Die Jahre bei der Eurohypo waren für ihn die Ausnahme, der Wechsel zu Jones Lang LaSalle eine Rückkehr zum Kern der Immobilienbranche, erklärt Frank Pörschke im IZ-Interview den für manche ...
Die Jahre bei der Eurohypo waren für ihn die Ausnahme, der Wechsel zu Jones Lang LaSalle eine Rückkehr zum Kern der Immobilienbranche, erklärt Frank Pörschke im IZ-Interview den für manche überraschenden Schritt. Bei JLL selbst sieht Pörschke noch viel Potenzial.
Immobilien Zeitung: Herr Dr. Pörschke, Sie waren zuletzt Vorstandssprecher bei der Eurohypo und sind als Quereinsteiger zu Jones Lang LaSalle (JLL) gekommen. Wie kam es zu diesem Schritt, der manche überrascht hat?
Frank Pörschke: Das verwundert nur, wenn man es oberflächlich betrachtet. Eigentlich war eher die Zeit in der Bank für mich die Ausnahme. Ich habe eine lange Immobilienkarriere hinter mir mit fast zehn Jahren Projektentwicklung bei der ECE und danach dreieinhalb Jahre bei der Commerz Real. Erst 2007 bin ich zur Eurohypo und damit in den Bankensektor gegangen. Für mich ist der Schritt zu JLL eine Rückkehr zum Kern der Immobilienbranche.
IZ: Und warum haben Sie sich für JLL entschieden? Im Zusammenhang mit Ihrem Namen wurde ja auch über einige andere Unternehmen spekuliert.
Pörschke: Ich wollte näher an den Kunden, näher an den Immobilien und näher an den Transaktionen sein und habe eine sehr unternehmerische Aufgabe gesucht. Das war ein wesentlicher Treiber für meine Entscheidung.
Timo Tschammlers Wechsel "sehr logisch"
IZ: Sie haben Ihre Berufslaufbahn als Berater bei McKinsey gestartet, hatten danach bei der ECE, der Commerz Real, der Eurohypo und jetzt JLL schon sehr unterschiedliche Betätigungsfelder. Ist es dieser Wandel der Aufgaben, der Sie antreibt?
Pörschke: Je nach Definition klingt mein Lebenslauf nach mehr oder weniger Wandel. Ich war zehn Jahre bei der ECE in unterschiedlichen Rollen und über sieben Jahre im Commerzbank-Konzern in unterschiedlichen Rollen. Aber es ist schon so, dass ich es interessant finde, wenn sich Aufgaben unterscheiden. Entweder, indem man ein Unternehmen oder einen Bereich weiterentwickelt oder indem man eine neue Rolle übernimmt.
IZ: Für Aufsehen gesorgt hat auch der anstehende Wechsel von DTZ-Deutschlandchef Timo Tschammler zu JLL als Verantwortlicher im Management Board für Investment und Vermietung für die Segmente Büro und Logistik.
Pörschke: Auch diese Personalie ist sehr logisch, wenn man sich näher damit beschäftigt. Es gibt eine Zweiteilung des Markts mit wenigen globalen Akteuren, die immer stärker werden, und kleinen, privat geführten Nischenunternehmen. Alle dazwischen werden es in den kommenden Jahren nicht leicht haben. Da ist die Anziehungskraft von einem Unternehmen wie JLL als größtem deutschen Immobiliendienstleister sehr groß. Daher macht es für Timo Tschammler viel Sinn, in das Führungsteam von JLL zu wechseln. Gleichzeitig ist das auch für JLL eine gute Nachricht, weil Timo Tschammler über viele Jahre Transaktions- und Managementerfahrung gesammelt hat.
"Wir wollen das Geschäft mit Unternehmen ausbauen"
IZ: Welche Akzente wollen Sie bei JLL setzen?
Pörschke: Es wird keine Veränderung des Geschäftsmodells geben, die strategische Positionierung von JLL ist sehr gut. Es geht darum, in diesem Rahmen noch besser zu werden: Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft.
IZ: Wo sehen Sie Wachstumsmöglichkeiten?
Pörschke: Wenn die Annahme von der Zweiteilung des Marktes stimmt, wollen wir natürlich unseren Marktanteil stetig vergrößern. Das klassische Investment und Vermietungsgeschäft, das bei uns rund 50% ausmacht, bleibt Kerngeschäft und wir wollen es weiter ausbauen. Andererseits werden die nicht direkt transaktionsbezogenen Bereiche wie Property- und Asset-Management oder auch die Tätigkeit für Unternehmen zum Beispiel im Mietvertragsmanagement zunehmend an Bedeutung gewinnen.
IZ: JLL-Emea-Chef Christian Ulbrich hat Anfang 2011 angekündigt, den Anteil des Geschäfts mit Unternehmenskunden Emeaweit von 15% auf 40% auszubauen. Wo stehen Sie da in Deutschland?
Pörschke: Da haben wir noch einen langen Weg zu gehen. Wir wollen den Bereich sukzessive ausbauen. Prozentual ist der Anteil des Unternehmensgeschäfts im vergangenen Jahr nicht angestiegen, aber es ist auch nicht verwunderlich, dass in guten Marktphasen die volatilen Geschäftsfelder stärker wachsen.
"Ich rechne nicht mit Wachstumszahlen wie zuletzt"
IZ: Deutsche Unternehmen sind oft sehr konservativ, wenn es darum geht, die Kontrolle über den eigenen Immobilienbestand aus der Hand zu geben ...
Pörschke: Das kann man so nicht sagen. Die zurückhaltenden gibt es auch, aber gerade bei den klassischen Dax-Unternehmen wird sukzessive mehr outgesourct - wenn auch immer noch signifikant weniger als zum Beispiel bei US-Unternehmen.
IZ: Wenn Sie von Wachstum sprechen, inwieweit spielen Übernahmen da eine Rolle?
Pörschke: Übernahmen kommen infrage, sind aber nicht strategisch planbar. Wenn sich eine gute Gelegenheit bietet oder eine Gruppe talentierter Mitarbeiter sich entschließt, zu uns zu kommen, haben wir die Arme weit offen.
IZ: Ihr Vorgänger, Andreas Quint, hat in den beiden letzten Jahren mit einem Umsatzwachstum von 21% und 37% die Messlatte sehr hoch gelegt. Ist das eine Hypothek?
Pörschke: Überhaupt nicht, ich freue mich, dass JLL so gewachsen ist. Für dieses Jahr rechne ich aber nicht mit Wachstumszahlen in dieser Größenordnung, sondern mit einem leichten Wachstum. Wir bewegen uns in einem Umfeld, das nicht unproblematisch ist, und wären froh, wenn das Marktumfeld stabil bleibt.
IZ: JLL ist vergangenen Monat eine Kooperation mit der RWE Energiedienstleistung eingegangen. Was planen Sie hier?
"Das Geschäft mit Green Buildings wird sich enorm entwickeln"
Pörschke: Wir haben da die Energiewende im Fokus. Diese bedeutet auch, dass alle gewerblichen Immobilien nach- oder hochgerüstet werden müssen. Für uns ergibt sich hier ein enormer Wettbewerbsvorteil, mit einem der Marktführer im Bereich der Energiedienstleistung zusammenzuarbeiten. Internationale Kunden fragen zunehmend, "wie sieht es aus mit Eurer Kompetenz im Bereich Green Building?". Das Thema ist zwar in Deutschland noch ein Mauerblümchen, dieses Geschäft wird sich aber enorm entwickeln.
IZ: Mittlerweile ist es offiziell, dass die Eurohypo weitgehend abgewickelt und der Rest in die Commerzbank eingegliedert wird. Wie froh sind Sie, dass Sie zu JLL gewechselt sind?
Pörschke: Ich habe eine bewusste Entscheidung getroffen, dass ich JLL-Chef in Deutschland werden will, weil ich hier meine Zukunft sehe.
IZ: Herr Dr. Pörschke, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Peter Maurer.