig, eines Malus – könnte Wunder wirken.


Harald Thomeczek

Marvin Greim

Marvin Greim.

Marvin Greim.

Karriere 27.05.2021
Masterstudent TH Aschaffenburg, geschäftsf. Gesellschafter Quadrat ImmobilienGeboren 1997. Kontakt: marvin.greim@quadrat-immo.deWerdegangB.A. Internationales Immobilienmanagement TH ... 

Masterstudent TH Aschaffenburg, geschäftsf. Gesellschafter Quadrat Immobilien

Geboren 1997. Kontakt: marvin.greim@quadrat-immo.de

Werdegang

B.A. Internationales Immobilienmanagement TH Aschaffenburg. Werkstudent Beos, Frankfurt. Werkstudent alstria office, Frankfurt. Mit zwei Geschäftspartnern Firmengründung von Quadrat Immobilien zur Verwaltung von Gewerbeparks und Investition der Umsätze in Immobilienprojekte (Nebentätigkeit zum Studium).

Top-Projekte

Quartiersentwicklung eines Gewerbeparks in einen Wohnpark in Michelstadt/Odenwald. Investment in ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus mit anschließender Revitalisierung und Vermietung. Untersuchung der Optimierungsmöglichkeiten von -Coworkingspaces im Rahmen der Bachelorarbeit.

Ziele

Masterstudium erfolgreich abschließen und eine Tätigkeit im Asset- oder Trans-aktionsmanagement beginnen. Große Projekte begleiten und weiterhin nebenher im eigenen Unternehmen arbeiten. Langfristig Personalverantwortung übernehmen und das erworbene Wissen in Form von Dozententätigkeiten an Unversitäten lehren und dadurch wieder positive Rückschlüsse auf die Praxis ziehen.

Motivation als MAT

Mit dem fachlich hochqualifizierten Netzwerk kann man viel bewegen: Digitalisierung in den verschiedenen Immobiliensektoren, Optimierung von Bestandsimmobilien hinsichtlich von Klimazielen, Lösungen finden zum angespannten Mietmarkt im urbanen Raum, Erforschung neuer Nutzungsarten.

Ethische Grundsätze

Fairness und Gerechtigkeit, z.B. Mietverträge transparent verhandeln und vereinbarte Pflichten einhalten. Gleichbehandlung aller Menschen, unabhängig von spezifischen Merkmalen wie Aussehen oder Herkunft. Interessenskonflikte vermeiden bzw. allen Beteiligten offenlegen.

Netzwerke und Mitgliedschaften

Gründungsmitglied von Treo (Betreiberimmobilien Think Tank). Studentenvereinigung SMRE TH Aschaffenburg.

Sonstiges

Auszeichnung Dean's List an der North Park University in Chicago.

Thomas Porten

Virtuelle Tuchfühlung mit potenziellen Arbeitgebern

So manches Meeting auf der IZ-Karrierewoche entwickelte sich von einem Kennenlernen zu einem echten Vorstellungsgespräch.

So manches Meeting auf der IZ-Karrierewoche entwickelte sich von einem Kennenlernen zu einem echten Vorstellungsgespräch.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: New Africa

Karriere 12.11.2020
Es gab schon bessere Zeiten für einen Berufseinstieg in der Immobilienbranche: Halb so viele Arbeitgeber, halb so viele Jobs wie 2019 - das ist die nackte Bilanz der digitalen ... 

Es gab schon bessere Zeiten für einen Berufseinstieg in der Immobilienbranche: Halb so viele Arbeitgeber, halb so viele Jobs wie 2019 - das ist die nackte Bilanz der digitalen IZ-Karrierewoche 2020. Die gute Nachricht: Corona hin oder her, es gibt noch jede Menge Immobilienunternehmen, die einstellen. Den Teilnehmern sind die Einschläge zwar nicht verborgen geblieben, doch die Zuversicht überwiegt.

Keine Ahnung, wo ich mich bewerben soll. Alles hört sich so superspannend an", sagt eine Studentin. Die junge Frau, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, berichtet von "wahnsinnig positiven Gesprächen" mit Corpus Sireo, Commerz Real, HIH, Instone oder Bauwens. Die ambitionierte Nachwuchskraft hat sich nach eigenen Angaben einen guten Überblick verschafft, indem sie auf der Karrierewoche mit fast allen 27 Ausstellern gesprochen hat. Vermisst hat sie ein paar große Namen wie Union Investment oder Drees & Sommer.

"Vor Corona gab es so unfassbar viele Jobs, wie Sand am Meer", erzählt die Anonyma. "Jetzt sagen viele Unternehmen, dass sie aufgrund der Corona-Lage gerade keine Jobs für Einsteiger haben. Dies wurde mir von Kommilitonen bestätigt." Angesichts der vielversprechenden virtuellen Meetings auf der Karrierewoche geht sie dennoch davon aus, dass es für qualifizierte und ehrgeizige Talente genug Chancen auf einen zeitnahen und gut dotierten Einstieg gibt, ob als Trainee oder als Junior. "Eine endgültige Bilanz, ob es trotz Corona noch so einfach ist, eine passende Stelle zu finden, werde ich jedoch erst nach den Rückmeldungen auf meine Bewerbungen ziehen können."

Wer dieses oder kommendes Jahr den Arbeitsmarkt betritt, beobachtet das Suchverhalten potenzieller Arbeitgeber genau: "Was mir bereits im Vorhinein bei der Terminvereinbarung aufgefallen ist: Im Gegensatz zum letzten Jahr haben die Unternehmen von sich aus weniger Terminanfragen geschickt, und auch mein Bewerberprofil wurde weniger oft besucht - was sicher auch daran lag, dass weniger Unternehmen an der Messe teilgenommen haben", bilanziert Annalena Graf. Sie studiert an der Technischen Hochschule Aschaffenburg Immobilienmanagement und visiert ihren Bachelor-Abschluss für 2021 an.

Graf hatte per Matching-Verfahren virtuelle Gespräche mit HIH, Deka Immobilien, alstria und Art-Invest klargemacht. "Bei alstria und HIH hatte ich auf jeden Fall das Gefühl, dass Interesse besteht und die Bereitschaft durchaus da ist, Werkstudenten- und auch Traineestellen zu vergeben", erzählt die Aschaffenburger Studentin. HIH und alstria warben, so der Eindruck von Graf, deutlich mehr um sie als Deka und Art-Invest.

"Jedoch hatte ich bei den Gesprächen mit Deka und Art-Invest auch nicht das Gefühl, dass sie die Bremse angezogen haben, sie haben lediglich weniger aktiv Werbung für ihre Stellen gemacht. Zusammenfassend hatte ich bei keinem der vier Gespräche das Gefühl, dass die Einstellungsbereitschaft derzeit gering ist."

Im Gegensatz dazu hat eine Bachelorabsolventin der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden dieses Gefühl durchaus. Geknickt schaut sie drein, als sie mit dem Verfasser dieser Zeilen videotelefoniert. Im September hat sie ihr Immobilienmanagement-Studium abgeschlossen. Zehn Bewerbungen hat sie schon verschickt - ohne ins Schwarze zu treffen. Die Hoffnung, dass sich das Blatt schnell wenden könnte, hat die IZ-Karrierewoche bei ihr nicht genährt. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass die wollen, dass ich da arbeite. Bei manchen hieß es, wegen Corona haben sie im Moment keine Stellen für Berufseinsteiger. Vielleicht Anfang 2021. Ich soll dann nochmal schauen." Angeboten wurden ihr Traineestellen: "Das wäre in Ordnung - aber keine zwei Jahre." Eine Firma biete zum Einstieg nur Praktika an, keine Junior-Stellen: "Ein Praktikum wäre zur Not auch in Ordnung."

Sarah-Madeline Buschmann hat längst einen Job, mit dem sie glücklich ist: Die 28-jährige gelernte Immobilienkauffrau ist Projektleiterin im Bereich Projektentwicklung bei dem kommunalen Hannoveraner Wohnungsunternehmen hanova. Neben dem Job macht sie den Master Real Estate Management an der EBZ, der Abschluss steht 2021 auf dem Programm.

Eines möglichen neuen Jobs wegen hat Buschmann die digitale IZ-Karrierewoche beileibe nicht besucht, vielmehr wohnte sie Young Professional Talks bei, machte sich für ihre Masterarbeit über das Recherche-Toolkit IZ Research schlau, nahm ein Coaching zu agiler Karrieregestaltung wahr und verfolgte den Bewerbungsaufruf für einen Award für Nachwuchskräfte der Immobilienbranche.

Die Angst von Immobilienabsolventen, die in Corona-Zeiten auf den Jobmarkt kommen, keinen - oder nicht den richtigen - Job zu finden und sich vielleicht unter Wert verkaufen zu müssen, kann Buschmann nachvollziehen. "Zum Glück haben wir die Hürde des Berufseinstiegs bereits genommen und sitzen bei einem verlässlichen Unternehmen fest im Sattel", hat sie neulich zu einer Bekannten aus einem anderen städtischen Unternehmen gesagt. "Manchmal heißt es ja, dass kommunale Arbeitgeber nicht so sexy sind - doch in Sachen Beständigkeit sind diese besonders attraktiv, vor allem in der Krise!"

Mehr Vielfalt, weniger Laufkundschaft

Ein virtuelles Dating kann eine Präsenzveranstaltung nicht ersetzen, ist aber in Corona-Zeiten a) besser als nichts und hat b) sogar den einen oder anderen Vorteil gegenüber einer physischen Messe. Julia Faeser, Personalrecruiterin beim Bauträger Instone Real Estate, ist angetan von der "fast gleichmäßigen Verteilung" der Interessenten auf Studenten, Absolventen und Berufserfahrene. Faeser freut sich außerdem darüber, dass "eine Vielzahl an Bewerbern aus technischen Studiengängen" dabei waren - und nicht nur aus den klassischen Immobilienmanagement-Studiengängen. Der Asset-Manager Beos fügt dem Befund einer stärkeren Ausdifferenzierung des Teilnehmerfelds noch eine Facette hinzu: "Während in den Vorjahren primär Interessenten von uns gut bekannten Hochschulen - u.a. Irebs Regenburg, Holzminden, Aschaffenburg und Geislingen - das Karriereforum besuchten, waren in diesem Jahr auch deutschlandweite Universitäten vertreten, die bisher seltener auf der Präsenzveranstaltung in Frankfurt präsent waren, z.B. die Universität Stuttgart oder die RWTH Aachen." Ein weiterer, unübersehbarer Unterschied: In den Hallen der Frankfurter Goethe-Universität können sich die Besucher treiben lassen. "Die Quantität der Gespräche war geringer als auf der Messe, da Laufkundschaft fehlte", sagt Oksana Hübert von der Deka. "Dafür war die Qualität höher." Kaufland vermisste die Laufkundschaft: In den vergangenen Jahren fischte das traditionell große Kaufland-Team bis zu 170 Besucher aus dem Passantenstrom heraus. Vergangenes Jahr kamen so 50 bis 60 vertiefende Gespräche zustande. Dieses Jahr waren es nur um die 20 Gespräche. "Wer da war, war gut - aber es fehlte die Möglichkeit der Ansprache", bilanziert Nadine Sohlich, Personalerin Immobilien/Bau bei Kaufland. Auch Commerz Real gießt etwas Wasser in den Wein: "Der Kontakt mit dem Bewerber kommt nur durch einen vereinbarten Termin zustande. Im jetzigen Format gibt es möglicherweise eine kleine Hemmschwelle für die Bewerber. Und ein informeller Austausch, wie es auf dem IZ-Karriereforum der Fall sein kann, ist leider nicht möglich." Der Austausch mit anderen Unternehmensvertretern kam dem Fonds- und Asset-Manager ebenfalls zu kurz. Erste Bewerbungen im Nachgang zur Karrierewoche sind bei den Ausstellern angekommen. Deka hat eine von zwei versprochenen Bewerbungen erhalten. Kaufland hat an zwei Kandidaten schon Einladungen für Vorstellungsgespräche verschickt - vor Ort in der Zentrale in Neckarsulm. Auch Corpus Sireo erreichten "vielversprechende Bewerbungen, die bereits erfolgreiche Vorstellungsgespräche ergaben". Harald Thomeczek

Harald Thomeczek

Junge Hüpfer und alte Hasen

Unübersehbar: Frauen sind im Studiengang Immobilienmanagement der TH Aschaffenburg in der Überzahl.

Unübersehbar: Frauen sind im Studiengang Immobilienmanagement der TH Aschaffenburg in der Überzahl.

Quelle: fotos.berndottow.de, Urheber: Bernd Ottow

Karriere 14.11.2019
Der Studiengang Immobilienmanagement an der TH Aschaffenburg feierte sein Zehnjähriges. Heiß diskutiert wurde u.a. die Frage: Wie viel Theorie braucht die Praxis, wie viel Praxis ... 

Der Studiengang Immobilienmanagement an der TH Aschaffenburg feierte sein Zehnjähriges. Heiß diskutiert wurde u.a. die Frage: Wie viel Theorie braucht die Praxis, wie viel Praxis verträgt die Theorie? Die Studenten erfuhren, wie junge Hüpfer im Karrierewettbewerb einen Stich gegen alte Hasen machen können.

Das Foto täuscht nicht: Frauen sind in der Immobilienabteilung der Technischen Hochschule Aschaffenburg deutlich in der Überzahl. Sie stellen rund zwei Drittel der Immobilienstudenten. Weil die jungen Damen irgendwann in den rauen Joballtag entlassen werden und sich dort zurechtfinden müssen, sollten sie und ihre der schieren Anzahl nach unterlegenen männlichen Pendants zur Feier des Tages erfahren, was dort von ihnen erwartet wird und wie sie sich für diese Anforderungen wappnen können.

Denn die TH Aschaffenburg hatte Studenten und Alumni, Freunde und Förderer nicht nur zu einer Jubiläumsfeier eingeladen. Wie es sich einer Hochschule geziemt, stand der Diskurs im Fokus: Alte Hasen und jüngere Semester ließen ihre Gedanken nicht zuletzt um die Fragen kreisen, wie sehr sich einerseits die Praxis in die Hochschulausbildung einmischen dürfen sollte und wie viel Theorie Immobilienabsolventen andererseits später im Beruf brauchen. Denn das ist das Dilemma eines berufsqualifizierenden Studiengangs: Er soll zwar konkret auf einen wie auch immer gearteten Job vorbereiten; das einmal Gelernte soll dem Absolventen aber auch dann noch helfen, wenn die Zeiten - oder er selbst - sich ändern.

Die erfahrene Immobilienmanagerin Heike Gündling, die heute nach eigenen Worten als "Wanderpredigerin" der Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft unterwegs ist, brach eine Lanze für die Unabhängigkeit der Hochschulausbildung: "Mich stört die Erwartung, dass die Hochschule eins zu eins auf die Praxis vorbereiten soll. Die Hochschule soll mich methodisch vielmehr in die Lage versetzen, mit neuen Problemen umgehen zu können." Zumal die Halbwertszeit angewandten Wissens sinkt, wie Patrick Becker (zu sehen ganz links auf dem kleineren Foto), Absolvent des ersten Immobilienjahrgangs in Aschaffenburg und heute bei Art-Invest für einen Hotelimmobilienfonds zuständig, anmerkte.

Mehrwert Kapitalmarkttheorie

Esteban de Lope, Leiter Fondsmanagement Publikumsfonds bei Deka Immobilien, hatte einen Tipp, wie junge Hüpfer im Karrierewettbewerb einen Stich machen können. "An der Kapitalmarkttheorie hapert es", monierte de Lope. Dabei sei ein solcher theoretischer Mehrwert die einzige Chance, "erfahrene Kollegen zu überholen". In puncto Erfahrung könne ein Youngster einem alten Hasen, der seit 15 Jahren dabei ist, schließlich nicht das Wasser reichen.

Absolvent Becker schlug in dieselbe Kerbe: "Je weiter man von den Immobilien weg und in Richtung Kapitalmarkt geht, desto wichtiger wird die Theorie." Schließlich sprechen Investoren wie Versicherungen und Banken oder auch Ratingagenturen eine andere Sprache - die Immobilienleute in bestimmten Positionen aber halt auch verstehen können sollten.

So schön Spezialkenntnisse in Kapitalmarkttheorie jedoch auch sein mögen: Wenn es schon an den Basics fehlt, ist an sowas nicht zu denken. "Das Mathematische hat nachgelassen - aber leider brauchen wir es", konstatierte de Lope. Denn es sei schon ziemlich "peinlich, wenn man mit Zahlen falsch umgeht". Und oberpeinlich ist es, da waren sich die Diskutanten einig, wenn man dann auch noch eigentlich offensichtliche Fehler nicht erkennt, sondern blind irgendwelchen Tools vertraut (die man zuvor nicht korrekt gefüttert hat).

Sandra Mengel, Office Head Real Estate Operations bei alstria office Reit, guckt bei Bewerbern nicht nur auf die mathematischen Kenntnisse, sondern auch auf die Rechtschreibung, genauer: Rechtschreibfehler. Auch von einer Leseschwäche wusste Mengel zu berichten: "Texte werden nicht mehr richtig gelesen. Alles, was kürzer ist, geht noch." Ihr Erklärungsversuch: Die Generation WhatsApp sei halt vor allem überschaubare sprachliche Ergüsse gewohnt. Die Folge: Heute müsse man den jungen Mitarbeitern "klare Bauanleitungen" geben.

Harald Thomeczek

Frauenanteil: Bei vielen Immobilien-AGs steht die Null

Frauen an der Spitze: ein seltenes Bild, nicht nur in Immobilienunternehmen.

Frauen an der Spitze: ein seltenes Bild, nicht nur in Immobilienunternehmen.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: Wolfilser

Karriere 15.04.2019
Die Aufsichtsräte von einem Drittel der 160 börsennotierten Unternehmen in den Indizes DAX, MDax und SDax haben sich einen Frauenanteil von 0% im Vorstand zum Ziel gesetzt. Zu den ... 

Die Aufsichtsräte von einem Drittel der 160 börsennotierten Unternehmen in den Indizes DAX, MDax und SDax haben sich einen Frauenanteil von 0% im Vorstand zum Ziel gesetzt. Zu den Gesellschaften, bei denen - um ein geflügeltes Wort aus der Welt des Fußballs zu bemühen - die Null stehen muss, gehört auch eine ganze Reihe von Unternehmen, die mit Immobilien Geld verdienen. Das lässt sich im aktuellen AllBright-Bericht über die Frauenanteile in Vorständen und Aufsichtsräten nachlesen.

Besagte 160 börsennotierte Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, feste Zielgrößen für den Frauenanteil in ihren Vorständen zu veröffentlichen, aktuell für den Zeitraum bis Ende Juni 2022. Es ist dabei allerdings möglich, als Zielgröße Null anzugeben. Tatsächlich planen 76 derjenigen Unternehmen, die noch keine Frauen im Vorstand haben, nicht, im genannten Zeitraum daran etwas zu ändern, heißt es im AllBright-Bericht.

Zielgröße von 0% nicht unterschreiten

Ziemlich genau jedes dritte Unternehmen - in summa 53 - formuliert sogar ausdrücklich das Ziel 0%. Zu den Unternehmen, bei denen die Null steht, gehören auch Adler Real Estate, Alstria Office Reit, Deutsche Wohnen, Hochtief, Hypoport, LEG Immobilien, Nemetschek und TLG Immobilien. TLG z.B. schreibt im Corporate-Governance-Bericht von März 2018 etwa: "Für den Vorstand der TLG Immobilien AG liegt die Mindestzielgröße für den Frauenanteil bei Null." Diese Zielgröße solle "nicht unterschritten" werden.

Tantiemen für Führungskräfte an Frauenförderung koppeln

"Die Festlegung einer Zielgröße Null für den Vorstand ist nicht mehr zeitgemäß", findet Bärbel Schomberg, Vizepräsidentin des Branchenverbands Zentraler Immobilien Ausschuss (ZIA) und Vorsitzende des ZIA-Ausschusses Diversity. Der ZIA und das ICG Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft raten zur Lektüre der im AllBright-Bericht aufgeführten Handlungsempfehlungen, wie Unternehmen den Rekrutierungsprozess für Vorstände noch mehr professionalisieren und so den Frauenanteil erhöhen können. "Ein Instrument für mehr Frauenförderung", schlägt Schomberg vor, könne z.B. sein, "die bestehende Führungsebene über die Tantiemenregelung für die Förderung der Frauen im eigenen Team zu verpflichten".

Oft fehlt der Wille

Manuela Better, Vorstandsfrau der DekaBank und des ICG, rät: "Ein professionelles Mentoring-Programm hilft dabei, Frauen nach vorne zu bringen." Sie weiß aber auch, woran es oft hapert: "Hierfür braucht es jedoch auch die Überzeugung und den Willen in den Unternehmen selbst, die Anzahl von Frauen in Aufsichts- und Beiräten wie Geschäftsführungs- und Vorstandsgremien in der deutschen Immobilienwirtschaft deutlich zu erhöhen."

Der Fairness halber sei gesagt: In den 160 untersuchten Börsenunternehmen gehören nur 8,8% aller Vorstandsgesichter einer Frau (Stand: 1. Februar 2019). In den Aufsichtsräten sind Frauen immerhin zu 30% vertreten. Dabei ist nur etwa die Hälfte der 160 Firmen von der gesetzlichen Geschlechterquote von 30%, die seit 2015 für die Aufsichtsräte gilt, betroffen.

Closed Shop Aufsichtsrat

Viele Immobilienunternehmen wollen es mit Frauen im Aufsichtsrat anscheinend nicht übertreiben. Unter den 20 Firmen, die ein rein männlich besetztes Kontrollgremium besitzen, finden sich überproportional viele - nämlich sieben - aus dem Immobilienuniversum. Namentlich sind das Adler Real Estate, Ado Properties, Corestate Capital, DIC Asset, Hypoport, Nemetschek und Patrizia Immobilien. Unter den 20 Firmen, die einen Frauenanteil von 40% oder mehr im Aufsichtsrat vorweisen können, findet sich dagegen nur ein einziges Unternehmen mit ausgeprägter Immobilienaffinität: der Finanzierer Aareal Bank. Auch im Vorstand von Aareal ist jeder dritte Kopf ein weiblicher.

Harald Thomeczek