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"Projektentwicklung ist kein Nine-to-five-Job"

Die beiden Junior-Projektentwickler Sonja Tünnissen und Jonathan Berlipp stellten auf dem IZ-Karriereforum ihren Beruf vor.

Die beiden Junior-Projektentwickler Sonja Tünnissen und Jonathan Berlipp stellten auf dem IZ-Karriereforum ihren Beruf vor.

Bild: Melanie Bauer

Karriere 23.06.2016
Bei der IZ-Studentenumfrage dieses Jahr gab fast jeder Vierte von rund 600 Studierenden den Bereich Projektentwicklung als Berufswunsch an. Auf dem IZ-Karriereforum am 11. Juni 2016 konnten ... 

Bei der IZ-Studentenumfrage dieses Jahr gab fast jeder Vierte von rund 600 Studierenden den Bereich Projektentwicklung als Berufswunsch an. Auf dem IZ-Karriereforum am 11. Juni 2016 konnten sich zwei Junior-Projektentwickler, die ihren Job vorstellten, kaum vor Fragen aus dem Publikum retten.

Wie wird man Immobilienentwickler? Wer ist von seinen persönlichen und sozialen Kompetenzen her für diesen Job geeignet, wer eher nicht? Wie sieht der Arbeitsalltag eines Projektentwicklers aus? Und was kann man als Entwickler, z.B. im Wohnungsbau, eigentlich verdienen? Als Berufseinsteiger und im Laufe des weiteren Berufswegs?

Diese und zahllose andere Fragen stellen sich all die Studenten, die die Projektentwicklung während ihres Studiums als ein mögliches Betätigungsfeld für sich entdecken. Und davon gibt es nicht wenige.

Wie beliebt die Immobilienentwicklung beim Nachwuchs ist, zeigt seit Jahr und Tag die Studentenumfrage der Immobilien Zeitung (IZ). Bei der im Frühjahr 2016 durchgeführten Befragung, an der sich 588 Studierende immobilienwirtschaftlicher und verwandter Studiengänge beteiligten, votierten 23,8% der Teilnehmer für die Projektentwicklung als den von ihnen favorisierten Tätigkeitsbereich nach ihrem Abschluss. Damit gewann die Projektentwicklung noch an Attraktivität hinzu: Im Vorjahr strebten noch 18,5% der Befragten in den Development-Bereich.

Eine kleine Umfrage unter den Besuchern des IZ-Karriereforums 2016 - weit überwiegend Studenten, in geringerem Umfang aber auch Absolventen, bereits Berufstätige sowie Auszubildende und Schüler - bestätigt dieses Bild: 26% derer, die als Bewerber zum Karriereforum kamen, sagen von sich, sie möchten in der Immobilienwirtschaft am liebsten im Segment der Projektentwicklung arbeiten.

Projektentwickler im Wohnungsbau sind vom Grundstückseinkauf bis hin zum Verkauf der fertigen Immobilie für praktisch alles rund ums Bauvorhaben zuständig: Sie verhandeln Verträge, erstellen Wirtschaftlichkeitsberechnungen, beauftragen und koordinieren Fachplaner und steuern die Umsetzung. Sie sind aber auch verantwortlich für Marketing und Vertrieb und letztendlich auch für das Projektergebnis. Kostendisziplin hat dabei eine hohe Bedeutung für den Projekterfolg.

Doch wie qualifiziert man sich für einen Job als Projektentwickler? So einfach ist das gar nicht: "Diesen Beruf kann man so nicht studieren", sagte Jonathan Berlipp. Berlipp ist von Haus aus Architekt und arbeitet seit rund einem Jahr als JuniorProjektentwickler bei Die Wohnkompanie Rhein-Main in Frankfurt am Main. Nach einigen Jahren als angestellter Architekt verspürte er den Wunsch, die Seiten zu wechseln, die Rolle des Auftragnehmers mit der des Auftraggebers zu tauschen: "Ich habe in Frankfurt als Architekt gearbeitet und bin dadurch immer öfter in Kontakt mit Projektentwicklungsthemen gekommen. Das war ausschlaggebend für meine Entscheidung, den berufsbegleitenden Studiengang Immobilienökonomie an der Irebs zu belegen", sagte Berlipp auf dem Podium.

Seine Kollegin Sonja Tünnissen von der Wohnkompanie Rhein-Main hat auf direkterem Weg in die Immobilienentwicklung gefunden. Nach einer Ausbildung zur Immobilienkauffrau hat sie ein Bachelor-Studium der Immobilienwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen nachgelegt und später noch einen Master in Baumanagement an der FH Karlsruhe draufgepackt.

Frage aus dem voll besetzten Auditorium - nicht alle Vorträge waren wegen parallelen Angeboten wie Arbeitgeberpräsentationen, dem RICS-Hochschultag sowie einer Jobmesse mit 47 Ausstellern so gut besucht: Braucht man einen Master für den Job als Projektentwickler oder reicht ein Bachelor-Abschluss? Tünnissen sagt: "Ein Master muss nicht zwingend sein. Ein Bachelor reicht, wenn man etwas praktische Erfahrung über eine Werkstudententätigkeit oder ein Praxissemester mitbringt." Tünnissen selbst war Werkstudentin bei der Wohnkompanie in Frankfurt und schrieb dort ihre Masterarbeit. Diese Tätigkeit ging gleichsam nahtlos in ihr heutiges Anstellungsverhältnis über.

Ihr Kollege Berlipp beantwortete die Gretchenfrage übrigens anders: "Ein Master ist nicht zwingend erforderlich, wird aber seitens der Arbeitgeber gerne gesehen. Für jemanden, der wie ich z.B. aus dem Bereich der Architektur kommt, ist eine zusätzliche Qualifikation zum Thema Immobilienwirtschaft empfehlenswert."

Jenseits der fachlichen Qualifikation ist nicht jeder Typ Mensch prädestiniert für den Beruf des Projektentwicklers in der Immobilienwirtschaft. Oder um es positiv zu formulieren: "Gut geeignet sind Leute, die mit allen Fachbereichen umgehen können, ohne in den einzelnen Gebieten absoluter Vollprofi zu sein. Man muss Spaß daran haben, die Teams zu steuern und zu koordinieren", sagte Berlipp. Die Themenvielfalt sei "intensiver, als ich mir das vorher vorgestellt habe".

Tünnissen ergänzte: "Man muss Freude an Vielseitigkeit haben, aber auch stressresistent und spontan sein. Unsere Arbeit ist nicht immer vorhersehbar. Jedes Projekt ist anders, und es können immer Sachen auftreten, mit denen man vorher nicht gerechnet hat." Sie hätte vor ihrem Einstieg bei der Wohnkompanie Rhein-Main nicht damit gerechnet, "dass man sich so umfangreich in alle möglichen Themen einarbeiten muss. Und dass ein Junior-Projektentwickler schon so eigenständig Projekte entwickeln darf."

Last but not least gaben die beiden Junior-Entwickler Auskunft über Einstiegsgehälter in ihrer Branche: "Es ist schwer, Zahlen zu nennen, weil das Gehalt vom Standort abhängt, von der Ausbildung und der Erfahrung, die jemand mitbringt", so Berlipp. Die Bandbreite sei groß, sie reicht von schätzungsweise 36.000 bis zu 54.000 Euro im Jahr. Eine variable Vergütung, z.B. in Gestalt einer Erfolgsbeteiligung, oder ein Firmenwagen sind verhandelbar.

Ob ihnen denn an ihrem Job eigentlich etwas nicht gefalle, wurden Berlipp und Tünnissen, die mehrfach betonten, wie viel "Spaß" ihnen die Arbeit mache und wie "spannend" die "Themenvielfalt" und Unberechenbarkeit einer Projektentwicklung sei, gefragt. So weit, dass ihnen etwas an ihrem Beruf missfällt, wollten sie nicht gehen. Sie wiesen aber wie aus einem Mund darauf hin, dass "man die Bereitschaft mitbringen muss, auch mal länger als bis 19 Uhr im Büro zu bleiben. Es ist kein Nine-to-Five-Job."

Unter den Studierenden kam ihr Auftritt sehr gut an, etwa bei Lara Entrup (24) und Sandra Schwietering (23). Die beiden studieren Immobilienmanagement an einer Fachhochschule im niederländischen Enschede. Nach eigenem Bekunden können sie sich gut vorstellen, nach ihrem Studium in die Projektentwicklung zu gehen. Was sie dort erwarten könnte, wissen sie nun: "Der Vortrag war sehr informativ", fand Entrup. "Wo erfährt man z.B. sonst schon etwas über den Alltag eines Projektentwicklers?"

Harald Thomeczek

Gehälter von Immovorständen steigen schneller

Hochtief-Chef Marcelino Fernández Verdes war 2015 der bestbezahlte Immobilienvorstand im MDax.

Hochtief-Chef Marcelino Fernández Verdes war 2015 der bestbezahlte Immobilienvorstand im MDax.

Bild: tja

Karriere 09.06.2016
Die Vorstandsgehälter der Immobilien- und Bauunternehmen im MDax sind 2015 stärker gestiegen als die Bezüge eines durchschnittlichen MDax-Vorstands. Darin spiegelt sich die deutlich ... 

Die Vorstandsgehälter der Immobilien- und Bauunternehmen im MDax sind 2015 stärker gestiegen als die Bezüge eines durchschnittlichen MDax-Vorstands. Darin spiegelt sich die deutlich bessere Gewinnentwicklung der meisten Branchenvertreter.

Dies ist einer Analyse der Personalberatung Kienbaum zu entnehmen. Für die Studie wurden die jährliche Grundvergütung und die variablen Vergütungsbestandteile, also die kurzfristige variable Vergütung, die ausgezahlte langfristige nicht-aktienbasierte Komponente und der zugeteilte aktienbasierte Bestandteil, berücksichtigt. Ein Vorstandsvorsitzender eines MDax-Unternehmens hat Kienbaum zufolge 2015 eine Gesamtvergütung von durchschnittlich 2,7 Mio. Euro erhalten, gut 10% mehr als im Jahr 2014. Die anderen Vorstandsmitglieder verdienten praktisch so viel wie 2014 (+1%), nämlich im Schnitt 1,4 Mio. Euro.

Im Vergleich damit haben die Vorstandsgehälter in den Immobilien- und Bauunternehmen, bei denen ein Vergleich mit dem Jahr 2014 möglich ist, 2015 im Schnitt deutlich stärker zugelegt. Sie liegen jedoch nicht über bzw. noch unter dem jeweiligen Gesamtniveau.

Was die Gehälter der Vorstandsvorsitzenden angeht, ist nur bei dreien der acht Unternehmen aus der Immobilienbranche ein Vergütungsvergleich mit dem Vorjahr möglich: Hochtief, Deutsche Wohnen und LEG Immobilien. Marcelino Fernández Verdes, Michael Zahn und Thomas Hegel haben bei der Gesamtdirektvergütung 2015 im mathematischen Durchschnitt um 21% auf rund 2,65 Mio. Euro zugelegt, also fast doppelt so stark wie ein MDax-Vorstandschef im Schnitt. Damit liegt dieses Trio jedoch knapp unter dem durchschnittlichen Salär eines MDax-Vorstandsvorsitzenden von 2,7 Mio. Euro.

Die höchste Steigerung verbucht hat Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn mit einem Plus von 30% auf 2,7 Mio. Euro. Thomas Hegel von LEG Immobilien kann sich über ein Gehaltsplus von 25% auf 810.000 Euro freuen. Dieser Anstieg relativiert sich jedoch, wenn man berücksichtigt, dass es 2013 bei LEG eine Systemänderung bei der Vorstandsvergütung gab: Damals wurden neue Pläne für die nicht-aktienbasierte mehrjährige Vergütung vereinbart. Diese Komponente wird zwar jährlich ausgezahlt, die erste Auszahlung war aber erst 2015 möglich, 2014 war noch keine Auszahlung vorgesehen.

Ohne diesen "Sondereffekt" wäre Hegels Gehalt im vergangenen Jahr nur um 9% gestiegen. Bei Hegels beiden Vorstandskollegen schrumpft der durchschnittliche Gehaltsanstieg so gesehen ähnlich stark von 25% auf 11%. Der LEG-Chef liegt im MDax-Ranking auf dem vorletzten Platz (38) - trotz des 25%igen Gehaltsplus. Nur die beiden Co-Chefs der pbb bekamen weniger. Sie erhalten erst ab 2016, nach der Re-Privatisierung der Bank, zusätzlich zum Festgehalt eine variable Vergütung.

Fernández Verdes von Hochtief hat 2015 weniger stark als die beiden Vertreter der Wohnungswirtschaft zugelegt (16%), war aber mit 4,43 Mio. Euro der mit Abstand bestbezahlte Immobilienchef - nicht nur im MDax: Der Hochtief-Chef hat es damit nämlich nicht nur auf Rang fünf im Index-Ranking geschafft, er hat auch den einzigen Immobilien-Vorstandschef im Dax 30, Rolf Buch von Vonovia, deutlich überflügelt. Buch strich im vergangenen Jahr 2,86 Mio. Euro ein (2014: 2,57 Mio. Euro). An den Spitzenverdiener im MDax, den inzwischen ausgeschiedenen Chef des Werkzeugmaschinenherstellers DMG Mori, Rüdiger Kapitza, reichen weder der spanische Hochtief-Boss noch Buch heran: Kapitzas Gesamtvergütung notierte 2015 bei 9 Mio. Euro.

Nackte Zahlen sind oft erklärungsbedürftig: Bei der Deutschen Euroshop ergibt sich die 60%ige Gehaltssteigerung beim einzigen Vorstandsmitglied Olaf Borkers aus der Tatsache, dass der nicht-aktienbasierte langfristige Vergütungsplan nur alle fünf Jahre zur Auszahlung kommt - zuletzt 2015. Ohne diese Komponente wäre der Anstieg mit 5% überschaubar ausgefallen. Bei Bilfinger wurde 2015 ein neues Vergütungssystem eingeführt, und im Vorstand blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Und bei TAG gab es 2015 eine Auszahlung aus dem mehrperiodischen nicht-aktienbasierten Plan, 2014 nicht.

Das dicke Gehaltsplus von 45% bei den ordentlichen Vorstandsmitgliedern der Deutsche Wohnen relativiert sich, wenn man die 1,65 Mio. Euro hohe Abfindung außen vor lässt, die Andreas Segal zum Abschied Ende 2015 erhalten hat. Die Bezüge von Lars Wittan, neben Zahn aktuell das einzige Vorstandsmitglied bei Deutsche Wohnen, sind 2015 um 27% gestiegen.

Lässt man all dies unberücksichtigt, haben die Gesamtbezüge der normalen Immobilienvorstände im MDax um 21% zugelegt, während ein durchschnittlicher MDax-Vorstand im vergangenen Jahr kaum mehr verdiente als 2014. Mit knapp 1,13 Mio. Euro lagen die Immobilienvorstände aber noch deutlich unter dem MDax-Durchschnitt von 1,37 Mio. Euro.

Das höhere Gehaltsplus bei den Immobilienchefs steht im Zusammenhang mit der besseren Gewinnentwicklung der Immobilienunternehmen: Während der durchschnittliche Gewinn eines MDax-Unternehmen nach Analyse von Kienbaum 2015 bei 264,3 Mio. Euro lag und damit stagnierte (2014: 265,3 Mio. Euro), legte er bei den acht ausgewählten Unternehmen aus der Immobilienbranche um 21% auf 291,2 Mio. Euro zu (2014: 240,7 Mio. Euro).

So hat sich das Konzernergebnis von TAG auf 147,3 Mio. Euro verfünffacht, Deutsche Wohnen hat mit 1,2 Mrd. Euro einen um 36% höheren Konzerngewinn als 2014 geschrieben, und LEG Immobilien hat den Jahresüberschuss um 39% auf 217,7 Mio. Euro gesteigert. Bei der Deutschen Euroshop steht ein Plus von 74% auf 309,3 Mio. Euro zu Buche, und die Aareal Bank hat ein Konzernergebnis von 374 Mio. Euro eingefahren (+12%). Nur die beiden Baukonzerne, vor allem Bilfinger, ziehen den Schnitt in puncto Gewinnentwicklung nach unten.

Harald Thomeczek

Bilfinger wirbt bei frustrierten Aktionären um Vertrauen

Bilfinger-Finanzvorstand und Interims-CEO Axel Salzmann musste sich auf der Hauptversammlung viel Kritik von Aktionären anhören.

Bilfinger-Finanzvorstand und Interims-CEO Axel Salzmann musste sich auf der Hauptversammlung viel Kritik von Aktionären anhören.

Bild: tja

Karriere 11.05.2016
Rote Zahlen, abwandernde Aufsichtsräte und Vorstandsvorsitzende: Der Baukonzern Bilfinger hat schon angenehmere Zeiten erlebt. Entsprechend groß ist der Frust bei den Aktionären. Die ... 

Rote Zahlen, abwandernde Aufsichtsräte und Vorstandsvorsitzende: Der Baukonzern Bilfinger hat schon angenehmere Zeiten erlebt. Entsprechend groß ist der Frust bei den Aktionären. Die nutzten die Hauptversammlung am heutigen Mittwoch, um ihrem Ärger über die Schieflage des Konzerns gegenüber Vorstand und Aufsichtsrat Luft zu machen. Die Vorsitzenden beider Gremien warben dagegen um Vertrauen.

"Sechs, sieben Gewinnwarnungen, vier Vorstandsvorsitzende in zwei Jahren, zwei Mitglieder des Aufsichtsrats machen kurz vor knapp die Biege. Das habe ich noch nicht erlebt", sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), auf der Bilfinger-Hauptversammlung in Mannheim. Er war dorthin gekommen um zu erfahren, "wo wir stehen und wohin die Reise geht". Doch Tüngler und den vielen anderen Aktionären, die seinen Ausführungen applaudierten, schien auch nach den Statements aus Aufsichtsrat und Vorstand "der Rote Faden" für den Konzern zu zu fehlen.

Dabei war dem Aufsichtsratsvorsitzenden Eckhard Cordes sowie dem Finanzvorstand und nach dem überraschenden Abgang von Per Utnegaard auch Übergangs-Chef Axel Salzmann daran gelegen, das Vertrauen der Aktionäre wiederzugewinnen. Erreichen will Salzmann das mit "einer guten Strategie und mit Verlässlichkeit in den Finanzkennzahlen". Es gehe darum, mit der im Herbst 2015 präsentierten Strategie "Bilfinger Stück für Stück" voranzubringen. Dafür sei es zwingend notwendig, das Geschäft auf Kernleistungen, Kernmärkte und Kernregionen zu konzentrieren. Zudem will Bilfinger seine Komplexität verringern, effizienter werden und die Transparenz des Geschäftsmodells erhöhen.

Trouble im Aufsichtsrat

So hatte das Unternehmen bereits am Montag angekündigt, die Verwaltung schlanker aufzustellen und u.a. durch den Abbau von Stellen ab 2018 jährlich 100 Mio. Euro einzusparen. Durch den Fokus auf Kernregionen "haben wir bereits heute die Zahl der Länder, in denen wir tätig sind, halbiert", sagte Salzmann. Derzeit prüfe Bilfinger zudem die Angebote für die im Schaufenster stehende Power-Sparte, der Verkaufsprozess soll nach wie vor im Laufe dieses Jahres abgeschlossen sein.

Ob mit Building and Facility das derzeit lukrativste Segment des Konzerns ebenfalls veräußert wird, soll dagegen erst in den nächsten zwei bis drei Wochen endgültig entschieden werden. Kommt es zum Verkauf, würden nur noch die Industriedienstleistungen zum Konzern gehören. Konkrete mittelfristige Ziele sollen definiert werden, sobald sich der neue Vorstandsvorsitzende Thomas Blades "mit unserem Geschäft und unseren Planungen vertraut" gemacht hat, so Salzmann.

Die aktuelle Entwicklung des Unternehmens und die Umsetzung der Strategie scheint im Aufsichtsrat nicht uneingeschränkte Unterstützung zu haben. Denn John Feldmann stand "wegen unterschiedlicher Auffassung im Aufsichtsrat zu Strategie und Positionierung von Bilfinger" nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung. Das hat Feldmann dem Aufsichtsratsvorsitzenden am 6. Mai 2016 mitgeteilt, ließ der Konzern am Montagabend per Ad-hoc-Mitteilung wissen. Auch Hans Peter Ring, wie Feldmann einer der Vertreter der Anteilseigner im Bilfinger-Aufsichtsrat, wollte sich nicht wiederwählen lassen. Das teilte er Cordes erst gestern mit. Die offizielle Begründung: "persönliche Gründe". Als neue Kandidaten der Anteilseigner stellte Cordes auf der Hauptversammlung kurzfristig Ralph Heck und Dorothée Anna Deuring vor. Beide wurden in das Gremium gewählt, ebenso die übrigen Kandidaten der Anteilseigner. Dazu zählen neben Eckhard Cordes Marion Helmes, Lone Fonss Schroder und Jens Tischendorf.

Auftragsbestand in Immobiliensparte legt zu

Auch die heute Morgen veröffentlichten Geschäftszahlen für das erste Quartal 2016 dürften die Stimmung unter den Aktionären nicht unbedingt verbessern. Demnach hat sich der Konzernverlust - inklusive der Geschäftsfelder, die aufgegeben wurden bzw. werden sollen - in den ersten drei Monaten dieses Jahres von 17 Mio. auf 76 Mio. Euro vervielfacht. Operativ schrieb Bilfinger eine kleine schwarze Zahl: Das bereinigte Ebita lag bei 7 Mio. Euro (Q1 2015: 8 Mio. Euro). Die Leistung sank um 5% auf 1,35 Mrd. Euro, der Auftragseingang ging um 14% auf 1,40 Mrd. Euro zurück. Der Auftragsbestand legte dafür um 3% auf 4,74 Mrd. Euro zu.

In der Bau- und Immobiliensparte gab es bei der Leistung einen Rückgang um 3% auf 576 Mio. Euro. Die Begründung: Das Investitionsverhalten auf den Märkten, auf denen Bilfinger unterwegs ist, sei schwächer ausgefallen als im Vorjahr, und Bilfinger habe also weniger Immobiliendeals als im "starken Vorjahresquartal" begleitet. Das bereinigte Ebita ging im Segment Building and Facility von 16 Mio. auf 13 Mio. Euro zurück (-19%). Der Auftragseingang schrumpfte um 26% auf 635 Mio. Euro. Der Auftragsbestand legte dagegen um 23% auf 2,68 Mrd. Euro zu. Zum Vergleich: In der Sparte Industriedienstleistungen sank der Auftragsbestand um 17% auf 2,07 Mrd. Euro.

Für den Gesamtkonzern bestätigte Salzmann die Prognose für das laufende Jahr. Er rechnet mit einem deutlichen Rückgang der Leistung (2015: 6,2 Mrd. Euro) und einem leichten Anstieg des bereinigten Ebita (2015: 165 Mio. Euro).

Katja Bühren,Harald Thomeczek

Bilfinger hat einen neuen Chef

Thomas Blades.

Thomas Blades.

Bild: Bilfinger

Köpfe 03.05.2016
Die Würfel sind gefallen: Thomas Blades (59), heiß gehandelter Kandidat auf den Chefposten von Bilfinger, heuert tatsächlich als Vorstandsvorsitzender bei dem Baukonzern und ... 

Die Würfel sind gefallen: Thomas Blades (59), heiß gehandelter Kandidat auf den Chefposten von Bilfinger, heuert tatsächlich als Vorstandsvorsitzender bei dem Baukonzern und Immobiliendienstleister an.

Wie das Unternehmen heute Mittag mitteilte, hat der Aufsichtsrat den gebürtigen Hamburger und britischen Staatsbürger zum neuen CEO bestellt. Sein derzeitiger Arbeitgeber, der Technologiekonzern Linde, hat der Aufhebung von Blades' Vertrags demnach zugestimmt. Wann Blades sein neues Amt antritt, steht jedoch noch nicht genau fest. Passieren soll es "spätestens im 3. Quartal 2016", so Bilfinger.

Blades verantwortet bei Linde das Amerikageschäft

Blades sitzt seit 2012 im Vorstand von Linde. Dort trägt er u.a. die Verantwortung für das Amerikageschäft. Bei Bilfinger wird er neben seiner Rolle als CEO auch für das Segment Industriedienstleistungen verantwortlich sein. Der Chefposten bei Bilfinger war vakant geworden, weil der bis Ende April amtierende Vorstandsvorsitzende Per Utnegaard nach nur elf Monaten überraschend hingeschmissen hatte. Seit Ende April macht daher CFO Axel Salzmann den CEO-Job mit.

Das notwendige Rüstzeug für den im Umbruch befindlichen Bilfinger-Konzern bringt der Neue auf dem Regiestuhl offenbar mit: "Thomas Blades hat in seiner Karriere mehrfach bewiesen, dass er komplexe Führungsaufgaben meistern und Firmen erfolgreich neu ausrichten kann", so Bilfinger-Aufsichtsratschef Eckhard Cordes.

Ob Blades auch ein Wörtchen bei der Bilfinger-Entscheidung über einen möglichen (Teil-)Verkauf der Bau- und Immobiliensparte mitredet, ist nicht überliefert: Laut Wirtschaftswoche will der Konzern vor seiner Hauptversammlung am 11. Mai 2016 bekanntgeben, ob und an wen er seine lukrativste Sparte abtritt. Ein Bilfinger-Sprecher mochte sich auf Nachfrage nicht festlegen, bis wann diese Entscheidung gefällt bzw. wann sie verkündet werden soll. Auf der Bilfinger-Bilanzpressekonferenz Mitte März hatte Ex-Vorstandschef Utnegaard noch eine Entscheidung in einigen Wochen in Aussicht gestellt. Im Rennen um die Immobiliensparte von Bilfinger sind nach Informationen der Wirtschaftswoche noch der schwedische Private-Equity-Investor EQT und der Immobilienberater JLL. Der Kaufpreis könne 1,5 Mrd. Euro erreichen.

Harald Thomeczek

Baukonzern Bilfinger verliert seinen Vorstandschef

Der scheidende Bilfinger-Vorstandsvorsitzende Per H. Utnegaard bei der Vorstellung seiner Strategie im Oktober 2015. An seiner Seite: der künftige Bilfinger-Interimschef Axel Salzmann.

Der scheidende Bilfinger-Vorstandsvorsitzende Per H. Utnegaard bei der Vorstellung seiner Strategie im Oktober 2015. An seiner Seite: der künftige Bilfinger-Interimschef Axel Salzmann.

Bild: tja

Köpfe 21.04.2016
Bilfinger muss sich einen neuen Vorstandsvorsitzenden suchen: Per H. Utnegaard (56) hat sein Amt niedergelegt. ... 

Bilfinger muss sich einen neuen Vorstandsvorsitzenden suchen: Per H. Utnegaard (56) hat sein Amt niedergelegt.

Utnegaard war erst am 1. Juni 2015 als Nachfolger von Roland Koch auf den Chefposten des Baukonzerns und Immobiliendienstleisters gerückt. Nun verlässt er den Konzern schon wieder zum 30. April 2016. "Aus persönlichen Gründen", heißt es. Der Aufsichtsrat, der sich mit Utnegaard auf ein Ausscheiden zum genannten Termin geeinigt hat, hat mehrere mögliche Nachfolger auf dem Schirm. Ein heißer Anwärter ist laut manager magazin Thomas Blades, Vorstand des Technologiekonzerns Linde. Bilfinger bestätigte bis dato nur, u.a. mit Blades Gespräche zu führen. Bis zur Neubesetzung übernimmt vorübergehend Finanzvorstand Axel Salzmann (57) die Führung.

Utnegaard hatte im Oktober 2015 einen Strategiewechsel für Bilfinger angekündigt. Nach Jahren der Expansion sollte sich Bilfinger künftig auf Industrieservices und Immobiliendienstleistungen bzw. Geschäfte in Europa konzentrieren. Auch aus den beiden Kerngeschäftsfeldern stellte er Geschäftsbereiche mit einem Leistungsvolumen von rund 1 Mrd. Euro auf den Prüfstand.

Für Überraschung sorgte dann Mitte Januar 2016 die Ankündigung, einen Verkauf der Einheiten Building, Facility Services und Real Estate des Segments Building and Facility zu prüfen. Damit würde Bilfinger zentrale Teile seiner lukrativsten Sparte abgeben. Die für den 16. März 2016, dem Tag der Präsentation des Geschäftsberichts 2015, erwartete Bekanntgabe einer Entscheidung über den angedachten Verkauf der Immobiliensparte wurde verschoben. Utnegaard kündigte bei der Bilanzpressekonferenz an, dies in einigen Wochen nachzuholen.

Bilfinger hat im vergangenen Geschäftsjahr u.a. wegen operativer Verluste der zum Verkauf gestellten Kraftwerkssparte einen Konzernverlust von 489 Mio. Euro geschrieben und die Dividende für die Aktionäre gestrichen.

Harald Thomeczek

Baukonzern Bilfinger verliert seinen Vorstandschef

Der scheidende Bilfinger-Vorstandsvorsitzende Per H. Utnegaard bei der Vorstellung seiner Strategie im Oktober 2015. An seiner Seite: Der künfige Bilfinger-Interimschef Axel Salzmann.

Der scheidende Bilfinger-Vorstandsvorsitzende Per H. Utnegaard bei der Vorstellung seiner Strategie im Oktober 2015. An seiner Seite: Der künfige Bilfinger-Interimschef Axel Salzmann.

Bild: tja

Köpfe 13.04.2016
Bilfinger muss sich einen neuen Vorstandsvorsitzenden suchen: Der erst seit knapp elf Monaten amtierende Per H. Utnegaard (56) legt sein Amt nieder. ... 

Bilfinger muss sich einen neuen Vorstandsvorsitzenden suchen: Der erst seit knapp elf Monaten amtierende Per H. Utnegaard (56) legt sein Amt nieder.

Utnegaard (56) war erst am 1. Juni 2015 als Nachfolger von Roland Koch auf den Chefposten des Baukonzerns und Immobiliendienstleisters gerückt. Nun verlässt er den Konzern schon wieder zum 30. April 2016. "Aus persönlichen Gründen", wie Bilfinger heute Vormittag überraschend mitteilte. Der Aufsichtsrat, der sich der Mitteilung zufolge mit Utnegaard "einvernehmlich" auf ein Ausscheiden zum genannten Termin geeinigt hat, führt demnach auch schon Gespräche mit mehreren "möglichen Nachfolgern". Ziel sei, die Neubesetzung "in Kürze bekanntzugeben". Bis dahin übernimmt vorübergehend Finanzvorstand Axel Salzmann (57) die Führung.

Den am 16. März 2016 gegebenen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr bestätigte der Konzern heute im Zusammenhang mit der Bekanntgabe von Utnegaards Ausscheiden. Die Bilfinger-Aktie begab sich nach der Ankündigung von Utnegaards Rücktritt zunächst auf Talfahrt.

Utnegaard plante Strategiewechsel

Utnegaard hatte im Oktober 2015 einen Strategiewechsel für Bilfinger angekündigt. Nach Jahren der Expansion sollte sich Bilfinger künftig auf Industrieservices und Immobiliendienstleistungen bzw. Geschäfte in Europa konzentrieren. Auch aus den beiden Kerngeschäftsfeldern stellte er Geschäftsbereiche mit einem Leistungsvolumen von rund 1 Mrd. Euro, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehören sollten, auf den Prüfstand.

Für Überraschung sorgte dann Mitte Januar 2016 die Ankündigung, einen Verkauf der Einheiten Building, Facility Services und Real Estate des Segments Building and Facility zu prüfen. Damit würde Bilfinger zentrale Teile seiner lukrativsten Sparte abgeben. Die für den 16. März 2016, dem Tag der Präsentation des Geschäftsberichts 2015, erwartete Bekanntgabe einer Entscheidung über den angedachten Verkauf der Immobiliensparte wurde verschoben. Utnegaard kündigte bei der Bilanzpressekonferenz an, dies in einigen Wochen nachzuholen.

Bilfinger hat im vergangenen Geschäftsjahr u.a. wegen operativer Verluste der zum Verkauf gestellten Kraftwerkssparte einen Konzernverlust von 489 Mio. Euro geschrieben und die Dividende für die Aktionäre gestrichen.

Harald Thomeczek