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"Real Estate ist bei der BNP Kerngeschäft"

Seit Januar BNPP-RE-Chef in Deutschland: Piotr Bienkowski.

Seit Januar BNPP-RE-Chef in Deutschland: Piotr Bienkowski.

Bild: BNPP RE

Köpfe 26.04.2012
"Einer ist halb raus, zwei sind nachgerückt", so beschreibt BNP-Paribas- Real-Estate-Chef Piotr Bienkowski, warum die Deutschland-Geschäftsführung des Unternehmens nach dem Generationswechsel ... 

"Einer ist halb raus, zwei sind nachgerückt", so beschreibt BNP-Paribas- Real-Estate-Chef Piotr Bienkowski, warum die Deutschland-Geschäftsführung des Unternehmens nach dem Generationswechsel an der Spitze schon rein mathematisch stärker aufgestellt ist. Um rund 100 auf 600 könnte die Mitarbeiterzahl innerhalb von drei Jahren steigen, so sein ehrgeiziges Ziel. Wichtiger als Wachstum ist ihm jedoch profitables Wachstum. "Sinnlose Übernahmen", bei denen zwar Umsatz gewonnen, aber Geld verloren werde, kämen nicht infrage.

Immobilien Zeitung: Herr Bienkowski, Peter Rösler ist zum Jahreswechsel als Vorsitzender in den Aufsichtsrat gewechselt und Sie haben den Vorsitz der Geschäftsführung übernommen. Was hat sich dadurch bei BNP Paribas Real Estate (BNPPRE) geändert?

Piotr Bienkowski: In den letzten acht Jahren haben Peter Rösler als CEO und ich als sein Partner das Unternehmen geleitet, wir teilen uns seit zehn Jahren ein Büro und teilen es uns immer noch - insofern hat sich nicht allzu viel geändert. Peter Rösler hat seinen Schwerpunkt jetzt auf der strategischen Unterstützung des Unternehmens. Er hat sich ein Stück weit aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, ist aber nach wie vor für Mitarbeiter und Kunden präsent. Durch Marcus Zorn und Andreas Völker sind wir in der Geschäftsführung der operativen Holding personell sogar stärker aufgestellt. Rein mathematisch ist einer halb raus und zwei sind nachgerückt.

IZ: Und wie hat sich Ihre Rolle verändert?

Bienkowski: Ich arbeite stärker mit unseren französischen und englischen Kollegen bei der Betreuung großer Investment- und Vermietungsmandate zusammen und ich kümmere mich aktiver um strategische Fragen: Wo wollen wir bis 2015 hin?

IZ: Und wo wollen Sie hin?

Bienkowski: Wir wollen kontinuierlich wachsen. Wir haben jetzt knapp 500 Mitarbeiter, in drei Jahren könnten es 550 oder 600 sein, sofern wir die richtigen Leute finden.

IZ: Heißt das, Sie betreiben künftig eine aggressivere Rekrutierungspolitik?

Bienkowski: Nein. Wenn wir gute Leute finden, stellen wir die auch ein, aber wir werden nicht versuchen, Teams bei Wettbewerbern rauszukaufen. Die bindet man so nicht an sich, die sind beim nächsten größeren Scheck wieder weg. Unsere Philosophie setzt sehr stark auf internes Wachstum, weil man damit die Mitarbeiter besser bindet. Wir bilden jährlich ca. 30 Azubis aus, die meistens übernommen werden und dann die Möglichkeit zu Weiterbildungen erhalten.

IZ: Und in welchen Segmenten wollen Sie wachsen?

Bienkowski: Wir stellen quer durch unsere Palette an Dienstleistungen fast überall in Deutschland Mitarbeiter ein. Insbesondere das Geschäftsfeld Property-Management wollen wir sukzessive weiterentwickeln. In Europa gehören wir zu den größten Dienstleistern, in Deutschland sind wir mit rund 150 Mitarbeitern unter den Top Ten, aber hier gibt es noch Wachstumsmöglichkeiten. Wenn wir Unternehmen finden, die von ihrem Qualitätsanspruch und ihren Mitarbeitern zu unserem Denken passen, könnte ich mir hier auch Zukäufe vorstellen.

IZ: In welchen Geschäftsfeldern setzen Sie sonst noch Schwerpunkte?

Bienkowski: Ein gewisser Fokus liegt im Augenblick auf Retail-Vermietung und -Investment, weil wir da etwas unterrepräsentiert sind. Aber auch im klassischen Investmentgeschäft haben wir zuletzt aufgestockt. Zurückhaltender sind wir im Bewertungsbereich. Da gibt es einen starken Konsolidierungs- und Preisdruck, weil Portfoliotransaktionen und die daran hängenden Mandate fehlen. Hier wollen wir beobachten, wo der Markt hingeht. Aber wenn jetzt ein guter Bewerter um die Ecke kommt, würden wir ihn einstellen - fünf oder zehn aber eher nicht.

"Wir gefährden unsere Position nicht durch sinnlose Übernahmen"

IZ: BNPPRE hat die Achterbahnfahrt der letzten Jahre in der Personalpolitik nicht mitgemacht. Hat sich das ausgezahlt?

Bienkowski: 2008/2009, als die Krise richtig zugange war, haben wir auf Kurzarbeit gesetzt - wahrscheinlich sehr ungewöhnlich in der Branche. Als die Krise dann vorbei war, konnten wir wieder durchstarten, ohne uns um Mitarbeiterrekrutierung kümmern zu müssen, und hatten dann auch sehr erfolgreiche Jahre 2010/2011.

IZ: Vergangenes Jahr war Jones Lang LaSalle Deutschland mit einem Umsatzplus von 37% noch erfolgreicher und dürfte vom Umsatz her an Ihnen vorbeigezogen sein. Wie wollen Sie kontern, um wieder Nummer eins zu werden? Sind Übernahmen auch in anderen Bereichen als Property-Management möglich?

"Für uns in Deutschland war DTZ kein großes Thema"

Bienkowski: Ich bin nicht so ein Freund von diesem Spiel, dass wir jetzt kontern müssten. Die Kennziffer, wer macht den meisten Umsatz, ist in der Außendarstellung interessant, aber uns ist profitables Wachstum wichtig. Wenn wir einen Übernahmekandidaten finden, der von der Kultur und Mentalität zu uns passt, kann ich mir vieles vorstellen. Aber wir wollen unsere Position nicht durch sinnlose Übernahmen gefährden, bei denen wir dann feststellen: Ja, wir sind größer geworden, aber wir haben Geld verloren.

IZ: Inwieweit hat die Hängepartie um die DTZ-Übernahme das Unternehmen belastet?

Bienkowski: Für uns in Deutschland war das kein großes Thema.

IZ: Gab es keine Unruhe im Unternehmen? DTZ in Deutschland ist ja relativ gut aufgestellt, da hätte es doch wahrscheinlich Überschneidungen gegeben?

Bienkowski: Nein, eigentlich nicht. DTZ ist stark in den Bereichen Property-Management und Valuation, die hätten sehr gut zu uns gepasst. Auf der Marktseite gab es ja nicht so viele Leute, die hätten wir locker im positiven Sinne bei uns verkraftet - zumal einige da sowieso von uns kamen. In Deutschland hätten wir DTZ als positive Ergänzung gesehen, international wäre eine Übernahme ohnehin kein schlechter Zug gewesen.

"Die Bank will den Bereich Real Estate stärken, nicht verkaufen"

IZ: Nach der gescheiterten Übernahme sind Gerüchte aufgekommen, die BNP Paribas könnte den Bereich Real Estate verkaufen. Was ist da dran?

Bienkowski: Es gibt ein klares Statement vom Vorstandsvorsitzenden der BNP Paribas, Jean-Laurent Bonnafé, dass Real Estate innerhalb der Sparte Investment Solutions als Kerngeschäft gesehen wird und es keine Verkaufsabsichten gibt. Im Gegenteil, die Bank will den Real-Estate-Bereich sogar stärken. Es gibt zum Beispiel Expansionsideen in Richtung Asien.

IZ: Was ist da geplant?

Bienkowski: Die Bank ist in Asien mit rund 12.000 Mitarbeitern in den wichtigen Märkten sehr stark aufgestellt, gerade in der Vermögensverwaltung und im Investment-Banking. Beschlossen ist noch nichts, aber ich denke, dass wir aus der Bank heraus wachsen werden. Wir könnten den Kunden anbieten: "Wenn Ihr in Europa Immobilien kaufen wollt, können wir Euch mit der Qualität der BNP Paribas die Dienstleistungen anbieten, die Ihr dafür braucht."

IZ: Herr Bienkowski, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Peter Maurer.

Peter Maurer

"Wir werden 2012 nur noch leicht wachsen"

"Wir haben die Arme weit offen", betont JLL-Chef Pörschke im Hinblick auf
wechselwillige talentierte Mitarbeiter oder potenzielle
Übernahmekandidaten.

"Wir haben die Arme weit offen", betont JLL-Chef Pörschke im Hinblick auf wechselwillige talentierte Mitarbeiter oder potenzielle Übernahmekandidaten.

Bild: pm

Köpfe 26.04.2012
Die Jahre bei der Eurohypo waren für ihn die Ausnahme, der Wechsel zu Jones Lang LaSalle eine Rückkehr zum Kern der Immobilienbranche, erklärt Frank Pörschke im IZ-Interview den für manche ... 

Die Jahre bei der Eurohypo waren für ihn die Ausnahme, der Wechsel zu Jones Lang LaSalle eine Rückkehr zum Kern der Immobilienbranche, erklärt Frank Pörschke im IZ-Interview den für manche überraschenden Schritt. Bei JLL selbst sieht Pörschke noch viel Potenzial.

Immobilien Zeitung: Herr Dr. Pörschke, Sie waren zuletzt Vorstandssprecher bei der Eurohypo und sind als Quereinsteiger zu Jones Lang LaSalle (JLL) gekommen. Wie kam es zu diesem Schritt, der manche überrascht hat?

Frank Pörschke: Das verwundert nur, wenn man es oberflächlich betrachtet. Eigentlich war eher die Zeit in der Bank für mich die Ausnahme. Ich habe eine lange Immobilienkarriere hinter mir mit fast zehn Jahren Projektentwicklung bei der ECE und danach dreieinhalb Jahre bei der Commerz Real. Erst 2007 bin ich zur Eurohypo und damit in den Bankensektor gegangen. Für mich ist der Schritt zu JLL eine Rückkehr zum Kern der Immobilienbranche.

IZ: Und warum haben Sie sich für JLL entschieden? Im Zusammenhang mit Ihrem Namen wurde ja auch über einige andere Unternehmen spekuliert.

Pörschke: Ich wollte näher an den Kunden, näher an den Immobilien und näher an den Transaktionen sein und habe eine sehr unternehmerische Aufgabe gesucht. Das war ein wesentlicher Treiber für meine Entscheidung.

Timo Tschammlers Wechsel "sehr logisch"

IZ: Sie haben Ihre Berufslaufbahn als Berater bei McKinsey gestartet, hatten danach bei der ECE, der Commerz Real, der Eurohypo und jetzt JLL schon sehr unterschiedliche Betätigungsfelder. Ist es dieser Wandel der Aufgaben, der Sie antreibt?

Pörschke: Je nach Definition klingt mein Lebenslauf nach mehr oder weniger Wandel. Ich war zehn Jahre bei der ECE in unterschiedlichen Rollen und über sieben Jahre im Commerzbank-Konzern in unterschiedlichen Rollen. Aber es ist schon so, dass ich es interessant finde, wenn sich Aufgaben unterscheiden. Entweder, indem man ein Unternehmen oder einen Bereich weiterentwickelt oder indem man eine neue Rolle übernimmt.

IZ: Für Aufsehen gesorgt hat auch der anstehende Wechsel von DTZ-Deutschlandchef Timo Tschammler zu JLL als Verantwortlicher im Management Board für Investment und Vermietung für die Segmente Büro und Logistik.

Pörschke: Auch diese Personalie ist sehr logisch, wenn man sich näher damit beschäftigt. Es gibt eine Zweiteilung des Markts mit wenigen globalen Akteuren, die immer stärker werden, und kleinen, privat geführten Nischenunternehmen. Alle dazwischen werden es in den kommenden Jahren nicht leicht haben. Da ist die Anziehungskraft von einem Unternehmen wie JLL als größtem deutschen Immobiliendienstleister sehr groß. Daher macht es für Timo Tschammler viel Sinn, in das Führungsteam von JLL zu wechseln. Gleichzeitig ist das auch für JLL eine gute Nachricht, weil Timo Tschammler über viele Jahre Transaktions- und Managementerfahrung gesammelt hat.

"Wir wollen das Geschäft mit Unternehmen ausbauen"

IZ: Welche Akzente wollen Sie bei JLL setzen?

Pörschke: Es wird keine Veränderung des Geschäftsmodells geben, die strategische Positionierung von JLL ist sehr gut. Es geht darum, in diesem Rahmen noch besser zu werden: Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft.

IZ: Wo sehen Sie Wachstumsmöglichkeiten?

Pörschke: Wenn die Annahme von der Zweiteilung des Marktes stimmt, wollen wir natürlich unseren Marktanteil stetig vergrößern. Das klassische Investment und Vermietungsgeschäft, das bei uns rund 50% ausmacht, bleibt Kerngeschäft und wir wollen es weiter ausbauen. Andererseits werden die nicht direkt transaktionsbezogenen Bereiche wie Property- und Asset-Management oder auch die Tätigkeit für Unternehmen zum Beispiel im Mietvertragsmanagement zunehmend an Bedeutung gewinnen.

IZ: JLL-Emea-Chef Christian Ulbrich hat Anfang 2011 angekündigt, den Anteil des Geschäfts mit Unternehmenskunden Emeaweit von 15% auf 40% auszubauen. Wo stehen Sie da in Deutschland?

Pörschke: Da haben wir noch einen langen Weg zu gehen. Wir wollen den Bereich sukzessive ausbauen. Prozentual ist der Anteil des Unternehmensgeschäfts im vergangenen Jahr nicht angestiegen, aber es ist auch nicht verwunderlich, dass in guten Marktphasen die volatilen Geschäftsfelder stärker wachsen.

"Ich rechne nicht mit Wachstumszahlen wie zuletzt"

IZ: Deutsche Unternehmen sind oft sehr konservativ, wenn es darum geht, die Kontrolle über den eigenen Immobilienbestand aus der Hand zu geben ...

Pörschke: Das kann man so nicht sagen. Die zurückhaltenden gibt es auch, aber gerade bei den klassischen Dax-Unternehmen wird sukzessive mehr outgesourct - wenn auch immer noch signifikant weniger als zum Beispiel bei US-Unternehmen.

IZ: Wenn Sie von Wachstum sprechen, inwieweit spielen Übernahmen da eine Rolle?

Pörschke: Übernahmen kommen infrage, sind aber nicht strategisch planbar. Wenn sich eine gute Gelegenheit bietet oder eine Gruppe talentierter Mitarbeiter sich entschließt, zu uns zu kommen, haben wir die Arme weit offen.

IZ: Ihr Vorgänger, Andreas Quint, hat in den beiden letzten Jahren mit einem Umsatzwachstum von 21% und 37% die Messlatte sehr hoch gelegt. Ist das eine Hypothek?

Pörschke: Überhaupt nicht, ich freue mich, dass JLL so gewachsen ist. Für dieses Jahr rechne ich aber nicht mit Wachstumszahlen in dieser Größenordnung, sondern mit einem leichten Wachstum. Wir bewegen uns in einem Umfeld, das nicht unproblematisch ist, und wären froh, wenn das Marktumfeld stabil bleibt.

IZ: JLL ist vergangenen Monat eine Kooperation mit der RWE Energiedienstleistung eingegangen. Was planen Sie hier?

"Das Geschäft mit Green Buildings wird sich enorm entwickeln"

Pörschke: Wir haben da die Energiewende im Fokus. Diese bedeutet auch, dass alle gewerblichen Immobilien nach- oder hochgerüstet werden müssen. Für uns ergibt sich hier ein enormer Wettbewerbsvorteil, mit einem der Marktführer im Bereich der Energiedienstleistung zusammenzuarbeiten. Internationale Kunden fragen zunehmend, "wie sieht es aus mit Eurer Kompetenz im Bereich Green Building?". Das Thema ist zwar in Deutschland noch ein Mauerblümchen, dieses Geschäft wird sich aber enorm entwickeln.

IZ: Mittlerweile ist es offiziell, dass die Eurohypo weitgehend abgewickelt und der Rest in die Commerzbank eingegliedert wird. Wie froh sind Sie, dass Sie zu JLL gewechselt sind?

Pörschke: Ich habe eine bewusste Entscheidung getroffen, dass ich JLL-Chef in Deutschland werden will, weil ich hier meine Zukunft sehe.

IZ: Herr Dr. Pörschke, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Peter Maurer.

Peter Maurer