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Das Personalkarussel dreht sich bei Avison Young

Karriere 30.04.2020
Das kanadische Maklerhaus Avison Young will hierzulande durch Zukäufe wachsen. Managing Director Markus Bruckner und Oliver Herrmann verlassen die Firma derweil, hat die Immobilien Zeitung ... 

Das kanadische Maklerhaus Avison Young will hierzulande durch Zukäufe wachsen. Managing Director Markus Bruckner und Oliver Herrmann verlassen die Firma derweil, hat die Immobilien Zeitung erfahren.

Bruckners Abschied bestätigt Avison Young (AY): "Markus Bruckner hat sich entschieden, zu Mitte 2020 seine Geschäftsführungsposition bei Avison Young in Deutschland niederzulegen und dadurch den Eintritt in eine neue Lebensphase einzuläuten." Ein genauer Abschiedstermin steht bei Bruckner noch nicht fest. Vermutlich, weil noch kein Nachfolger für den 56-Jährigen als Leiter des Münchner AY-Büros gefunden ist.

AY scheint eine Lösung via Zukauf zu favorisieren: Nach Recherchen der Immobilien Zeitung hat das kanadischstämmige Unternehmen, das in Deutschland von CEO Udo Stöckl geführt wird, versucht, bei anderen Playern zu wildern - inklusive Führungsebene. Im Markt ist jedenfalls bekannt, dass AY vor ein paar Monaten ganze Teams samt Geschäftsführung von anderen Maklerfirmen abwerben wollte. AY soll, so heißt es, in München noch nicht die Rolle am Gewerbemaklermarkt spielen, die den kanadischen Konzernlenkern vorschwebt. Bislang sollen die Übernahmebemühungen in München ohne Erfolg geblieben sein. Dabei ist das Unternehmen für hohe Gehälter und Boni und eine offensive Abwerbepolitik bekannt, heißt es.

Bruckner ist seit Oktober 2014 Partner und Managing Director bei Avison Young Germany. Er war Mitarbeiter Nummer zwei nach CEO Stöckl. Vorher führte er mit Partnern eine Fondsgesellschaft und leitete bei Real I.S. den weltweiten Immobilienan- und -verkauf. Nach seinem avisierten Abschied von AY will sich Bruckner vor allem als Projektentwickler betätigen. Er gehe nach "sehr erfolgreichen, aber auch ausgesprochen anstrengenden Jahren auf eigenen Wunsch und im besten Einvernehmen", so Bruckner.

Auch Oliver Herrmann verlässt AY. Er kam im August 2015 als Investmentchef für Hamburg ins Haus. Drei Jahre später übernahm er die Leitung der Niederlassung im Norden. Vor einem Jahr wurde er zum Partner befördert. Die Firma wollte die Trennung von Herrmann auf Anfrage nicht bestätigen: "Zu arbeitsrechtlichen Details äußert sich Avison Young grundsätzlich nicht." Dem Vernehmen nach hat sich AY im Unfrieden von Herrmann getrennt. Weil er keinen Aufhebungsvertrag habe unterzeichnen wollen, sei Herrmann nach Nordrhein-Westfalen versetzt worden, ist am Markt zu hören. Laut seinem LinkedIn-Profil firmierte er zuletzt tatsächlich als Head of Capital Markets Düsseldorf.

AY hatte 2019 in Hamburg Völckers & Cie. mit 20 Leuten übernommen. Die alte Hamburger AY-Mannschaft schrumpfte danach: Neben Herrmann gingen u.a. auch Investmentmakler Roman Negle und Bürovermieterin Marit Marie Gockel. Negle war vier Jahre bei AY, zuletzt als Director Investment. Insgesamt soll gleich ein halbes Dutzend Altkollegen das Schiff verlassen haben.

Zwei Neuzugänge für das europäische Investmentteam

AY hat aber zurzeit nicht nur Abgänge zu verzeichnen, sondern kürzlich auch zwei neue Namen für das europäische Capital-Markets-Team verpflichtet: Martin Brümmer und Christian Schreiber. Die beiden Principals kommen von Brookfield Financial. Brümmer und Schreiber haben ihre Schreibtische zwar in München stehen, gehören aber der Londoner Investmenttruppe von Avison Young an. Kümmern sollen sie sich künftig allerdings insbesondere um Kunden in der Dach-Region.

Harald Thomeczek

UBM stellt deutsche Töchter unter neue Führung

Köpfe 29.04.2020
Der österreichische Immobilienentwickler UBM Development hat neue Geschäftsführer für seine beiden deutschen Tochtergesellschaften UBM Deutschland und alba unter Vertrag genommen. ... 

Der österreichische Immobilienentwickler UBM Development hat neue Geschäftsführer für seine beiden deutschen Tochtergesellschaften UBM Deutschland und alba unter Vertrag genommen.

Bei UBM Deutschland geht der Vorsitzende der Geschäftsführung, Dr. Bertold Wild (65), diesen Sommer in Rente. Beerbt wird er ab dem 1. August 2020 von Andreas Thamm. Der 53-Jährige stand die letzten dreieinhalb Jahre Martin Rodeck in der Geschäftsführung des Projektentwicklers Edge Technologies, der früher OVG Real Estate hieß, bei. Davor arbeitete Thamm für die österreichische Immobilien-AG Immofinanz.

Die Geschäftsführung von UBM Deutschland setzt sich damit in Zukunft aus Thamm, Werner Huber - lange Jahre Prokurist im Unternehmen und im Herbst 2019 zum Geschäftsführer befördert - sowie den beiden langjährigen Geschäftsführern Udo Sauter und Christian Berger zusammen.

Bei alba Bau Projekt Management, ebenfalls eine deutsche Tochter der österreichischen UBM Development, wurde die Geschäftsführung erweitert: Seit dem 1. April 2020 gehört Florian Hüttl diesem Gremium als zusätzlicher Kopf an. Er ist an die Seite des langjährigen Geschäftsführers Marc Kirschbaum getreten. Hüttl war früher bei W. Markgraf und Bilfinger Berger; zuletzt wirkte er als Geschäftsführer bei der International Campus Group.

Harald Thomeczek

Plötzlich ist der ganze Campus im Netz

Hochschulen müssen ihr Onlineangebot massiv ausbauen, um den Studenten zu ermöglichen, auch in Corona-Zeiten ihren Abschluss zu schaffen.

Hochschulen müssen ihr Onlineangebot massiv ausbauen, um den Studenten zu ermöglichen, auch in Corona-Zeiten ihren Abschluss zu schaffen.

Quelle: imago images, Urheber: Cavan Images

Karriere 02.04.2020
Früher eher stiefmütterlich behandelt, nimmt die Digitalisierung an Hochschulen in Corona-Zeiten ungeahnt schnelle Fahrt auf. Studenten und Dozenten treffen sich im Chat- statt im ... 

Früher eher stiefmütterlich behandelt, nimmt die Digitalisierung an Hochschulen in Corona-Zeiten ungeahnt schnelle Fahrt auf. Studenten und Dozenten treffen sich im Chat- statt im Seminarraum - vorausgesetzt, das Netz macht mit. Fraglich bleibt allerdings, wie Prüfungen stattfinden sollen.

Eigentlich hatte Larissa Lapschies, Geschäftsführerin der ADI Akademie Stuttgart, in diesem Jahr gar nicht vor, das Thema digitale Bildungsformate zu forcieren. Schließlich habe eine Umfrage unter den Studierenden ergeben, dass 90% von ihnen es ablehnten, Veranstaltungen online abzubilden. Doch dann kam Corona.

Jetzt verkündet Lapschies: "Der 19. Hamburger Jahrgang ist der erste, der komplett von zu Hause aus gestartet ist." Der Weg dorthin sei ein Kraftakt für alle Beteiligten gewesen, berichtet die Geschäftsführerin. Vorher waren ihre Gedanken zur Bildung der Zukunft eher abstrakt, jetzt brauchte sie plötzlich möglichst einfache Lösungen für die praktische Umsetzung. Dabei ging es nicht nur um pädagogische, sondern auch um technische Fragen - nicht nur zur Praxis an der Hochschule, sondern auch bis zu den Endgeräten der Studenten.

Die ADI sitzt angesichts der aktuellen Herausforderungen mit vielen anderen Hochschulen, die Immobilienstudiengänge anbieten, in einem Boot. Sei es die EBS, die Irebs, das EBZ oder die HfWU Nürtingen-Geislingen. Schon früher haben sie mit digitalen Formaten experimentiert, jetzt müssen sie im großen Stil den Praxistest bestehen.

Die EBS verwendet für ihre Formate ein Tool, das mehr ermöglicht als einen Videochat zwischen Dozent und Studentenschar. Es lassen sich darüber hinaus z.B. Dokumente hochladen, die somit allen zugänglich sind, und Professoren können im eingeblendeten Skript herummalen. "90 Minuten Vorlesung bekommt man auf diese Weise sehr gut hin", erzählt Kerstin Hennig, Leiterin des EBS Real Estate Management Institutes. Danach werde es allerdings schwieriger, die Aufmerksamkeit der Studenten zu binden. "Wir versuchen daher, die längeren Veranstaltungen interaktiv zu gestalten, z.B. mit Gruppenarbeiten." Dazu können sich die Teams jeweils in einen kleineren virtuellen Raum zurückziehen.

Was noch spannend werde, sagt Hennig, sei die digitale Umsetzung solcher Themen wie Design Thinking oder der Einsatz von Gästen aus der Immobilienwirtschaft. Tobias Just, Geschäftsführer und Wissenschaftlicher Leiter der Irebs Immobilienakademie, fürchtet, dass die Lehrstunden mit Praktikern unter der Veränderung leiden. "Es würde mich wundern, wenn die Leichtigkeit bliebe", sagt er. Denn gerade bei solchen Lehrformaten werden auch Inhalte vermittelt, "die lieber in einem Klassenzimmer bleiben sollen". Dabei lässt sich kein Dozent gerne filmen und aufzeichnen.

Die digitalen Lehrformen stellen zudem die Dozenten vor vielfältige Herausforderungen. Was tun, wenn z.B. auf einer Seite die Bandbreite nicht ausreicht? Und braucht es mehr Entertainer-Qualitäten, wenn der Dozent am Monitor lehrt? Was ist mit den kleinen Gesten, die im persönlichen Dialog den Studenten anzeigen, wenn ein Inhalt prüfungsrelevant ist. Diese gingen am Monitor schnell unter, glaubt Just.

Was ihm aber noch mehr Kopfzerbrechen bereitet, ist die Frage, wie Prüfungen online abgenommen werden sollen. Kerstin Hennig von der EBS berichtet, dass sie bereits per Videochat erfolgreich mündlich geprüft habe. Und Klaus Leuchtmann, Vorstandsvorsitzender des EBZ, überlegt, Prüfungen vor dem heimischen Rechner der Studenten aufzeichnen zu lassen. Just ist gar kein Freund von solchen Ideen. "Dabei können wir keine Gleichstellung garantieren", sagt er. Beispielsweise könnten quengelnde Kinder im Hintergrund oder mangelhafte technische Voraussetzungen die Prüfsituation beeinflussen. Er setzt lieber auf weniger Klausuren und dafür mehr Seminararbeiten, bei denen von Zuhause aus Fallstudien bearbeitet werden müssen. Ähnlich verfährt auch die EBS Business School ab Mai.

Dass die Technik tatsächlich ein nicht zu vernachlässigender Knackpunkt ist, erfahren die Dozenten gerade häufiger. Die Dozenten müssten öfter die virtuellen Klassenräume wechseln, berichtet Leuchtmann aus dem EBZ-Alltag. Und auch HfWU-Rektor Andreas Frey weiß nun: "Tools, die sich in der Vergangenheit bewährt haben, funktionieren heutzutage oft nicht mehr gut."

Die besten Lösungen für die aktuellen und künftigen Studenten zu finden, ist nun oberstes Ziel jeder Hochschule. Und eine Chance für jede einzelne, sich im Wettbewerb zu beweisen. Denn durch die Digitalisierung werden Inhalte unabhängig vom Lernort vermittelt und somit eine größere Zielgruppe angesprochen. Dass sich die Hochschule allerdings auf lange Sicht komplett ins Netz verlegen lässt, das sieht Hennig noch nicht. Denn auch die Gruppendynamik, die nur beim echten Zusammentreffen entsteht, das persönliche Kennenlernen und der Aufbau von Freundschaften und Kontakten gehörten zum Hochschulalltag. Hennig glaubt: Ein Mix aus digitalen und Präsenzformaten wäre genau das Richtige.

Anke Pipke

Corona ist Sand im Jobgetriebe

Alexandre Grellier 2019 auf der Mipim im französischen Cannes. Die Immobilienmesse in ihrem gewohnten Format fiel dieses Jahr dem Virus zum Opfer.

Alexandre Grellier 2019 auf der Mipim im französischen Cannes. Die Immobilienmesse in ihrem gewohnten Format fiel dieses Jahr dem Virus zum Opfer.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Ulrich Schüppler

Karriere 30.03.2020
Die Geschäfte mit deutschen Immobilien und der Jobmarkt für Immobilienprofis liefen seit Jahren Hand in Hand auf Hochtouren. Das Coronavirus hat dem Treiben zumindest kurzfristig einen ... 

Die Geschäfte mit deutschen Immobilien und der Jobmarkt für Immobilienprofis liefen seit Jahren Hand in Hand auf Hochtouren. Das Coronavirus hat dem Treiben zumindest kurzfristig einen Dämpfer verpasst. Arbeitgeber aus der Immobilienbranche können Stellen nicht mehr so schnell besetzen wie gewünscht oder beschränken ihre Recruiting-Bemühungen mitunter auf das Nötigste.

Der Datenraumanbieter Drooms schaut im Moment genau hin: Welche freien Stellen müssen jetzt wirklich besetzt werden, welche nicht? "Aktuell beschränken wir uns auf Positionen, die unser Kernbusiness vorantreiben. Dazu gehören vor allem neue Mitarbeiter für unseren Entwicklungsbereich", sagt Alexandre Grellier, CEO und Mitgründer von Drooms, mit Blick auf laufende Einstellungsverfahren.

Eine Verschlechterung der Auftragslage verzeichnet der Chef von 150 Mitarbeitern - von denen die meisten im Frankfurter Headquarter arbeiten, wenn sie nicht Corona-bedingt im Homeoffice sitzen - bisher nicht. Neue Jobs will Grellier daher auch weiterhin ausschreiben - allerdings, siehe oben, nur "relevante", sprich: in erster Linie im Bereich Entwicklung.

Jobs mit "niedrigerer Priorität" zurückgestellt

Das Proptech WiredScore, das in Deutschland elf Mitarbeiter und global 90 Leute beschäftigt, geht ähnlich vor wie Drooms. Aktuell schreibt zwar auch WiredScore weiterhin Stellen aus - aber eben auch nur solche, "die essenziell für unser Kerngeschäft sind bzw. schon vor der Corona-Krise mit höchster Priorität gesucht wurden", wie Geschäftsführer Sebastian Kohts erklärt. Bei allen anderen Positionen mit einer "niedrigeren Priorität" würden momentan alle Einstellungsverfahren zurückgestellt. Das weitere Vorgehen werde alle zwei Wochen neu evaluiert, so Kohts. WiredScore zertifiziert Gebäude in puncto digitale Infrastruktur.

"Es macht zurzeit keinen Sinn, neue Jobs auszuschreiben"

Ungleich kleiner als Drooms oder WiredScore ist das Beratungsunternehmen ImmoTiss care. Zusammen mit seiner Tochter Trasenix kommt die auf Sozialimmobilien spezialisierte Firma auf ein Dutzend Mitarbeiter. Da will jede Neueinstellung besonders gut überlegt sein. Vielleicht auch deshalb sagen Jochen Zeeh, Geschäftsführer von ImmoTiss care, und Oliver Zirn, der die Geschäfte von Trasenix führt: "Solange der weitere Verlauf der Krise und insbesondere des Shutdowns nicht abzusehen ist, macht es aus unserer Sicht keinen Sinn, neue Jobs auszuschreiben." Der Auftragseingang der nächsten Wochen und Monate sei schließlich kaum abzuschätzen.

Die Zuversicht hat Zeeh und Zirn nicht verlassen: Sie gehen davon aus, dass es sich bei dem herrschenden Ausnahmezustand "um einen überschaubaren Zeitraum von mehreren Wochen, maximal wenigen Monaten handelt, und danach die Dynamik am Markt für Healthcare-Immobilien zurückkehrt" - und damit die Arbeit für sie und ihre Mitstreiter.

"Die Pandemie verändert unsere Personalstrategie nicht"

Während andere mehr oder minder kräftig auf die Personalbremse treten, sieht die Hamburger Projektentwicklungs- und Investmentgesellschaft Quest Investment Partners aktuell keinen Grund für Zurückhaltung. "Die Corona-Pandemie veranlasst uns derzeit nicht, unsere Personalstrategie zu ändern. Wir haben viel zu tun und aktuell sechs interessante Stellen zu besetzen. Wir werden dafür unverändert geeignete Kandidaten rekrutieren", sagt Theja Geyer, einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens mit aktuell 40 Beschäftigten.

"Der persönliche Kontakt bleibt maßgeblich" ...

Tobias Drasch aus der Geschäftsleitung des Handelsimmobilienentwicklers Ratisbona mit ca. 130 Mitarbeitern macht auf ein ganz praktisches Problem aufmerksam, das zurzeit so ziemlich alle Unternehmen haben dürften, wie offensiv oder defensiv sie auch unterwegs sein mögen. Ratisbona schreibe zwar "grundsätzlich weiterhin" Stellen aus und führe auch unverändert "erste" telefonische Gespräche, so Drasch. Von persönlichen Vorstellungsgesprächen sehe das Unternehmen aktuell aber "natürlich" ab.

"Daher gestaltet sich der Bewerbungsprozess derzeit länger als üblich", konstatiert Drasch. Denn allein nach Ferngesprächen stellen die Entscheider bei Ratisbona keine neue Kollegen ein: "Der persönliche Kontakt und Eindruck ist für uns weiterhin maßgeblich."

... darum ziehen sich Besetzungen zurzeit länger hin

Ähnliches lässt Ludwig von Busse, Co-Gründer und Geschäftsführer von Simplifa, verlauten: "Wir arbeiten derzeit bei Simplifa weiter nach Plan und stellen unverändert neue Mitarbeiter ein, die wir für die Umsetzung unserer Projekte dringend benötigen. Wir setzen beim Kennenlernen von potentiellen Mitarbeitern weiterhin auf das persönliche Gespräch, daher kann sich der Einstellungsprozess aufgrund der jetzigen Beschränkungen länger gestalten." Das im Bereich Aufzugsmanagement tätige Proptech zählt aktuell 40 Mitarbeiter.

Harald Thomeczek

"Ich würde auch für mehr Geld nicht wechseln"

CREM-Mann Jöri Engel mit Smartphone - wohl ein zarter Hinweis auf das Kerngeschäft seines Arbeitgebers.

CREM-Mann Jöri Engel mit Smartphone - wohl ein zarter Hinweis auf das Kerngeschäft seines Arbeitgebers.

Urheberin: Nadia Schweizer

Karriere 26.03.2020
Jöri Engel ist Head Corporate Real Estate Management (CREM) bei Swisscom. Er hält dem Schweizer Telekommunikationskonzern schon seit 18 Jahren die Treue - auch wenn er außerhalb der ... 

Jöri Engel ist Head Corporate Real Estate Management (CREM) bei Swisscom. Er hält dem Schweizer Telekommunikationskonzern schon seit 18 Jahren die Treue - auch wenn er außerhalb der CREM-Welt vielleicht größere Brötchen backen könnte. Sein Arbeitgeber punktet bei ihm mit anderen Werten.

Wissen Sie, was ein Global Head of Corporate Real Estate eines internationalen Finanzdienstleisters, eines Technologiekonzerns oder einer großen Versicherung verdient? Im vergangenen Jahr im Schnitt 307.000 US-Dollar (Grundgehalt plus Boni). Das waren 4,7% mehr als 2018. Das zeigt die aktuelle Gehaltsumfrage des Berufsverbands CoreNet Global, der seine Wurzeln in den USA hat, zusammen mit FPL Associates. Insgesamt lüfteten 158 CRE-Leute, vom Global Head of bis zum gemeinen Immobilienprofi, anonym das Geheimnis ihres Gehaltszettels. Die meisten von ihnen haben ihren Dienstsitz in Nordamerika.

In Europa werden etwas kleinere Brötchen gebacken: Hier wog das durchschnittliche Gehaltspaket, das der Chef einer CRE-Abteilung bekam, nur rund 256.000 USD - minus 7,2%. Doch Vorsicht: In Europa beteiligt sich traditionell nur eine Handvoll CREM-Leute an der Befragung. In diesem Jahr flossen nicht mehr als fünf Angaben von CREM-Leitern in die europäische Benchmark ein. Angesichts der Nordamerikalastigkeit des Zahlenwerks - und weil man nicht weiß, wer bei der Umfrage im jeweiligen Jahr aus Europa mitgemacht hat, - ist es wohl kaum statthaft, aus dem Vergleich der 2018er und der 2019er Zahlen eine Art Entwicklung der europäischen CREM-Gehälter herleiten zu wollen.

Sicher nicht mitgemacht hat Jöri Engel. Der Schweizer ist Head Corporate Real Estate Management beim Telekommunikations- und IT-Unternehmen Swisscom mit Sitz in Worblaufen bei Bern. "Früher haben wir bei solchen Gehaltsstudien auch mitgemacht. Dann mussten wir jedoch enttäuscht feststellen, dass die nicht viel hergeben." Ein Grund: In keinem Unternehmen sei eine bestimmte Rolle genau so definiert wie in einem anderen. "Bei uns ist ein Asset-Manager etwas ganz anderes als bei der Credit Suisse. Und bei der Schweizer Bundesbahn wäre mein Asset-Manager wahrscheinlich ein Portfoliomanager", nennt Engel Beispiele.

Dass Engel trotzdem an dieser Stelle zu Wort kommt, auch wenn er für die Gehälteranalyse keine Daten geliefert hat, liegt daran, dass er seit dem vergangenem Jahr Präsident von CoreNet Global in der Region Central Europe ist. Nicht, dass ihn die Gehälter anderer CREM-Chefs oder von Asset-, Investment- oder Projektmanagern in den CREM-Abteilungen anderer Konzerne aus der Schweiz oder Deutschland nicht interessieren würden. Aber um an Daten wie diese zu gelangen, setzt Engel eher auf einen "vertraulichen Austausch" mit Branchenkollegen.

Festgestellt hat er bei den Tête-à-Têtes insbesondere drei Dinge. Erstens: "Wenn wir uns im artreinen CREM-Umfeld bewegen, sind die Vergütungen vergleichbar. Zumindest, was die Basissaläre betrifft."

Zweitens gebe es in Konzernstrukturen für gewöhnlich Zulagen, "die andere, reine Immobilienunternehmen vielleicht nicht haben". Die Swisscom z.B. punktet bei Engel, indem sie einen großen Teil seiner Altersvorsorge übernimmt, ihm eine Lebensversicherung sponsert oder ihm einen Freibetrag für Telekommunikationsdienstleistungen gewährt.

"Sobald Rendite hineinspielt, werden andere Gehälter gezahlt"

Dritte Erkenntnis: "Sobald ein Unternehmen nicht mehr artrein CREM macht, sondern auch nur zum Teil Property-Company ist, z.B. Projektentwicklung gemacht oder in Liegenschaften investiert, sobald also das Renditeelement als Teil der Finanzwirtschaft hineinspielt, werden andere Gehälter gezahlt." Konkret können sich die Saläre laut Engel auf C-Level (CEO & Co.) teilweise verdoppeln.

Da stellt sich doch die Frage, warum Engel selbst dieser Verlockung bis dato widerstanden hat und seinem Arbeitgeber schon seit 18 Jahren die Treue hält. Seine Laufbahn bei Swisscom begann 2002 im Bereich Facility-Management. "Ich würde auch für mehr Geld nicht im Property-Management arbeiten", sagt Engel und meint mit Property-Management nicht die schnöde Immobilienverwaltung, sondern den rein renditeorientierten Umgang mit Gebäuden. "Im CREM geht es um Gestaltung. Wir haben direkten Zugang zu der Konzernleitung und sind Teil von vertraulichen Themen."

Von einer Tätigkeit bei Swisscom Immobilien fühlen sich, hat Engel festgestellt, vor allem Menschen mit einer technischen Affinität angesprochen. Menschen, die in erster Linie einen Bezug zum Kerngeschäft Telekommunikation/IT mitbringen. Menschen, die "nachhaltig" und "langfristig" orientiert seien und eher auf "wiederkehrende Projekte und Menschen" aus seien - und weniger auf einen großen Deal nach dem anderen.

"Wir gewinnen viele Leute, die sich in ihrem zweiten beruflichen Lebensabschnitt befinden, die schon Karriere gemacht haben und jetzt nicht mehr unbedingt einen Führungsjob brauchen", verrät der Immobilienchef des Schweizer Großkonzerns, der rund 17.000 Mitarbeiter beschäftigt (Festnetz, TV, Mobilfunk etc.).

Nicht, dass Engel nicht gern auch das eine oder andere jüngere Semester in seine Immobilienmannschaft aufnähme: "Das ist schon auch unsere Zielgruppe." Aber: "Wir können Absolventen vier, fünf, sechs Jahre begeistern - dann kommt das Problem, dass sie den beruflichen Aufstieg wollen." Der ist aber leider mit Führungspositionen verbunden, von denen es in der nur 27-köpfigen Truppe von Swisscom Immobilien - das Facility-Management hat Swisscom 2009 ausgelagert - kaum welche gibt. Und ins Kerngeschäft Telekom hineinentwickeln können sich die Immobilienspezialisten ja auch schlecht.

Wer zurzeit einen immobilienwirtschaftlichen Studiengang absolviert und sich nach seinem Abschluss ein Engagement im Ausland vorstellen kann, könnte nach seinem Abschluss einen Blick auf die Jobinserate von Swisscom werfen. Neulinge mit Masterabschluss, die z.B. FM-Dienstleister steuern, "starten bei uns mit rund 100.000 Franken", lockt Engel. Das wären Stand Mitte März rund 94.000 Euro. Selbst für Bachelorabsolventen wären zum Berufsstart um die 90.000 Franken drin. "Aber das Leben in der Schweiz kostet auch was", relativiert Engel diese üppigen Saläre.

Swisscom Immobilien kümmert sich in der Schweiz um knapp 1.200 Liegenschaften, von Rechenzentren über Bürogebäude bis hin zu Shops, mit einer Gesamtfläche von ca. 1,1 Mio. m². Eigentlich sind es sogar rund 13.000 Objekte - darunter allerdings viele kleine Parzellen mit Mobilfunkantennen, "die man nicht als Immobilien bezeichnen würde", so Engel. Von den Objekten, die "eine Tür, Fenster und ein Dach haben", gehören rund 1.000 Swisscom selbst, die restlichen 200 sind gemietet. Flächenmäßig machen die gemieteten Gebäude, darunter alle Büros und Shops, jedoch ca. 40% des Gesamtportfolios aus. Im Eigentum hält der Konzerns vor allem Betriebsobjekte, also u.a. die Rechenzentren.

Harald Thomeczek