Karriere-News

Marc Drießen

Marc Drießen sportlich unterwegs in New York City.

Marc Drießen sportlich unterwegs in New York City.

Bild: Marc Drießen

Karriere 24.01.2013
Marc Drießen wuchs - wie Wim Thoelke - in Mülheim an der Ruhr auf. Unweit seiner Heimatstadt, bei der Sparkasse Essen, stieg er ins Berufsleben ein. Drießen absolvierte eine Ausbildung zum ... 

Marc Drießen wuchs - wie Wim Thoelke - in Mülheim an der Ruhr auf. Unweit seiner Heimatstadt, bei der Sparkasse Essen, stieg er ins Berufsleben ein. Drießen absolvierte eine Ausbildung zum Bankkaufmann und sattelte später den Bankbetriebswirt drauf. 2002 ging er zur Münchner BVT-Gruppe und wechselte zwei Jahre später zum Dortmunder Emissionshaus Dr. Peters. 2006 wurde er Geschäftsführer von HGA Capital und in das Management Board von HSH Real Estate berufen. Heute ist der 38-Jährige Vorstand von Hesse Newman Capital. Sein Sportlerherz schlägt für Borussia Dortmund. Obwohl er selbst Vereinsmitglied ist, lässt er auf dem Spielfeld dennoch den anderen Spielern den Vortritt ("aber natürlich nur, weil die jünger sind").

Wo wohnen Sie zurzeit?

Zur Miete in Hamburg-Eppendorf.

Bitte beschreiben Sie Ihre Wohnung mit ein paar Sätzen.

Eine schöne Maisonette-Wohnung mit Alsterblick, zumindest wenn man sich angeseilt aus dem Fenster lehnt, und dann auch nur im Winter, weil sonst Bäume den Blick verstellen. Eine gut geschnittene Altbauwohnung, an der ich am meisten die 15 mal 3 Meter große Bücherwand mag.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in der Wohnung?

Ich habe von meinem Großvater einen großen Ohrensessel geerbt, den habe ich rot beziehen lassen. Darauf vor dem Kamin.

Haben Sie bei dieser Immobilie oder einer anderen beim Bau schon einmal selbst mit Hand angelegt?

In der Tat habe ich zwischen meinem 16. und 20. Lebensjahr in den Sommerferien regelmäßig auf dem Bau gearbeitet. Am Ende der Ferien war ich nicht nur der am besten Gebräunte, ich hatte auch jede Menge spezieller Witze neu auf Lager. Die Bauarbeiter waren damals - und ich will das mal milde ausdrücken - schon eine eher bodenständige Truppe. Man lernt da dazu, ob man will oder nicht.

Was muss die perfekte Wohnung unbedingt haben?

Kamin und Garten. Und wirklich perfekt ist ein weiter Blick - in Hamburg ist das eher schwierig.

Wie und wo möchten Sie im Alter gerne wohnen?

In einem Augustinum - das ist das lebensbejahendste Konzept, das ich bisher fürs Leben im Alter kennengelernt habe.

Womit haben Sie als Erwachsener zum ersten Mal Geld verdient?

Neben den Sommerferienjobs aufm Bau habe ich im Alter von 18 als Pizzabäcker gearbeitet, um Auto und Miete bezahlen zu können. Denn die Sehnsucht nach Mobilität und den eigenen vier Wänden war bei mir recht früh entwickelt.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienbranche gefunden?

Mit Immobilien hatte ich bereits in der Finanzierung und als Berater bei der Sparkasse Essen zu tun. Geschmack gefunden an dem Investment "Steine" habe ich allerdings erst durch geschlossene Fonds - vor allem seit ich die Konzeption neuer Fonds mit verantworte. Die objektspezifischen Chancen und möglichen Risiken zu bewerten, ist jedes Mal wieder eine spannende Herausforderung.

Was braucht man, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Glück, Talent, Fleiß, Verantwortungsbereitschaft - und auf dem Weg dahin zunächst jemanden, der die drei letztgenannten erkennt und einen fördert.

Und was finden Sie besonders gut in der Immobilienbranche?

Dass unsere Branche Werte auch für nachfolgende Generationen hinterlässt.

Welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen?

Ich würde es eher auf mehr als ein Gebäude in einem Stadtteil ausdehnen. Die City Nord in Hamburg hätte viel hübschere Gebäude verdient, als die, die derzeit dort stehen.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Sonntags morgens mit meinem Hund im Wald.

Nennen Sie einen Ihrer Lieblingssongs?

Somebody that I used to know.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an ?

Tauchen mit Schildkröten. Diese Urviecher strahlen eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus.

Mit wem würden Sie gerne mal für einen Tag das Leben tauschen?

Mit dem EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen - die EZB ist m.E. die einzige Institution, die in der Euro-Krise schnell genug handeln kann, um die Währung zu erhalten. Herr Asmussen hat bestimmt spannende Arbeitstage, insbesondere da Deutschland mit seiner festen, um nicht zu sagen starren Haltung zur Geld- und Fiskalpolitik ja eher in der EZB isoliert zu sein scheint.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Ich habe einige Zeit in Argentinien verbracht und bewundere die Herzlichkeit der Menschen dort. In diesem Punkt haben wir Deutschen miteinander noch etwas aufzuholen. Ansonsten lebe ich sehr gern in Deutschland und kann mir derzeit kein besseres Land zum Leben wünschen - vielleicht auch, weil die weißen Flecken auf meiner persönlichen Weltkarte noch recht groß sind.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben - welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ein BMW Z 8, finde ich, wäre eine hübsche Verwendung.

IZ

Ein Unternehmensleitbild ist kein Luxus

Britt Zimlich ist bei der Wiro für die Unternehmensentwicklung verantwortlich.

Britt Zimlich ist bei der Wiro für die Unternehmensentwicklung verantwortlich.

Bild: Wiro/Zimlich

Karriere 17.01.2013
"Bringt die Unternehmenskultur auf Vordermann! Nur dann werden hier Menschen aus den richtigen Gründen arbeiten wollen." Der markige Ausspruch soll von einem Ex-Manager der Investmentbank ... 

"Bringt die Unternehmenskultur auf Vordermann! Nur dann werden hier Menschen aus den richtigen Gründen arbeiten wollen." Der markige Ausspruch soll von einem Ex-Manager der Investmentbank Goldman Sachs zu Beginn der Finanzkrise stammen. Doch wie soll eine Firma ticken, damit fähige Leute gerne kommen, bleiben und bei der Arbeit ihr Bestes geben? Das steht idealerweise im Unternehmensleitbild geschrieben.

Die IVG hat eins, die Bima, Engel & Völkers und die Wiro Wohnen in Rostock auch. Leitbilder sind modern und zieren heute viele Unternehmensbroschüren und Internetseiten - auch der Immobilienwirtschaft. Und das aus handfesten, finanziellen Gründen. "Schätzen Sie doch mal, wie viele Mitarbeiter im bundesdeutschen Durchschnitt bereits ihre innere Kündigung vollzogen haben Und was das kostet!", sagt Britt Zimlich, beim kommunalen Vermieter Wiro in der ostdeutschen Hansestadt für Unternehmensentwicklung und den Strategieprozess verantwortlich. 23% seien nicht mehr mit dem Herzen dabei, "weitere 63% der Arbeitnehmer machen den berühmten Dienst nach Vorschrift", zitiert die städtische Bedienstete das seit Jahren unveränderte Ergebnis des Gallup Engagement Index 2011. Da werden Chefs hellhörig. Auch Ralf Zimlich, der aus Berlin dazugestoßene Wiro-Vorstand. Er war angetreten, die gegen die Wohnungsnot kämpfende sozialistische "Gebäudewirtschaft", die Wohnraum nur verteilte, zu einer kommunalen Gesellschaft umzuformen, die sich auf gesättigten Märkten durchsetzen muss.

Produktiver und rentabler

"Unternehmensphilosophie", erklärte ihm seine Ehefrau, "ist kein Luxus, sondern eine wirtschaftliche Ressource, die sich in Mitarbeiterbindung und -mobilisierung widerspiegelt." Diese wiederum steigere Produktivität und Rentabilität. Unternehmen, die den Meinungen und Ansichten ihrer Mitarbeiter Gewicht geben und Anerkennung zollen, arbeiten um 27% profitabler und erhöhen die emotionale Bindung ihrer Mitarbeiter um durchschnittlich 22%. So steht es ebenfalls bei Gallup geschrieben.

Ehemann Zimlich hatte 600 Wiro-Mitarbeiter mit auf den langen steinigen Weg in die Marktwirtschaft genommen. 2009 legte Britt Zimlich los. Klausurtagungen, Workshops und Gespräche über Gespräche mündeten in einer Zukunftskonferenz mit der gesamten Belegschaft. Die Präsentation, erinnert sich die Initiatorin des Treffens, sei "hochemotional" gewesen. "Der Funke sprang über, viele Beschäftigten haben ihre Gedanken, Ideen und Meinungen auf der Bühne wiedergegeben." In der Folge bildete Zimlich Teams, die nach einheitlichen Methoden an den Themen Kundenorientierung und Schnittstellenoptimierung arbeiteten. Unzählige Treffen und Tagungen von Wohnungsverwaltern, Vermietern, Technikern und Handwerkern der Wiro später, stand das jetzt gültige Leitbild, das den Geist des Unternehmens widerspiegelt. Niedergeschrieben wurden zum Beispiel "Goldene Regeln". Ob es um die Vereinbarung von Besichtigungen möglichst innerhalb von 48 Stunden geht, Termine nach 17 Uhr oder am Wochenende oder die Beantwortung von E-Mail-Anfragen innerhalb von 24 Stunden: "Vorbehalte wurden abgebaut, Abläufe umstrukturiert, Aufgaben neu verteilt", sagt Britt Zimlich. Das geht bis zur Verpflichtung zu ordentlichen Schreibtischen und geöffneten Bürotüren. Dabei ist das Leitbild nicht statisch. "Fällt den Kollegen im Alltag etwas auf, was sie verbessern möchten, kommt eine neue Regel dazu, oder eine andere hat sich erledigt, weil man gute Lösungen gefunden hat", erzählt die stellvertretende Pressesprecherin Dagmar Horning, aus ihrem Alltag.

"Messlatte für unser Handeln in den kommenden Jahren" nennt die Bonner IVG ihr Leitbild. Anders als bei der Wiro, wo Verbesserungsvorschläge öffentlich auf einer Bühne gefragt waren, setzte die IVG auf ein Internetforum, wo die Mitarbeiter, auch anonym, "konkrete Vorschläge für Verbesserungsmaßnahmen" machen durften. "Schon der Weg war das Ziel", erläutert Unternehmenssprecher Oliver Stumm, "eine Unternehmensphilosophie von oben nach unten zu verfügen, hat keinen Sinn."

Bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Bima wurde das seit dem Jahr 2012 gültige Leitbild dagegen auf der Führungsebene erarbeitet. Ähnlich wie die Wiro in Rostock muss sich die aus der Vermögensverwaltung des Bundes hervorgegangene Gesellschaft mit aktuell rund 6.500 Mitarbeitern seit 2005 am Markt behaupten.

Taten statt Worte

Das geht nicht mit abstrakten Begriffen im Leitbild ("Wir setzen unsere Kunden in das Zentrum unseres Denkens und Handelns"), sondern nur durch knallharte Fakten, die den Mitarbeitern die Wertschätzung des Unternehmens zeigen: ein gutes Gesundheitsangebot, lebendiges Intranet, Mitarbeiterzeitung, Bima-Fußball-Cup sowie Sommerfest und Fortbildungsangebote. "Nur was Mitarbeiter im Inneren erfahren, können sie auch nach außen leben", bringt Bima-Sprecher Thorsten Grützner die Sache auf den Punkt.

Beim 1997 gegründeten Franchise-Makler Engel & Völkers mit 3.700 Mitarbeitern in 35 Ländern stammt das Leitbild auch von den Chefs. Im Januar 2008 ist die Geschäftsleitung über mehrere Tage in Klausur gegangen, um sich ein Aushängeschild zu verpassen. "Unsere dort erarbeiteten Kernwerte Kompetenz, Exklusivität und Leidenschaft achten und pflegen wir", erklärt der Vorstandsvorsitzende Christian Völkers. Einzelne Dienstleistungsschritte sind festgelegt und werden den Beschäftigten in einer hauseigenen Immobilien-Akademie in rund 7.600 Seminarstunden pro Jahr nahe gebracht.

Wiro hat gutes Geld verdient

Bei Wiro in der mecklenburgischen Hansestadt Rostock trägt der mühsame Weg durch die Ebene Früchte. Das sagt nicht nur Frau Zimlich. Auch der Betriebsratsvorsitzende Matthias Ehlers, von Anfang an bei der Erstellung dabei, bestätigt: "Das Leitbild motiviert."

Mittlerweile ist das kommunale Wohnungsunternehmen ein begehrter Arbeitgeber, die Mitarbeiterfluktuation tendiert gen null. Der Leerstand in den 36.000 Wohnungen an der ostdeutschen Waterkant ist in den vergangenen drei Jahren von über 5% auf unter 2% gesunken. 81% der Mieter erteilen ihrer Wohnsituation und dem Service gute bis sehr gute Noten, lautet das Ergebnis einer Mieterbefragung und Imageanalyse im Jahr 2011. Und auch der Kämmerer kann zufrieden sein: Vom 2011er-Rekordergebnis in Höhe von 17,2 Mio. Euro (12,5% mehr als im Jahr zuvor) konnte er sich 15 Mio. Euro einverleiben.

Goldene Regeln

Wir sind offen, ehrlich und vertrauensvoll im Umgang miteinander.

Wir unterstützen uns gegenseitig und achten die Arbeit der anderen.

Wir entwickeln uns persönlich und fachlich weiter.

Wir führen ein gut beschriftetes Ordnungssystem.

Wir halten Ordnung und Sauberkeit auf unseren Schreibtischen.

Wir achten auf dezente Dekoration.

Während der Sprechzeiten halten wir unsere Bürotüren für unsere Kunden geöffnet.

Die Urlaubsübergabe erledigen wir zwei Tage vor unserem Urlaub.

Wir vereinbaren keine Termine für den letzten Arbeitstag vor und den ersten Tag nach dem Urlaub.

Wir versuchen, keinen Urlaub zum Monatswechsel zu planen.

Wir heißen unseren "Urlauber" herzlich Willkommen.

Wir geben nur vollständige Vorgänge zur Unterschrift.

Wir erarbeiten Ablaufpläne für Endabnahme/ Wohnungsübergabe/ Vorabnahme und halten uns an diese.

Gerda Gericke

HfWU fördert begabte und engagierte Studenten

Prof. Dr. Carsten Lausberg (ganz links) mit einigen Teilnehmern des Honours Course. Nach amerikanischem Vorbild hat er das Förderprogramm ins Leben gerufen, für das sich begabte Studenten bewerben können.

Prof. Dr. Carsten Lausberg (ganz links) mit einigen Teilnehmern des Honours Course. Nach amerikanischem Vorbild hat er das Förderprogramm ins Leben gerufen, für das sich begabte Studenten bewerben können.

Bild: sma

Karriere 10.01.2013
Mit dem Thema Begabtenförderung verbindet man nicht unbedingt Angebote staatlicher Hochschulen. Dass das ein Denkfehler ist, zeigt der Campus of Real Estate (CoRE) an der HfWU Hochschule für ... 

Mit dem Thema Begabtenförderung verbindet man nicht unbedingt Angebote staatlicher Hochschulen. Dass das ein Denkfehler ist, zeigt der Campus of Real Estate (CoRE) an der HfWU Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen mit seinem Honours Course. Seit dem Sommersemester 2011 gibt es dort für besonders begabte und engagierte Studenten ein Förderprogramm.

Die Ziele des Honours Course sind hoch gesteckt: Die Qualität der Lehre soll im Spitzenbereich verbessert, Talente sollen gezielt gefördert sowie die Motivation der sehr guten Studenten soll erhöht werden. Um dies zu erreichen, bietet das Programm fachliche und außerfachliche Vorträge und Veranstaltungen sowie eine individuelle Betreuung. Begründer des Honours Course ist Dr. Carsten Lausberg. Der Professor für Immobilien-Banking ist seit 2007 an der HfWU tätig und hat ähnliche Angebote während seiner Studienzeit in Texas kennengelernt. Als er sich gefragt hat, wie er das Studium in Geislingen gestalten möchte, ist er auf die Idee mit der Begabtenförderung gekommen. "Es gibt vonseiten der Hochschule viele Angebote für die Förderung von schwächeren Studenten, beispielsweise eine Schreibwerkstatt oder Tutorien", sagt Lausberg. "Ich denke, die Hochschule sollte auch etwas für die Leistungsstarken anbieten."

Die besten und engagiertesten 5% der Immobilien-Studenten will Lausberg in seinem Kurs versammeln. Aktuell sind das 29 Teilnehmer, darunter elf Frauen. Die Mehrheit ist in dem Bachelorstudiengang Immobilienwirtschaft eingeschrieben. Doch es gibt auch Teilnehmer aus dem neuen Masterstudiengang Immobilienmanagement (siehe Kastentext "Neue Masterstudiengänge mit sechs verschiedenen Schwerpunktfächern" weiter unten) sowie fünf Ehemalige. Die Alumni dürfen auch zu den Veranstaltungen kommen - und können so zu wichtigen Brückenbauern für ihre Ex- Kommilitonen werden.

Betreuung durch Mentoren

Die Vernetzung und Betreuung der Teilnehmer ist eine wichtige Säule des Programms. Jeder bekommt einen Mentor innerhalb der Hochschule zugewiesen. Zudem sei es das Ziel, dass jeder auch einen Alumnus außerhalb als Ansprechpartner zugewiesen bekommt, sagt Lausberg. Mit rund 700 Absolventen des Bachelor-Studiengangs Immobilienwirtschaft dürfte die HfWU über eines der größten immobilienwirtschaftlichen Alumni-Netzwerke in Deutschland verfügen. Seit 2006 gibt es den sieben Semester umfassenden Bachelor-Studiengang, mit dem die HfWU beim IZ-Hochschulranking regelmäßig punkten konnte: 2011 belegte sie den ersten sowie in den Jahren 2009 und 2010 jeweils den zweiten Platz. Doch die Wurzeln der immobilienwirtschaftlichen Ausbildung reichen bis 1983 zurück. Damals wurde an der ehemaligen FH Nürtingen BWL mit der Vertiefungsrichtung Immobilienwirtschaft erstmals angeboten, ein eigenständiger Diplomstudiengang Immobilienwirtschaft wurde 1998 begründet.

Bei der Betreuung erweist sich der Standortnachteil Geislingen an der Steige - klein und dezentral gelegen - als Vorteil: In der 27.000 Einwohner zählenden Kleinstadt sind die Wege kurz - auch die zwischen Lehrkörper und Studentenschaft. "Der Kontakt ist sehr familiär", sagt Alumnus Felix Kröll und erntet Zustimmung von seinen Kommilitonen. Nach Angaben der Hochschule beträgt die Quote von Lehrenden zu Studenten 1:20. Aktuell zähle die Immobilienwirtschaft rund 500 Studenten, die von 14 Professoren sowie mehr als 30 Lehrbeauftragten und weiteren Gastprofessoren unterrichtet werden.

Abwechslungsreiches Programm

Für die Honours-Course-Teilnehmer gibt es zudem weitere Referenten. Vorträge zum Supply-Chain-Management oder zum Guerilla-Marketing standen schon auf dem Programm. Die Studenten nahmen aber auch schon an einem Life-Style-Knigge inklusive Weinverkostung teil oder absolvierten ein Teamtraining im Allgäu. Dort mussten sie eine Seilbahn über einer kleinen Schlucht errichten und sich darüber abseilen. Anschließend besuchte die Gruppe Deloitte, den letztjährigen Exklusiv-Partner des Programms, und bearbeitete zwei Fallstudien. In diesem Wintersemester sind außerdem noch ein Rhetorik-Seminar und eine Exkursion nach Frankfurt geplant. Durch das Programm seien viele Freundschaften und ein Netzwerk entstanden, sagt Student Sven Gruber.

Bewerben müssen sich die Studenten mit Motivationsschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen. Doch neben den Studienleistungen bewertet die Auswahlkommission auch das Engagement in und außerhalb der Hochschule. Die Mitglieder leiten u.a. die Jugendorganisation des Lions Club, arbeiten im Rettungsdienst, als Trainer in Sportvereinen, haben Auslandssemester absolviert oder die Leitung von Tutorien an der Hochschule übernommen. In einer Gruppendiskussion, z.B. zur Einführung von eBooks in der Hochschulbibliothek, sowie zwei Einzelgesprächen mit der Auswahlkommission müssen sie sich außerdem beweisen. Der Auswahlkommission gehören neben Lehrkräften u.a. auch ein Student sowie Alumni an. Wirken die Zugangshürden abschreckend? Studentinnen bewerben sich jedenfalls seltener als Studenten, hat Teilnehmerin Anke Müller beobachtet.

Mit einer Semesterwochenstunde ist der Honours Course veranschlagt, doch ECTS-Kreditpunkte erhalten die Studenten für ihr zusätzliches Engagement nicht. Die Teilnahme am Programm wird aber im Abschlusszeugnis vermerkt und es soll eine eigene Urkundenverleihung geben. Zudem erscheinen die Kurzlebensläufe der Mitglieder im Résumé Book. Das Buch wird auf dem Career Day, der jährlich stattfindenden CoRE-Jobmesse, an Unternehmen verteilt und hat einer Teilnehmerin bereits den Weg zum Praktikum und später zum Traineeship geebnet.

Lausberg ist es wichtig, dass sich die Studenten im Honours Course stark einbringen, und so sind Themenvorschläge immer willkommen. Sven Kersten hat sich eine Veranstaltung zum innerstädtischen Einzelhandel gewünscht: Zum Gespräch in die Hochschule sind an jenem Nachmittag um fünf Uhr der Architekt des lokalen Einkaufszentrums Nel Mezzo, Klaus von Bock, und der Fachbereichsleiter vom Stadtbauamt Geislingen, Karl Vogelmann, gekommen. Sie erzählen, welche Höhen und Tiefen es beim Bau des 13.000 m² großen Objekts an der Bahnhofstraße gab, berichten über Parkplatzberechnungen, Ankermieter, Lärmschutz, Nachbarn, Sondergenehmigungen, die öffentliche Meinung, den Wahlkampf und, und, und. Abschließend besichtigt die Gruppe, der sich auch mehrere Professoren angeschlossen haben, das Objekt. Von Block zeigt vor Ort, was vom Plan übrig blieb - und wo die Mieter auch mal abgewichen sind, sehr zum Leidwesen des Architekten. Die Gruppe geht zur Begehung zu Fuß - die Wege in Geislingen sind kurz.

Masterstudiengänge mit sechs Schwerpunktfächern

Der Campus of Real Estate (CoRE) an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) hat zum Wintersemester 2011/12 auch einen immobilienwirtschaftlichen Masterstudiengang mit dem Studienschwerpunkt Stadtplanung aufgelegt. Zum Wintersemester 2012/13 wurde der Studiengang Immobilienmanagement um weitere fünf Schwerpunktfächer erweitert: Neben dem Modul Stadtplanung können auch die Vertiefungsrichtungen Asset-Management, Immobilienbanking, Wohnungswirtschaft, Bewertung und Facility-Management gewählt werden. Der konsekutive Masterstudiengang wird in Vollzeit gelehrt und Absolventen wird nach drei Semestern der Grad Master of Science verliehen. Dieser Abschluss signalisiert bereits einen hohen Anteil mathematisch-theoretischer Lehrinhalte. "Wir sind Betriebswirte", betont denn auch Prof. Dr. Robert Göötz, Studiendekan des Studiengangs Immobilienwirtschaft. "Mit diesem Angebot bieten wir etwas Neues", sagt Göötz. Der Grundgedanke der HfWU-Ausbildung setze sich im Masterstudiengang fort.

Die immobilienwirtschaftliche Ausbildung hat eine lange Tradition an der HfWU: 1983 wurde die Vertiefungsrichtung Immobilienwirtschaft innerhalb des BWL-Studiengangs eingeführt. Seit 1998 existiert ein eigenständiger Diplomstudiengang, der inzwischen von einem sieben Semester umfassenden Bachelorstudiengang (Abschluss: Bachelor of Science) mit integriertem Praxissemester abgelöst wurde. Werden in dem Bachelorstudiengang insgesamt rund 400 Studenten ausgebildet, gibt es in dem neuen Masterstudiengang nur 15 Plätze pro Jahrgang.

Bislang wurde der Master mit fünf HfWU-Absolventen und zehn externen Bachelor-Absolventen besetzt. Über mangelndes Interesse kann die Hochschule nicht klagen: Rund 55 Bewerbungen hatte sie auf ihr neues Angebot erhalten. Bewerbungsschluss für das Wintersemester 2013/14 ist der 15. Juli 2013. (sma)

Sonja Smalian

"N" steht für den Chef

Von den Lippen ablesen funktioniert nur in Agentenfilmen problemlos und über große Distanzen. Im beruflichen Alltag ist die Technik nur zur Unterstützung gut, zumal wenn viele Kollegen keine deutschen Muttersprachler sind.

Von den Lippen ablesen funktioniert nur in Agentenfilmen problemlos und über große Distanzen. Im beruflichen Alltag ist die Technik nur zur Unterstützung gut, zumal wenn viele Kollegen keine deutschen Muttersprachler sind.

Bild: Niederberger

Karriere 13.12.2012
Seit 2009 ist in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft, die u.a. einen barrierefreien Arbeitsmarkt vorsieht. Doch die Arbeitslosenquote schwerbehinderter Menschen liegt weiterhin ... 

Seit 2009 ist in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft, die u.a. einen barrierefreien Arbeitsmarkt vorsieht. Doch die Arbeitslosenquote schwerbehinderter Menschen liegt weiterhin deutlich über der allgemeinen Arbeitslosenquote. Dabei dürfte sich künftig in einer alternden Gesellschaft die Zahl Schwerbehinderter weiter erhöhen. Wie die Zusammenarbeit im Alltag umgesetzt werden kann, zeigt das Beispiel der Niederberger Gruppe.

"Advent" und "Lichtlein", das sind die beiden Worte, die die Gruppe von hörenden und gehörlosen Mitarbeitern der Niederberger Gruppe von den tonlosen Lippenbewegungen der Seminarleiterin ablesen konnte. Obwohl gutes Licht herrschte und die Schulungsteilnehmer den Text des Gedichts ("Advent, Advent, ein Lichtlein brennt ...") weitgehend kennen dürften, war die Aufgabe kein Selbstgänger, ganz im Gegenteil. Von den Lippen ablesen ist schwierig und funktioniert vor allem in Agentenfilmen über große Entfernungen fehlerfrei. Doch im beruflichen Alltag müssen andere, praktikablere Lösungen gefunden werden, insbesondere dann, wenn die ca. 770 Mitarbeiter am Berliner Standort des Gebäudedienstleisters aus 17 verschiedenen Nationen kommen.

Seit mehreren Jahren beschäftige die Niederberger Gruppe am Berliner Standort Hörgeschädigte, sagt Betriebsleiter Peter Hollmann. Über das Integrationsamt hatte das Unternehmen die neuen Mitarbeiter rekrutiert. Aufgrund des körperlich fordernden Berufs, sollten die Bewerber mobil sein. Und so wurde der erste gehörlose Bewerber zum Probe-Arbeiten eingeladen. Die Erfahrungen seien sehr positiv gewesen, erzählt Hollmann und inzwischen ist die Zahl der hörgeschädigten Mitarbeiter auf fünf gewachsen, von insgesamt 16 Schwerbehinderten. Bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes für die Hörgeschädigten habe das Unternehmen finanzielle Hilfe erhalten: So wurde beispielsweise das Fahrzeug für einen Kraftfahrer mit weiteren Spiegeln sowie einem Kamerasystem fürs Rückwärtsfahren ausgestattet.

In der Alltagskommunikation setzt das Unternehmen meist auf SMS oder Zettel bzw. bittet per Anruf bei einem hörenden Teamkollegen um Weitergabe der Informationen. Bei Schulungen sind zudem Gebärdensprachendolmetscher dabei, die vom Integrationsamt gestellt werden. Zunächst seien die hörgeschädigten Mitarbeiter allein unterrichtet worden, erzählt Hollmann. Inzwischen finden die Schulungen gemeinsam mit einigen ausgewählten hörenden Kollegen statt.

Auf dem Lehrplan stehen neue Dienstleistungen und Reinigungstechniken, Arbeitsschutzbelehrungen oder wie vor kurzem Einblicke in die Kommunikation zwischen Hörenden und Hörgeschädigten. Dabei übten die Kollegen u.a. gemeinsame Gebärden, die für die alltägliche Zusammenarbeit im Betrieb hilfreich sind. Zudem wurden die Hörenden u.a. für ihre eigene Körpersprache sensibilisiert, damit sie sich z.B. nicht mit verschränkten Armen vor einem Gehörlosen "aufbauen".

Wie die hörgeschädigten Mitarbeiter untereinander kommunizieren, verrieten sie ihren hörenden Kollegen im Kommunikationskurs: Sie geben ihren Kollegen Spitznamen. Die zur Hand geformte Klaue steht für Herrn Wolf. Und wenn der Chef und Betriebsleiter Hollmann gemeint ist, formen die Kollegen ein "N" für Niederberger. Eine Abkürzung, die Hollmann angenommen hat, der auch schon mal "Grüße von N" ausrichten lässt.

Info: www.integrationsaemter.de

Beschäftigung Schwerbehinderter

In Deutschland sind Unternehmen ab einer Größe von zwanzig Arbeitsplätzen verpflichtet, mindestens 5% ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Wer die Quote nicht erfüllt, muss Ausgleichsabgaben zahlen, die bis zu 290 Euro monatlich pro Platz betragen können. Diese Beschäftigungspflicht wurde 2010 mit durchschnittlich 4,5% nicht erreicht, wie eine aktuelle Studie des Deutschen Gewerkschaftsbunds zeigt. Privatunternehmen haben demnach 4,0% erreicht, die öffentlichen Arbeitgeber 6,3%.

Die Arbeitslosenquote schwerbehinderter Menschen lag im November 2012 mit knapp 15% deutlich über der allgemeinen Arbeitslosenquote von 6,5%. Mit einer alternden Gesellschaft wächst jedoch auch die Zahl schwerbehinderter Menschen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen: 2010 waren es rund 1,2 Mio. Menschen. (sma)

Sonja Smalian

Die Vermessung des Mindestlohns

Mehr als drei Viertel der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe erachten den Mindestlohn als wichtig.

Mehr als drei Viertel der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe erachten den Mindestlohn als wichtig.

Bild: BilderBox.com

Karriere 06.12.2012
Vor 15 Jahren wurde im Bauhauptgewerbe der Mindestlohn eingeführt. Die befürchteten Beschäftigungsverluste sind durch dieses neue Werkzeug jedoch nicht eingetreten, wie zwei aktuelle ... 

Vor 15 Jahren wurde im Bauhauptgewerbe der Mindestlohn eingeführt. Die befürchteten Beschäftigungsverluste sind durch dieses neue Werkzeug jedoch nicht eingetreten, wie zwei aktuelle Studien nachweisen. Dennoch zeigten sich große Veränderungen für die Belegschaft in dieser Phase.

Als am 1. Januar 1997 im Bauhauptgewerbe ein tariflicher Mindestlohn eingeführt wurde, war die Branche Vorreiter. Auf Basis des Arbeitnehmerentsendegesetzes war der erste Mindestlohn in Deutschland eingeführt worden, und das zu einer Zeit, als die Branche ächzte. Nach der Wiedervereinigung hatte es zunächst einen Bauboom in den neuen Bundesländern gegeben. Doch seit 1995 befand sich das Gewerbe im Abwärtstaumel und die Zahl der Beschäftigten halbierte sich bis 2005 von etwa 1,41 Mio. Beschäftigten auf ca. 717.000 Beschäftigte, wie Zahlen des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie zeigen. Seitdem sind die Zahlen ungefähr konstant geblieben. 2011 zählte das Bauhauptgewerbe rund 734.000 Beschäftigte.

Welche Auswirkungen hatte nun der Mindestlohn auf die Entwicklung am Bau? Diese Frage untersuchte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und kam zu interessanten Ergebnissen.

Erstens lässt sich statistisch kein Einfluss des Mindestlohns auf die Beschäftigungsentwicklung nachweisen, d.h. der Beschäftigungsabbau war konjunkturbedingt. Zu dieser Einschätzung kommt auch eine Untersuchung des DIW Berlin - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, das verschiedene Studien zu dem Thema ausgewertet hat.

Für Ostdeutschland weist die IAB-Untersuchung jedoch größere Auswirkungen auf die Entlohnung durch den Mindestlohn nach als in Westdeutschland. So orientieren sich die Löhne im Osten immer häufiger am Mindestlohn. Das hat zur Folge, dass die Lohnunterschiede zwischen den Beschäftigten zurückgegangen sind und Facharbeiter erhalten nur geringfügig mehr als einfache Arbeiter. Offenbar konnten besonders ostdeutsche Geringverdiener vom Mindestlohn profitieren, heißt es. Dennoch halten 80% der ostdeutschen Beschäftigten im Baugewerbe die Lohnuntergrenzen für zu niedrig, wie eine Umfrage ergab. Nur 17% der ostdeutschen Beschäftigten empfinden ihren Lohn als gerecht, während das in Westdeutschland jeder zweite tut. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass das Thema Mindestlohn wichtig sei (West: 77%; Ost: 83%). Dennoch kann kaum ein Baubeschäftigter die Höhe der aktuellen Mindestlöhne benennen.

Sonja Smalian